Von der Gebrechlichkeit der Welt
Deutsch und Literatur | Gy |
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"Kleist (war) ein nicht zu dämpfender Feuergeist, der Exaltation selbst bei Geringfügigkeiten anheim fallend, unstet, aber nur dann, wenn es auf Bereicherung seines Schatzes von Kenntnissen ankam, mit einer bewundernswerten Auffassungsgabe ausgerüstet, von Liebe und warmem Eifer für das Lernen beseelt; kurz der offenste und fleißigste Kopf von der Welt, dabei aber auch anspruchslos", urteilt sein erster Erzieher, der Hauslehrer Christian Ernst Martini über den jungen Heinrich von Kleist.
"Es ist möglich, dass ich es für ratsam halte, ein Amt zu suchen, und ich hoffe, dass es mir dann leicht werden wird, mich für das Besondere eines Amtes zu bilden, wenn ich mich für das Allgemeine, für das Leben, gebildet habe. Aber ich bezweifle diesen möglichen Schritt; weil ich die goldne Unabhängigkeit, stets zu veräußern scheuen würde, wenn ich erst einmal so glücklich gewesen wäre, sie mir erworben zu haben."
Heinrich von Kleist
Und er wird hartnäckig am Lebensplan der "goldnen Unabhängigkeit" festhalten. Aber eben diese Hartnäckigkeit wird ihn immer wieder an Grenzen stoßen lassen. Er beginnt mit dem Studium der Mathematik, geht früh eine Verlobung ein, bereitet sich auf den zivilen Staatsdienst vor, entdeckt sein literarisches Talent, engagiert sich in der politischen Publizistik, bewirbt sich um zivile Berufe, denkt dann wieder an eine militärische Laufbahn – und beendet im Alter von 34 Jahren sein Leben durch Selbstmord.