Aristoteles (384-322 v. Chr.) | Griechischer Philosoph. Aristoteles war Mitglied der Akademie Platons. Anders als bei Platons Ideenlehre war der Ausgangspunkt für Aristoteles’ Philosophie die Welt des Alltags mit ihren Erscheinungen ("Phänomenen"). Um das Wissen darüber in einem System zu fassen, definierte er oberste "wahre Sätze", von denen Einzelerkenntnisse abgeleitet werden können. Dazu entwickelte er das Instrument einer formalen Logik, in deren Zentrum die Syllogistik steht, die Lehre der logischen Schlussfolgerung. Die zentrale Frage nach dem Verhältnis vom Sein und seinen vielfältigen Erscheinungsformen beschrieb er unter anderem mit dem Begriffspaar Stoff-Form. Nach Aristoteles war das Werden einer Erscheinung in ihr als Möglichkeit, als Form, angelegt. Als Ursache des Werdens und aller Bewegung erkannte er einen unbewegten Beweger, eine Gottheit, die er als reines Denken beschrieb. In seiner Ethik vertrat Aristoteles die Lehre vom Maß, als der Mitte zwischen zwei Extremen, die er auch als Maßstab für die Verfassung des Staates heranzog. Nur im Rahmen der staatlichen Gemeinschaft konnten die Menschen nach seiner Auffassung ihre Tugenden verwirklichen. Der Staat sollte sich an denselben Zielen orientieren wie die Menschen selbst, etwa an der Gerechtigkeit. Neben Sokrates und Platon ist Aristoteles einer der Begründer der klassischen abendländischen Philosophie. Neben seinen logischen Schriften, die zusammenfassend als "Organon" bezeichnet werden, zählen zu seinen Werken die "Nikomachische Ethik" und naturwissenschaftliche Schriften wie "Physik". |
Descartes, René (1596-1650) | Französischer Philosoph und Mathematiker. Descartes wollte die Philosophie zu einer Wissenschaft von universellem Anspruch machen. Im Zentrum seines philosophischen Interesses stand deshalb die Frage, wie gesicherte Erkenntnisse zu erzielen seien. Durch methodischen Zweifel kam er zu der Gewissheit, "Cogito ergo sum", „ich denke, also bin ich.“ Ausgehend davon gelangte er zum Beweis der Existenz Gottes, die Descartes unter anderem damit erklärte, dass er als "endliches und unvollkommenes Wesen" sich die Idee "eines unendlichen, allmächtigen und allwissenden Wesens" nicht "selbst gebildet haben" könne. Aus der Existenz Gottes folgerte Descartes, die Wahrhaftigkeit der wahrnehmbaren Welt und damit die Erkenntnisfähigkeit des Menschen, da es nicht Gottes Absicht sein könne, den Menschen zu täuschen. In seinem philosophischen System unterschied Descartes zwischen zwei Substanzen, der körperlichen Welt und dem Geist. Aus diesem sogenannten metaphysischen Dualismus ging in der neuzeitlichen Philosophie die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt hervor. Auch als Mathematiker war Descartes wegweisend, besonders durch seine Grundlegung der analytischen Geometrie, und indem er als erster die Geometrie der Algebra gleichstellte. |
Habermas, Jürgen (*1929) | Deutscher Philosoph und Soziologe. Habermas leitete von 1971 bis 1981 das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Er ist ein wichtiger Vertreter der "kritischen Theorie", derzufolge die Entstehung von Theorien in der Wissenschaft durch eine praktische Vernunft bewertet werden muss, und nicht losgelöst von der Gesellschaft stattfinden kann. In seiner Diskursethik, geht Habermas’ davon aus, dass Regeln ein freier Diskurs darüber vorausgehen sollte, zu dem alle Betroffenen als Freie und Gleiche Zugang haben. Ergebnis des Diskurses soll eine Lösung sein, der alle Betroffenen einstimmig zustimmen können. Indem die Regel als Ergebnis des Diskurses von den Betroffenen einstimmig beschlossen wird, erfüllt sie den Anspruch, gerecht zu sein. Zu Habermas’ Werken zählen die "Theorie des kommunikativen Handelns" (1981), "Faktizität und Geltung" (1992), Erläuterungen zur Diskursethik (1991) und "Zwischen Naturalismus und Religion" (2005). |
