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Ernst Rowohlt Glossar

Stand: 02.09.2008 | Archiv

BegriffErklärung
AnthologieAus dem Griechischen = "Blumenlese". Sammlung von Gedichten, kleinen Geschichten oder anderer Kurzprosa.
dezimierenAus dem Lateinischen: decimare = "den Zehnten bestrafen". Bedeutete ursprünglich als römische Militärstrafe: jeden zehnten Mann hinrichten. Später allgemein: vermindern, verringern, starke Verluste beibringen.
Eiserner VorhangSpezieller Vorhang im Theater, der den Zuschauerraum von der Bühne abtrennt und diesen im Ernstfall besonders vor Feuer- und Rauchentwicklung auf der Bühne schützen kann. Der Begriff gilt als Sinnbild (von W. Churchill 1946 geprägt) für die von der UdSSR nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs praktizierte Abschließung ihres Machtbereichs (besonders in Europa).
Erster WeltkriegBegann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreichs an Serbien. Auslöser war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo (Serbien) wenige Wochen zuvor. Das Deutsche Reich trat nur 3 Tage später an der Seite Österreichs in den Krieg ein. Entschieden wurde der Erste Weltkrieg nicht zuletzt wegen des Kriegseintritts der USA am 2. April 1917 auf Seiten der Alliierten (gegen Österreich und Deutschland). Beendet wurde der Krieg durch die Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918.
Expressionismus / expressionistische LiteraturLiterarische Strömung, des 20. Jh. (etwa 1910-1925). Der Expressionismus richtete sich mit seiner Forderung nach "menschlicher Wahrhaftigkeit" gegen Industrialisierung, Kapitalismus und Militarismus und setzte ihnen Sozialismus und Pazifismus entgegen. Ein Charakteristikum der expressionistischen Literatur ist ihre "expressive", d.h. ausdrucksbetonte Sprachform, die in der Prosa z. B. durch die Vielfalt von Worthäufungen, stammelnde Rede, Exklamationen und Satzfetzen, in der v.a. Lyrik durch extreme Versfreiheit zum Ausdruck kommt . Als bekannteste Vertreter des Expressionismus in der Literatur gelten Gottfried Benn, Franz Kafka, Carl Sternheim, Alfred Döblin, Ernst Toller, Georg Trakl, Else Lasker-Schüler und Johannes R. Becher.
GalionsfigurAuch Gallionsfigur. Figur an der sog. Galion, dem Vorbau am Bug älterer Schiffe. Allgemein: eine zugkräftige Person, die als Repräsentant einer Partei, einem Verein o. ä. gilt.
lavierenAus der Schifffahrt: gegen den Wind segeln. Allgemein: sich durch Schwierigkeiten hindurchmogeln, geschickt vorgehen, sich mit Glück oder Geschicklichkeit über die Runden bringen.
November-RevolutionWirtschaftliche Not, Orientierungslosigkeit und Kritik an der Kriegspolitik der Regierung führten im November 1918 zu einer Reihe von Aufständen und Revolutionen in Deutschland. In vielen deutschen Städten bildeten sich örtliche Regierungen aus Arbeitern und Soldaten. In München wurde der König gestürzt (7. November 1918) und in Berlin der deutsche Kaiser (9. November 1918). In den folgenden Wochen und Monaten wurde ein demokratischen System etabliert: die Weimar Republik.
RepublikanerAnhänger einer Republik (= Volksstaat), d.h. einer Staatsform, bei der vom Volk auf Zeit gewählte Vertreter die Regierung bilden.
Rowohlts RotationsromaneUm der steigenden Nachfrage nach billigen Büchern in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und der Währungsreform von 1948 nachzukommen, entwickelte Ernst Rowohlt zusammen mit seinem Stiefsohn Heinrich Maria Ledig-Rowohlt die sog. "Rowohlts-Rotations-Romane". Ihr Ziel war es, möglichst viel Text auf möglichst wenig Papier für möglichst wenig Geld zu verkaufen. So wurden die großen Romane der Weltliteratur im Rotationsverfahren (beim Zeitungsdruck angewandtes Rolldruckverfahren) auf stark holzhaltigem Papier gedruckt und als ungebundene und ungeheftete Hefte in Zeitungsformat zu 50 Pfennig das Stück verkauft. Auf diesen Heften wurden in den 50er-Jahren die ersten Taschenbücher des Rowohlt Verlags, die sich noch heute unter dem Namen ro-ro-ro einer großen Beliebtheit erfreuen.
SortimentsbuchhandelEinzelhandel, der Bücher, die meist selbst eingekauft werden, in kleinen Mengen vertreibt
TantiemeVergütung, die ein Verlag einem Autor als Beteiligung an den Gewinnen zahlt
WaschzettelWar ursprünglich ein Auftragszettel für die Wäscherei. Heutzutage wird mit diesem Begriff der Zettel des Verlegers bezeichnet, auf dem er sich eine kurze Inhaltsangabe (gegebenenfalls auch den Zweck) des Buches notiert hat, um es auf Besprechungen vortragen zu können. Der Inhalt des Zettels findet sich später meist als Klappentext auf dem Schutzumschlag des Buches wieder.

