Homosexualität Das dunkelste Kapitel - Homosexuelle im Nationalsozialismus
Die Weimarer Republik brachte für homosexuelle Frauen und Männer eine Zeit der Lockerung in der Strafverfolgung. Speziell in Berlin entstand eine bunte und lebhafte Homosexuellen-Szene, es kam zur Gründung von Organisationen und Zeitschriften. Gemeinsames Ziel war die Streichung des Paragrafen 175 aus dem Strafgesetzbuch, der aber auch in der Weimarer Republik weiterhin galt. Doch diese Phase wehrte nur kurz. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 läutete das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Homosexuellen in Deutschland ein.
Verschärfung des Paragrafen 175
Infolge der Ermordung des homosexuellen Chefs der Sturmabteilung (SA), Ernst Röhm, wurde 1935 der Paragraf 175 so verschärft, dass ein Nachweis "beischlafähnlicher Handlungen" nicht mehr notwendig war. Der Straftatbestand galt als erfüllt, wenn das "allgemeine Schamgefühl" verletzt worden war oder eine "wollüstige Absicht" bestanden hatte. Die Novellierung des Paragrafen wurde mit der "sittlichen Gesundhaltung des Volks" gerechtfertigt. Nach der Verschärfung des Paragrafen 175 stieg die Zahl der Verurteilungen drastisch an und erreichte mit rund 8.000 Verurteilten pro Jahr in den Vorkriegsjahren ihren Höhepunkt.
Rosa Winkel
Viele Verurteilte wurden nach Verbüßung ihrer Haftstrafe von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Konzentrationslager verschleppt. Dort mussten sie ein rosafarbenes Stoffdreieck tragen, den Rosa Winkel, der sie als Homosexuelle innerhalb der Lager kennzeichnete. Es ist bis heute nicht geklärt, wie viele homosexuelle Männer die Nationalsozialisten in die Arbeitslager transportierten. Schätzungen gehen von einer Zahl zwischen 5.000 und 10.000 aus.