Bayern 2 - radioWissen


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"Springen möcht' ich!"

Von: Christian Sepp / Sendung: Carola Zinner

Stand: 08.04.2014 | Archiv

Annette von Droste Hülshoff | Bild: picture-alliance/dpa
Literatur und MusikMS, RS, Gy

Zu Lebzeiten fand sie als schreibende Frau kaum Anerkennung, heute gilt sie als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen: Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848). Ihr Ruhm basiert vor allem auf ihrer Novelle "Die Judenbuche".

Ihr Leben

Anna Elisabeth Franzisca Freiin von Droste zu Hülshoff kam am 12. Januar 1797, andere Quellen geben den 10. Januar an, auf dem Wasserschloss Hülshoff in der Nähe von Münster zur Welt. Sie stammte aus altwestfälischem, katholischem Adel und war das zweite von vier Kindern des Freiherrn Clemens August von Droste zu Hülshoff und dessen Ehefrau Therese, aus dem Geschlecht derer von Haxthausen. Durch eine zu frühe Geburt war Annette, wie sie in der Familie genannt wurde, als Kind und als Jugendliche oft kränklich, hinzu kam eine extreme Kurzsichtigkeit, so dass sie ein sehr zurückgezogenes Leben führte. Als 1826 der Vater starb, übernahm der Bruder den Familienbesitz. Annette, die ihr Leben lang nicht heiratete, zog zusammen mit ihrer älteren Schwester Jenny und ihrer Mutter auf deren Witwensitz, dem Landgut Haus Rüschhaus in Gievenbeck bei Münster. So sahen es die gesellschaftlichen Regeln des 19. Jahrhunderts vor. 1841 besuchte Annette von Droste-Hülshoff zum ersten Mal ihre ältere Schwester auf Schloss Meersburg am Bodensee, das Jennys Ehemann Joseph von Laßberg kurz zuvor erworben hatte und das zum Dreh- und Angelpunkt einer neuen Welt für sie wurde. Ihrem Schwager vermittelte sie auch ihren literarischen Gesprächspartner, den Schriftsteller Levin Schücking, als Bibliothekar. Die gemeinsamen Monate mit Schücking in Meersburg brachten für die Dichterin eine kreative Schaffensphase. Nach längerer Krankheit verstarb Annette von Droste-Hülshoff im Alter von 51 Jahren am 24. Mai 1848 auf Schloss Meersburg. 

 

Ihr Werk

Annette von Droste-Hülshoff stand ihr Leben lang in brieflichem Kontakt mit vielen intellektuellen Zeitgenossen, wie beispielsweise den Gebrüdern Grimm, und nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst. Ihr erster Gedichtband, der 1839 erschien, war jedoch kein Erfolg. Nur 64 Exemplare davon verkauften sich. Ihren ersten Erfolg hatte sie Levin Schücking zu verdanken, der sich dafür einsetze, dass Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" 1842 in mehreren Folgen im "Morgenblatt für gebildete Leser", dem führenden deutschen Literaturblatt seiner Zeit, erschien. Das Psychogramm eines Mörders, das Droste-Hülshoff in der "Judenbuche" entwarf, war für die damalige Zeit einzigartig und setzte Maßstäbe in der Literaturgeschichte. Ebenso wie ihre Ballade "Der Knabe im Moor", die ebenfalls 1842 erstmals im "Morgenblatt" erschien. Die Ballade thematisiert das Verhältnis des Menschen zur Natur anhand des gefahrvollen Heimweges eines Jungen durch ein Moor. Verschiedene Geistererscheinungen versetzen ihn in Panik, am Ende sieht er jedoch ein Licht und ist dem Moor entkommen. Mit ihren Texten weist Annette von Droste-Hülshoff weit über ihre Zeit hinaus. Ihr eigenes dichterisches Selbstverständnis hat sie einmal so zusammengefasst: "ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden".


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