Personen

NameWerdegang
Arnold, Karl (1901-1958)Als Facharbeiter war er in der christlichen Gewerkschaftsbewegung aktiv und 1945 einer der CDU-Mitbegründer im Rheinland. Von 1947-58 amtierte er als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Bronnen, Arnolt (1895-1959)Österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker. Als sein wichtigstes Werk neben einigen Erzählungen gilt das expressionistische Drama "Vatermord"(1920), das in dialektaler Sprache verfasst ist.
Büchner, Georg (1813-1837)Dt. Schriftsteller. Angesichts der drückenden Not der damaligen Bevölkerung geriet er sehr bald in revolutionäre Kreise, wo er 1834 mit der Flugschrift "Der Hessische Landbote", mit dem berühmten Untertitel "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!", für Aufruhr sorgte. Trotz polizeilicher Verfolgung schrieb er noch im selben Jahr das Revolutionsdrama "Dantons Tod", nach seiner Flucht nach Strassburg dann die Novelle "Lenz" (1839), die Komödie "Leonce und Lena" (1842) und das Dramen-Fragment "Woyzeck" (1877). Diese Werke Büchners zählen zu den bedeutendsten Werken der literarischen Bewegung des so genannten "Jungen Deutschland".
Dehmel, Richard (1863-1920)Dt. Schriftsteller, der v.a. durch seine stark an Nietzsche angelehnte sozialrevolutionäre Lyrik bekannt wurde. Zusammen mit seiner Frau Paula entwickelte er zudem ein starkes Interesse an der Schaffung von künstlerischen Kinderbüchern.
Eulenburg, Herbert (1876-1949)Dt. Schriftsteller, Autor verschiedener historischer Dramen wie z. B. "Anna Walewska" (1899) und "Belinde" (1912), aber auch gesellschaftskritischer Romane und Erzählungen. Bekannt wurde er aber vornehmlich durch seine Biografien großer Persönlichkeiten (z.B. "Schattenbilder" (1910).
Fallada, Hans (1893-1947)Dt. Schriftsteller, der mit bürgerlichem Namen Rudolf Ditzen hieß. Zu seinen bekanntesten Werken zählt man seine zeitkritischen Romane "Kleiner Mann, was nun?" (1932), "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" (1934), "Wolf unter Wölfen"(1937) und "Jeder stirbt für sich allein"(1947), in denen er jeweils das Schicksal von Personen der unteren Schichten in der Zwischenkriegszeit darlegt.
Greene, Graham (1904-1991)Englischer Schriftsteller, Journalist und Filmkritiker. Die Helden seiner Romane und Dramen werden meist durch Begehung einer Sünde zwischen Selbstverwirklichung und ihrem christlichen Glauben hin- und hergerissen. Durch die Gestaltung seiner Werke mit moderner Erzähltechnik übte Greene einen großen Einfluss auf die europäische sog. "katholische Literatur" aus. Wichtigsten Werke: "The man within" (1929), "The Power and the glory" (1940), "The heart of matter" (1948), "The end of the affair" (1951), "The third man" (1951), "The living room" (1953), "The potting shed" (1957), "The complaisant lover" (1959).
Hasenclever, Walter (1890-1940)Dt. Schriftsteller, der v.a. durch sein revolutionäres expressionistisches Drama "Der Sohn" (1914) berühmt wurde, das durch den dargestellten Vater-Sohn Konflikt grundlegend für die spätere Thematik der Expressionisten wurde. Andere wichtigen Werke von Hasenclever sind die Tragödie "Antigone" (1917) und seine Komödien "Ein besserer Herr" (1927) und "Ehen werden im Himmel geschlossen" (1928).

