Bayern 2 - radioWissen


11

Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 20.02.2014 | Archiv

Vorarbeit

Die Sendung kann genutzt werden im Rahmen einer größeren Einheit von etwa 26 Stunden, die einen Überblick über Heines Lyrik bietet. Diese sollte dann auch einen Vergleich zu anderen Werken der Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier und Vormärz anbieten, um zum einen Heines Sonderstellung deutlich zu machen und zum anderen ergibt sich dadurch ein sinnvoller Anlass, mit den Schülern einen Epochenüberblick zu erarbeiten.

Themen dieses Unterrichtsvorhabens könnten sein:

  • Die kontroverse Diskussion über Heine in Deutschland anhand unterschiedlicher Bewertungen/Zeitgeschichtlicher Hintergrund/Biographie
  • Die Liebesthematik im Buch der Lieder
  • Heines Verhältnis zur Lyriktradition
  • Heines Erleben des Antisemitismus
  • Die "Loreley" als Beispiel eines mehrdeutigen und daher oft missverstandenen Gedichts aus dem Buch der Lieder
  • Heine und die zeitgenössische Tendenzpoesie
  • Heines scharfe satirische Kritik am preußischen König
  • Heines sozialkritisches Engagement anhand eines exemplarischen Gedichtes
  • "Deutschland. Ein Wintermärchen"

Natürlich kann auch nur das Wintermärchen als exemplarisch für Heine gelesen werden. Das verändert natürlich den Umgang mit dem Hörfunkbeitrag. Dem soll im Folgenden Rechnung getragen werden. Begleitend sollte natürlich auch der Text des Wintermärchens in den Schülerhänden sein.

Einsatz im Unterricht

1. Hörsequenz  [00:00-04:22]

Der Beitrag wird in mehreren Etappen gehört. Die erste Hörsequenz geht bis "Und meine heißen Tränen fließen" (Manuskript Seite 3 oben, Zeit: 00:00-04:22). Kurse, die selbstständiges Arbeiten gewohnt sind, sollen sich an dieser Stelle während des Hörens Notizen zu den wesentlichen Informationen des Textes machen und im Anschluss an das Hören des Beitrages gebeten werden, in Kleingruppen von jeweils höchstens vier Mitgliedern die Informationen zu systematisieren. Dabei sollen sie Kategorien finden, unter denen bestimmte Informationen eingeordnet werden können. Solche Kategorien wären z.B. Biographisches, Literaturhistorisches und Historisches. Bei Lerngruppen, die ohne den Vorlauf an den Beitrag herangehen, ist es sinnvoll, die Kategorien auf dem Arbeitsblatt 1 den Schülern zur Verfügung zu stellen. Die Schüler sollen nach dem Hören in 4er-Gruppen ihre Ergebnisse des Hörauftrags vergleichen und die Analyse des Gedichtes "Seegespenst" vornehmen.

2. Hörsequenz [04:22-06:55]

In der nächsten Stunde soll zunächst nur der Beginn des Wintermärchens eingespielt werden bis "Recht angenehm verblute" (S. 3 Mitte, 04:22-04:57). In Gruppenarbeit oder im Unterrichtsgespräch soll dann die Stimmung des lyrischen Ichs herausgestellt werden, das stärkeres Herzklopfen und feuchte Augen bekommt und Rührung empfindet. Kontrastierend soll dazu dann der auf Arbeitsblatt 2 angegebene Text, der im Wintermärchen direkt darauf folgt, gelesen und in Gruppenarbeit erarbeitet werden.

Als Bestätigung und Weiterführung der Arbeitsergebnisse wird dann bis Seite 4 (bis "Den Engeln und den Spatzen" 06:55) weitergehört. Die hier zitierten Strophen können als das politische "Glaubensbekenntnis" Heines bezeichnet werden und sollen ebenfalls anhand des Arbeitsblattes 2 weiterbearbeitet werden.

