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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Die Feldhasen

Die Feldhasen-Population ist konstant und die Ostereier-Auslieferung gesichert. Doch was macht das Osterhuhn? Und könnte der Weihnachtshase bald dem Schoko-Nikolaus den Rang ablaufen? Eine Glosse von Ulrike Nikola.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 26.03.2024

Ostern ist gerettet! Die gute Nachricht lautet: Alle Osternester werden termingerecht gefüllt und hinter Sträuchern und Bäumen werden am Ostersonntag viele bunte Ostereier auf suchende Kinder warten. Dank sei dem Feldhasen, der für Nachschub sorgt. Nachschub für´s Osterfest, aber auch Nachschub in den eigenen Reihen. Denn die hohe Feldhasen-Population sei konstant – vermeldet der deutsche Jagdverband. Da kam anscheinend schon seit Längerem kein Jäger mit dem Schießgewehr mehr vorbei. Und das Häschen in der Grube saß und schlief - nicht nur, denn Häsin und Rammler nutzten die Schäferstündchen durchaus aktiv.

Damit ist die Bahn also frei: Die Ostereier können rechtzeitig ausgeliefert werden - allen Streiks und höheren Gehaltsforderungen zum Trotz. Es gibt auch keine Liefer-Debatten im Bundestag und so steht dem heimischen Oster-Frieden nichts im Wege. Doch eine existentielle Frage bleibt trotz Hasen-Bevölkerungsrekord auf Feldern und Wiesen: Warum gibt es eigentlich überhaupt den Osterhasen und nicht das Osterhuhn?

Anscheinend herrscht in diesem österlichen Sektor akribische Arbeitsteilung, die eine produziert, der andere teilt aus. Jeder konzentriert sich eben auf seine Kernkompetenz. Die eine kann gut Eier legen, der andere rennt gerne. Und beide arbeiten gerade im Akkord.

Der Igel behält gelassen den Überblick und lässt andere flitzen

Wer jedoch schlau ist, macht es wie der Igel: Er bleibt einfach hocken und ruft jedes Mal, wenn einer vorbei gerannt kommt: Ich bin schon da! Das nennt sich cleveres Management, denn der Igel behält gelassen den Überblick und lässt andere flitzen. Die Moral von der Geschicht: der Klügere gewinnt und die Fleißigen schuften bis zum Umfallen. Kapitalistische Strukturen gibt es eben auch im Tierreich.

Und um viel Kapital geht es auch im Ostergeschäft: Rund 240 Millionen Schoko-Osterhasen werden in Deutschland produziert. Weitaus mehr als es Schoko-Weihnachtsmänner zum Fest der Liebe gibt. Vielleicht liegt es daran, dass der Heißhunger auf Süßes nach der Fastenzeit besonders groß ist? Oder, dass man dem Schoko-Weihnachtsmann nicht so schön an den Ohren knabbern kann?

Vielleicht läuft der Weihnachtshase bald dem Schoko-Nikolaus den Rang ab und legt sich unterm Christbaum nieder. Aber nein, der Hase rennt ja die ganze Zeit und wie der Hase läuft, das wissen meistens alle anderen viel besser. Jetzt aber erstmal: Schöne Ostern!


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