Hemingway, Ernest (1899-1961)

Amerikanischer Schriftsteller, der viele Jahre als Reporter und Auslandskorrespondent im Nahen Osten, in Spanien während des Spanischen Bürgerkriegs sowie in Frankreich arbeitete. Die Erlebnisse und Eindrücke dieser Zeit spiegeln sich in seinem Roman "For whom the bell tolls" (1940) wieder. Seine sachliche, verknappte, nüchterne Sprache wurde zum Vorbild für viele europäische Autoren. Hemingway, dem sein literarisches Schaffen dazu diente, Sinnlosigkeit, Indifferenz und innere Leere von sich abzuwenden, hinterließ Romane wie "The sun also rises" (1926), "To have and have not"(1937) und "Across the river and into the trees" (1950) sowie Erzählungen wie "In our time"(1925), "The torrents of spring" (1926), "Men without women (1927), "Death in the afternoon" (1932) und "The old man and the sea" (1952).

Hergesheimer, Joseph (1880-1954)

Amerikanischer Schriftsteller. Er wurde vor allem durch seine Liebes- und Gesellschaftsromane wie "The three black pennies" (1917), "Cytherea" (1922), "Tampico" (1926), "The party dress" (1930), "The limestone tree" (1931) und "Tropical winter" (1933) bekannt.

Heuss, Theodor (1884-1963)

Dt. Politiker und Schriftsteller. War neben seiner Tätigkeit als Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin lange Zeit politisch in der Deutschen Demokratischen Partei aktiv bis er während des Nationalsozialismus von der politischen Bühne verbannt wurde und ihm unter den wachsamen Augen der Obrigkeit nunmehr publizistische oder schriftstellerische Tätigkeiten blieben. Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes leistete Heuss enorme Arbeit am politischen Wiederaufbau Deutschlands. So wurde er 1945-46 Kultusminister von Baden-Württemberg und 1946 Vorsitzender der Demokratischen Volkspartei, bis er von 1946-59 als erster deutscher Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland seine politische Karriere krönen konnte.

Hofmannsthal, Hugo von (1874-1929)

Österreichischer Schriftsteller, der nach seiner Begegnung mit Stefan George bis 1905 dem so genannten George Kreis angehörte. Er verdiente als freier Schriftsteller und Mitherausgeber der Zeitschrift "Morgen" und der "Neuen deutschen Beiträge" (1922-1924) seinen Lebensunterhalt und brachte mit seinen literarischen Werken den Geist des Fin-de-siècle zum Ausdruck. Als seine bedeutendsten Werke werden neben seinen Gedichten ("Ausgewählte Gedichte" (1903) und Dramen ("Gestern" (1891), "Der Tod des Tizian" (1892), "Elektra" (1903), "Der Rosenkavalier" (1911)) vor allem seine Erzählungen "Das Märchen der 672. Nacht" und "Ein Brief" (beide 1905) angesehen.

Kästner, Erich (1899-1974)

Dt. Schriftsteller. Neben seinem wohl bekanntesten Roman "Fabian" (1931), schrieb Kästner auch sarkastische Gedichte und Jugendbücher (Emil und die Detektive" (1929), "Pünktchen und Anton" (1931), "Das fliegende Klassenzimmer" (1933)) und das Drehbuch zum Film "Münchhausen" (1943).