Hobbes, Thomas (1588-1679) | Englischer Philosoph und Staatstheoretiker. Hobbes Philosophie stützt sich auf die Erfahrungswissenschaft. Er sprach dem Menschen die Willensfreiheit ab und ging davon aus, dass der egoistische Selbsterhaltungstrieb dessen Handeln bestimmt. Der Naturzustand menschlichen Daseins sah er deshalb als "Krieg aller gegen alle". Hobbes schloss daraus, dass die Gewalt an einen Staat übergeben werden müsse, der Recht, Sicherheit und den Schutz des Eigentums gewährleistet. Erst im Rahmen einer staatlichen Rechtsordnung kann sich nach Hobbes die Sittlichkeit des Menschen entwickeln. Zu seinen Werken zählen "Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates" (1651), "Über den Bürger" (1647) und "Über den Menschen" (1658) |
Kant, Immanuel (1724-1804) | Deutscher Philosoph. Im Spannungsfeld zwischen dem Rationalismus, der ohne Rücksicht auf Erfahrung metaphysische Erkenntnisse gewinnt, und dem Empirismus, der nur Erfahrung als Quelle der Erkenntnis akzeptiert, und damit Metaphysik als Lehre vom Übersinnlichen ausschließt, entwickelte Kant eine eigenständige Philosophie. In seiner "Kritik der reinen Vernunft" (1781) wies er nach, dass sich die menschliche Erkenntnis zusammensetzt aus der sinnlichen Wahrnehmung und einem Verstandes-Anteil. So sind mit den Mitteln der reinen, also der theoretischen Vernunft für Kant metaphysische Ideen, wie Gott, die Seele oder die Freiheit weder zu beweisen noch zu widerlegen, da sie der Erfahrung entzogen sind. In seiner "Kritik der praktischen Vernunft" (1788) untersuchte Kant die Möglichkeiten der Vernunft in Bezug auf sittliches Handeln. Als allgemeines Sittengesetz leitete er den kategorischen Imperativ her: "Handle so, dass die Maxime deines Tuns jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte." In der "Kritik der Urteilskraft" (1790) erkennt Kant in der Urteilskraft eine Verbindung von praktischer und theoretischer Vernunft, die es dem Menschen ermöglicht, die Welt als Einheit zu erfassen. Kants schuf eines der grundlegendsten und einflussreichsten Werke der Philosophie. |
Orwell, George (1903-1950) | Englischer Schriftsteller. Orwell war Beamter der britischen Polizei in Indien, die er 1927 wegen des imperialistischen Auftretens der Briten verließ. 1936 kämpfte er im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republikaner und ließ sich danach als Journalist in London nieder. International berühmt machten Orwell seine Satire zum Thema Diktatur, "Farm der Tiere", und der Roman "1984", in dem er einen totalitären Überwachungsstaat schildert, der die Freiheit des Einzelnen zerstört. |
Platon (428/427-347 v. Chr.) | Griechischer Philosoph. Platon war ein Schüler von Sokrates. Er schrieb seine einflussreiche philosophische Lehre nicht in Form von Abhandlungen sondern in Form von Dialogen, die zum Verständnis für Laien verfasst waren. Sokrates’ Frage nach dem Guten und der Gerechtigkeit übertrug Platon in den Bereich des politischen und sozialen Handelns. Er beschrieb die menschliche Seele als dreigeteilt und ordnete den Teilen bestimmte Tugenden zu. Dem erkennenden Teil die Weisheit, dem mutigen die Tapferkeit und dem begehrenden das Maßhalten. Analog dazu erklärte Platon den Aufbau