3. Hörsequenz [06:55-13:50]

Im Folgenden hören die Schüler bis 08:16 ("Des letzten Manns Gebein!" S. 5 unten ). Nach einem Austausch über das Gehörte bekommen sie als Begleitmaterial (Arbeitsblatt 3) den Text von Caput III mit Arbeitsaufträgen ausgehändigt, um Heines Kritik an Preußen zu erarbeiten.

Von hier aus liegt nahe, sich mit Heines Kritik am deutschen Nationalismus zu beschäftigen. Es wird als nächster Abschnitt bis 13:50 ("Gehn die armen Herzen einsam unter!" S. 9 oben) gehört. Die Schüler bekommen den Auftrag, die wichtigsten Themen – Nationalismus, Umgang mit Andersdenkenden (Bücherverbrennung!), Verklärung des Mittelalters in nationalistischer Absicht, Weiterbau des Kölner Doms als nationalistisches Monument  – zu notieren und im Anschluss an das Gehörte zusammenzutragen. Dazu ist es hilfreich entscheidende Textstellen aus dem Wintermärchen zusammen zu lesen.

4. Hörsequenz [13:50-21:39]

Der nächste Abschnitt, der gehört werden soll, geht bis 21:39 ("Gerechtigkeit war", S. 13 mitte). Es ist ratsam an dieser Stelle, die entsprechenden Passagen (Capita XIV – XVII) zu lesen. Mit dem entsprechenden Arbeitsauftrag, in Kleingruppen die unterschiedlichen Wertungen Barbarossas zu erarbeiten, muss natürlich für diesen Arbeitsschritt einige Zeit eingeräumt werden (mindestens eine Doppelstunde). Während des Vortrags und der Besprechung können die Arbeitsergebnisse dann an der Tafel festgehalten werden. Dabei sollte zum einen deutlich werden, dass zwar die volkstümlich Fassung durchaus Fortschrittliches enthält – Eintreten Barbarossas für die Rechte des Volkes -, dass aber gleichwohl Barbarossa demontiert wird, indem auf eine Erlösung des Volkes durch sich selbst ohne den Kaiser abgehoben wird. Letztlich wird auch das "wahre Mittelalter" dem reaktionären Kult des Mittelalters durch u.a. die Romantik gegenübergestellt.

Als vertiefende (Haus-)Arbeit sollen die Schüler schließlich noch folgende Erörterung verfassen:

"Heine enthüllt den historischen Widerspruch, der in der deutschen Kaiser-Sage und darüber hinaus in der Idee des Kaisertums steckt. Wie soll ein absoluter Herrscher, der selbst der Gerechtigkeit nicht unterliegt, gerecht sein?"

Erläutern Sie diese Aussage vor dem Hintergrund des Ausschnitts aus der Hörfunksendung.

5. Hörsequenz [21:39-23:22]

Der restliche Teil des Hörfunkbeitrags wird schlussendlich noch zur Abrundung ohne besondere Bearbeitung gehört.

Nacharbeit

Als Ergänzung zu dem bisher Erarbeiteten sollte nun noch Heines Kritik am Bürgertum anhand der Capita XX bis XXVI erarbeitet werden. Dieses sollte in arbeitsteiliger Partner- oder Gruppenarbeit geschehen. Hierbei sollte Heine zentrale Kritik herausgearbeitet werden: Das Engstirnige, das Reaktionäre und Profitgierige, das das Klima im deutschen Bürgertum prägte. Diese verfaulte alte Gesellschaft müsse verschwinden, ohne dass Heine das Negative an einer Revolution übersieht. Möglich wäre an dieser Stelle noch ein Vergleich mit Auszügen aus Wolf Biermanns "Wintermärchen" und seiner Kritik an deutschen Zuständen. Sinnvoll ist es auch zum Schluss mit den Schülern darüber ins Gespräch zukommen, inwiefern sie dieses Unterrichtsvorhaben als erfolgreich oder auch nicht betrachten.


11