Die Berliner Luftbrücke Das Thema
Ähnlich wie Deutschland mit seinen vier Besatzungszonen, wird die ehemalige Reichshauptstadt Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in vier Sektoren aufgeteilt. Die Alliierten haben sich darauf verständigt, Deutschland als Einheit zu erhalten und eng zusammenzuarbeiten. Doch schon bald nach Kriegsende zerfällt ihre Allianz. Zu unterschiedlich sind die politischen Systeme und Vorstellungen der Westmächte und der Sowjetunion.
Die Sowjets nutzen die Tatsache, dass Berlin in ihrer Zone liegt und blockieren mehr und mehr das Straßen- und Schienennetz nach Westberlin und stellen auch die Lebensmittellieferungen aus der eigenen Zone ein. Die Versorgungsadern der westlichen Stadtsektoren sind damit von der Außenwelt abgeschnitten. Zusätzlich klemmen die Sowjets den Westberlinern die Stromversorgung ab. Am 23. Juni gehen kurz vor Mitternacht die Lichter aus.
Luftbrücke
So steht für die Versorgung der Berliner Bevölkerung nur noch der Luftweg offen. Am 25. Juni fällt der Entschluss unter General Clay, eine Luftbrücke zu errichten. Es gilt zu diesem Zeitpunkt allerdings als unmöglich, die zweieinhalb Millionen Westberliner dauerhaft aus der Luft zu versorgen. Zunächst soll es vorrangig darum gehen, die Moral der Westberliner zu stärken und Zeit zu gewinnen. Die Luftbrücke ist deshalb zunächst auf 45 Tage befristet. Zwei Flugplätze stehen für die Luftbrücke zur Verfügung: Tempelhof im amerikanischen Sektor und Gatow im britischen Sektor der Stadt. Die Franzosen beteiligen sich nicht an der Luftbrücke, da fast ihre gesamte Flugzeugstaffel im Indochinakrieg im Einsatz ist.
Zusammenhalt
Das Frachtgut der Flugzeuge besteht hauptsächlich aus Lebensmitteln und Kohle. Die täglichen Rationen sind klein und spiegeln nur einen Teil der Entbehrungen im Blockadealltag wider. „Wir Blockierten hungern nicht”, sagt ein Berliner, „aber wir sind ständig hungrig.” Die eingeflogene Kohle wird überwiegend zur Stromerzeugung verwendet. Doch um Westberlin eine normale Energieversorgung zu Gewähr leisten, reicht sie bei Weitem nicht aus. Die Westberliner beweisen ihre Standhaftigkeit als die Sowjets anbieten, ihre Versorgung mit zu übernehmen, wenn sie sich dafür im Ostteil der Stadt registrieren lassen. Aber nur gut ein Prozent der Westberliner folgt diesem Angebot.
Ihren absoluten Höhepunkt erreicht die Luftbrücke am 16. April 1949. An diesem Tag landet alle 62 Sekunden ein Flugzeug, insgesamt 12.900 Tonnen Versorgungsgüter werden in die Stadt geflogen. Die Demonstration der Leistungsfähigkeit der Luftbrücke führt zur Aufgabe der Sowjets, die am 12. Mai 1949 die Berlin-Blockade beenden. Zwischenzeitlich war eine Situation eingetreten, die die Sowjets gerade hatten vermeiden wollen: die Anlehnung der Westdeutschen an die Westmächte. Die Luftbrücke hatte das Verhältnis von Besatzern und Besetzten grundlegend geändert. Für die Deutschen waren insbesondere die Amerikaner nicht länger Feinde, sondern Verbündete.