des Staates aus drei Ständen mit entsprechenden Tugenden, dem Herrscherstand, dem Kriegerstand und dem Erwerbsstand. Für die harmonische Ordnung der Seele und des Staates sorgt nach Platon die höchste Tugend, die Gerechtigkeit. Die Philosophie galt Platon als höchste Wissenschaft. Gesicherte Erkenntnisse waren für ihn nur aus den ewigen Ideen zu gewinnen, von denen die sinnlich wahrnehmbare Welt nach Platons Auffassung nur ein vergängliches Abbild bietet. Dabei ist die übergeordnete Idee des Guten der Bewertungsmaßstab für die anderen Ideen. Zu Platons bedeutenden Schriften zählen "Politeia" (Der Staat), "Symposion" (Gastmahl) und "Nomoi" (Gesetze). Platon war der Gründer der "Akademie", einer Philosophenschule. |
Rawls, John (1921-2002) | Amerikanischer Philosoph und Politikwissenschaftler. Rawls lehrte als Professor Philosophie an der Harvard University in Massachusetts. Zu seinen bedeutendsten Werken gehört "Eine Theorie der Gerechtigkeit" (1971). Unter dem Stichwort "Gerechtigkeit als Fairness" versuchte Rawls darin Gerechtigkeitsprinzipien für eine moderne, liberale Gesellschaft zu entwickeln. Um eine allgemeine Gerechtigkeitsvorstellung als Grundlage der Gesellschaft zu etablieren, ging Rawls von einer fiktiven Entscheidungssituation aller über die gerechte Verteilung der gesellschaftlichen Güter aus. Damit eine solche Entscheidung unter fairen Bedingungen gefällt würde, müssten die Beteiligten nach Rawls ohne Kenntnis ihrer persönlichen Interessen unter einem "Schleier des Nichtwissens" entscheiden. So könnte erreicht werden, dass es zu einer Einigung aller im Sinne der Gesellschaft kommt. Rawls kam zu dem Schluss, dass unter diesen Umständen zwei Grundsätze festgelegt würden. Erstens, alle sollen die gleichen Freiheiten erhalten. Und zweitens, "Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten" wären "so zu gestalten",, "dass sie zu jedermanns Vorteil dienen" und "mit Ämtern und Positionen verbunden sind, die jedem offen stehen." |
Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778) | Philosoph und Schriftsteller schweizerischer Herkunft, der von 1741 an mit Unterbrechungen in Paris lebte. Im Mittelpunkt von Rousseaus politischer Philosophie steht sein Werk "Der Gesellschaftliche Vertrag, oder die Grundregeln des allgemeinen Staatsrechts" (1762). Darin erklärt er den Gemeinwillen zum gesetzgebenden Prinzip einer Gesellschaft, zu der sich Menschen durch Übereinkunft zusammenschließen. Hintergrund von Rousseaus Vertragsgedanken war die soziale Ungerechtigkeit seiner Zeit, die er unter anderem in seiner Schrift "Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen" (1755) kritisiert hatte. Rousseau ging aus von einem Naturzustand, in dem die Menschen einfach, frei und unabhängig lebten. Bevor ausgelöst durch die Entwicklung von privatem Eigentum und Kulturtechniken wie dem Ackerbau und der Metallbearbeitung eine Gesellschaft von Reichen und Armen, von Herrschenden und Unterdrückten entstand. Indem sich die Einzelnen nun durch den Gesellschaftsvertrag alle gleichermaßen dem gemeinsamen Willen unterordnen, gewinnen sie für Rousseau ihre naturgegebene Freiheit und Gleichheit wieder. |
Ulpian (um 170-223) | Ulpianus, Domitius. Römischer Rechtsgelehrter. Ulpian verfasste juristische Kommentare, von denen Fragmente einen Gutteil des "Corpus Juris Civilis" ausmachen, einer Sammlung römischen Rechts aus dem 6. Jahrhundert, die im Mittelalter wiederentdeckt wurde. Als hoher Beamter nahm Ulpian entscheidenden Einfluss auf die Leitung des römischen Staates. |