NameWerdegang
Kipling, Rudyard (1865-1936) Englischer Schriftsteller, der als der Meister des Genres Kurzgeschichte gilt. Er wurde v.a. durch seine Tiergeschichten in "Jungle books" (1894/1895) berühmt.
Kokoschka, Oscar (1886-1980)Österr. Maler. Gilt als einer der wichtigsten expressionistischen Maler. Seine Bilder legen die Erfahrungen und Eindrücke bloß, die er ab 1935 während einer Vielzahl von Reisen sammeln konnte. Neben der Malerei schrieb Kokoschka aber auch mehrere ebenfalls expressionistische Dramen und Erzählungen ("Sphinx und Strohmann" (1907), "Der brennende Dornbusch" (1911), "Der gefesselte Kolumbus" (1916), "Spur im Treibsand" (1956).
Lewis, Sinclair (1885-1951)Amerikanischer Schriftsteller (eigentlich: Harry Sinclair Lewis), der vor allem für seine psychologisch-realistischen, satirisch geprägten Romane ("Main Street" und "Babbitt" (1920 und 1922 auf Deutsch erschienen) bekannt ist. 1930 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Musil, Robert (1880-1942)Öster. Schriftsteller, der zunächst Maschinenbau, später dann Philosophie und Psychologie studierte. Nach einer kurzen Beamtenlaufbahn in Wien versuchte er sich als freier Schriftsteller in Berlin, Wien und ab 1939 in der Schweiz. Als sein Hauptwerk gilt neben dem Pubertätsroman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" (1906) der zweibändige Roman "Der Mann ohne Eigenschaften"(1. Teil 1930, 2. Teil 1933) der aber unvollendet blieb.
Rathenau, Walther (1867-1922)Dt. Schriftsteller und Politiker, der sich besonders mit den wirtschaftlichen und sozialen Problemen seiner Zeit befasste, die er in seinem schriftstellerischen Werk mit philosophischen Fragestellungen zu analysieren versuchte. Nach dem 1. Weltkrieg wurden seine politischen Aktivitäten immer bedeutender. So war er in der Weimarer Republik als deutscher Außenminister am Wiesbadener Abkommen und am Vertrag von Rapallo beteiligt. Sein Hauptanliegen war dabei den Reparationsforderungen der Siegermächte an Deutschland so weit wie möglich nachzukommen, weswegen er - und weil er Jude war - 1922 auf einer Fahrt ins Auswärtige Amt von zwei rechtsextremen Mitgliedern der Organisation Consul ermordet wurde.
Rezzori , Gregor von (1914-1998)Schriftsteller, der vornehmlich für seine humor- und fantasiereichen Erzählungen wie z. B. "Maghrebin. Geschichten" (1953) und "1001 Jahr Maghrebinien" (1967) und Romane wie "Oedipus siegt bei Stalingrad (1954), "Ein Hermelin in Tschernopol" (1958), "Der Tod meines Bruders Abel" (1976) und "Greif' zur Geige, Frau Vergangenheit" (1978) bekannt ist.
Salomon, Ernst von (1902-1972)Dt. Schriftsteller. Schrieb einige Romane, darunter auch den autobiografischen Roman "Die Geächteten" (1930). 1922 wurde er wegen Komplizenschaft an der Ermordung von Walter Rathenau verhaftet und zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Schleich, Carl Ludwig (1859-1922)Schriftsteller und Arzt, der eine neue Form der örtlichen Betäubung, die Infiltrationsanästhesie, erfand.
Slezak, Leo (1873-1946)Kammersänger (Tenor) und Schauspieler. War von 1901-26 ständiges Mitglied der Wiener Oper und spielte in zahlreichen Filmen mit wie z. B. "Fürstin Alexandra", "Freut Euch des Lebens", "Ihr größter Erfolg", "Die blonde Carmen" und "Die lustigen Weiber von Windsor".
Sternheim, Carl (1878-1942)Dt. Schriftsteller, der als einer der wichtigsten deutschen Expressionisten gilt. Sternheim ist besonders für seinen extrem satirischen Dramenstil bekannt. Wichtigste Dramen: "Don Juan" (1909), "Die Hose" (1911), "Die Kassette" (1912), "Bürger Schippel" (1913), "Der Snob" (1914) und "Das leidende Weib"(1915).
Tucholsky, Kurt (1890-1935) Dt. Schriftsteller, der auch unter den Pseudonymen Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Peter Panter und Kaspar Hauser auftrat. Gilt als extrem satirischer Kritiker seiner Zeit. Ein Teil seiner Werke ist auch in Mundart verfasst. Einige seiner Werke: "Träumereien an preuß. Kaminen" (1920), "Das Lächeln der Mona Lisa" (1929), "Deutschland, Deutschland über alles" (1929) und "Lerne lachen ohne zu weinen" (1931).
Wolfe, Thomas Clayton (1900-1938)Amerikanischer Schriftsteller, der auch als Dozent für englische Literatur am Washington Square College der New York University arbeitete. Sein eigenes schriftstellerisches Werk umfasst die zwei vollendeten Romane "Look homeward Engel" und "Of time and the river", die 1929 und 1935 auf dt. erschienen.
Wolff, Kurt (August Paul) (1887-1963)Verlagsbuchhändler. Wurde 1908 zunächst in den Ernst Rowohlt Verlag aufgenommen, der später zum Kurt Wolff Verlag wurde. Bevor Wolff 1924 den Verlag Pantheon Casa Editrice S.A. in Florenz gründete, wurde 1921 der Hyperion-Verlag von Wolff übernommen. In den 30e-Jahren wurden seine Verlage in Deutschland aufgelöst, da Wolff in die U.S.A. auswanderte um dort erneut einen neuen Verlag zu gründen: den Pantheon Books Verlag.

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