Orientierung ohne Glaube Glossar
Personen | Werdegang |
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Binder, Christian
(geb. 1969) | Evangelischer Diplomtheologe, seit 2000 als selbstständiger Anbieter kirchenunabhängiger "freier" Rituale (alternative Trauungen, Hochzeiten, Taufen, Jubiläen und andere Feierlichkeiten), zudem als Redner, Lebensberater und Coach tätig. |
Feuerbach, Ludwig
(28.7.1804 - 13.9.1872) | Deutscher Philosoph und Religionskritiker, der sich gegen die Idee eines persönlichen Gottes und die Unsterblichkeit der Seele ausspricht. In seinem Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" (1841) bezeichnete er Gott als Projektion menschlicher Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte: "Weil der Mensch es nicht aushält, unvollkommen und endlich zu sein, erfindet er sich ein vollkommenes und allmächtiges Wesen; weil er selbst nicht sterben will, erfindet er die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele; weil er die Ungerechtigkeit auf Erden nicht erträgt, kommt er auf den Gedanken einer himmlischen Gerechtigkeit". |
Freud, Sigmund
(6.5.1856 - 23.9.1939) | Mediziner, Begründer der Psychoanalyse; nach einem Medizinstudium beschäftigt er sich als Dozent für Neuropathologie an der Wiener Universität mit hirnanatomischen Forschungen. 1886 eröffnet er eine neurologische Praxis und entwickelt die grundlegenden Begriffe der frühen Psychoanalyse ("Es", "Ich", Über-Ich" als Instanzen des "psychischen Apparats", Neurose, Verdrängung, Übertragung). 1935 werden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt, 1938 flieht er nach London, wo er ein Jahr später stirbt. Angelehnt an Feuerbach betrachtet Freud Religion als psychologisches Projektionsphänomen, das kindliche Wunschvorstellungen nach einem starken Übervater bedient. |
Marx, Karl
(5.5.1818 - 14.3.1883) | Deutscher Philosoph, Nationalökonom, Journalist; gemeinsam mit Friedrich Engels (1820-1895) gründet er 1847 den Deutschen Arbeiterverein und verfasst 1848 das "Manifest der Kommunistischen Partei". 1849 wird er aus Deutschland ausgewiesen und übersiedelt dauerhaft nach London, wo er für internationale Zeitungen arbeitet. 1864 ist er der Gründung der "Internationalen Arbeiterassoziation" ("Erste Internationale") beteiligt. Ab 1867 erscheint sein Hauptwerk "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie". Religion ist für Marx eine kollektive Illusion ("Opium des Volkes"), die über gesellschaftliche Unzulänglichkeiten hinwegtröstet und eine wirksam-sachliche Auseinandersetzung mit der politischen Realität verhindert. |
Begriffe | Erklärung |
Aufklärung | Ende des 17. Jahrhunderts in England und Frankreich aufkommende geistesgeschichtliche Strömung, die im 18. Jahrhundert ganz Europa erfasst. Zentrales Moment ist die Betonung der Vernunft als maßgebliches (einziges) Instrument der Welt-, Daseins- und Wahrheitserkenntnis. Das Postulat der kritisch prüfenden Vernunft leitet die Ablösung der Heiligen Schrift und des Traditionswissens als bislang vorherrschender Erkenntnisquelle durch Empirie und Wissenschaft ein. Der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) definiert Aufklärung als "Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen." |
Humanismus | In historischer Sicht eine Geistesströmung, die ab der Mitte des 14. Jahrhunderts von Italien ausgehend die europäischen Bildungseliten der Neuzeit erfasst. Ziel ist die Entfaltung wahrer Menschlichkeit (lat. humanitas) durch eine umfassende Bildung, die sich an den wiederentdeckten Schriften antiker Philosophen orientiert und im "homo universalis" (Universalmensch) mündet. Der moderne Humanismusbegriff bezeichnet eine Weltanschauung, die für die freie Selbstbestimmung des Menschen, für Solidarität, Toleranz, Menschenrechte, Menschenrechte, Frieden, Gleichberechtigung und eine wissenschaftliche Welterklärung ohne Gottesbezug eintritt. |
Jugendweihe | Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von kirchenkritischen, freidenkerischen Kreisen eingeführte weltliche Feier des Übertritts vom Kindes- ins Erwachsenenalter im 14. Lebensjahr. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik bieten vor allem Freidenkerbünde, Arbeiterparteien, Gewerkschaften und atheistische Verbände Jugendfeiern an. Der NS-Staat propagiert anstelle der verbotenen freidenkerischen Variante mit der "Nationalsozialistischen Jugendleite" ein eigenes, ideologisch aufgeladenes Initiationsritual für Heranwachsende. 1955 führt die DDR die Jugendweihe als staatlich-säkulare Konkurrenz zur Konfirmation oder Firmung ein. Offiziell ist die Teilnahme freiwillig, tatsächlich wird das Fernbleiben durch massive Repressionen geahndet. |
Krematorium | Anlage zur Verbrennung (Einäscherung) von Leichen. Das erste Krematorium Deutschlands wurde 1878 im sächsischen Gotha eröffnet. |
Ritual | Nach vorgegebenen Regeln wiederholt (zyklisch) ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche (Zeichen-)Handlung mit hohem Symbolgehalt, die sowohl religiösen wie auch weltlichen Charakter haben kann. Zum Ritual gehören in der Regel eine Reihe festgelegter Gesten und Wortlaute, die ein bedeutendes Geschehen der Vergangenheit aktualisieren, eine bedeutende Ursprungshandlung erneuern und die gegenwärtige Handlung in einen übergeordneten geistigen oder historischen Zusammenhang einrücken. |
Segen | Im christlichen Bereich ein heiliges Zeichen, durch das Personen, Tieren und Dingen die Kraft, Liebe, Güte und Gegenwart Gottes zufließt. Dabei wirkt der von Menschen gespendete Segen nicht aus sich heraus im Sinne einer magischen Handlung oder eines Sakraments. Er bringt die Bitte um Schutz und Heil zum Ausdruck und wird ausschließlich im Vertrauen auf das alleinige Heilswirken Gottes zugesprochen. Vergleichbare Segensrituale sind Bestandteil aller Religionen und Kulturen. |
Transzendenz | Allgemein bezeichnet der Begriff alle Wahrnehmungen, Erfahrungen und Vorstellungen, die den Bereich der sinnlich erfassbaren Wirklichkeit überschreiten (von lat. transcendere = übersteigen, hinüber steigen). Im engeren religiösen Sinn meint Transzendenz die Erfahrung des Göttlichen. |