Diskriminiert, kriminalisiert, gleichgestellt
Über Jahrhunderte wurden homosexuelle Männer und Frauen verfolgt, waren Folter und der Todesstrafe ausgesetzt. Erst im 20. Jahrhundert setzte eine Bewegung ein, die zu einer Entkriminalisierung und zu Gleichberechtigung führte.
Die bunten Paraden zum Christopher Street Day gehören mittlerweile in vielen Städten zum alljährlichen Straßenbild. Homosexuelle Männer und Frauen zeigen sich stolz in der Öffentlichkeit und feiern mit Freunden und Verwandten. Doch vielen der Feiernden ist nicht mehr bewusst, was es mit dem Christopher Street Day überhaupt auf sich hat. Unter all dem Trubel wird oft vergessen, welch ernsten Hintergrund die schrillen Umzüge eigentlich haben.
Denn während in der Antike in Europa Homosexualität als eine Spielart menschlicher Sexualität allgemein akzeptiert wurde, sahen sich gleichgeschlechtlich liebende Menschen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit mit Verfolgung und Scheiterhaufen konfrontiert. Auch im Deutschen Kaiserreich standen homosexuelle Handlungen unter Strafe. Paragraf 175 des Strafgesetzbuches, der dies festschrieb, wurde zum herabwürdigenden Kürzel für Homosexuelle. Es waren die Nationalsozialisten, die diesen Paragrafen 1935 weiter verschärften und homosexuelle Männer und Frauen systematisch verfolgten und einsperrten. Erst mit der 68er-Protestbewegung setzte im 20. Jahrhundert ein Prozess ein, der zur Entkriminalisierung und Gleichstellung homosexueller Menschen in Deutschland führte.