Nach der Synagoge ins Hofbräuhaus
Geschichte / Deutsch und Literatur |
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Im Alltagsleben der Münchner Familie Feuchtwanger verbanden sich über mehrere Generationen auf faszinierende Weise barockes Bayerntum und strenge jüdische Orthodoxie: Ihre zahlreichen Mitglieder gingen gern in die Berge, besuchten regelmäßig das Hofbräuhaus und verbrachten den Sommer am Starnberger See.
Zu einer Zeit, als die meisten im Deutschen Kaiserreich lebenden Juden sich eher um Anpassung bemühten und ihre eigenen Bräuche nur noch bedingt lebten, hielt die Familie Feuchtwanger fest an ihren religiösen Riten und ihrer jahrhundertealten Lebensweise. Selbst Lion Feuchtwanger, Schriftsteller und berühmtester Nachfahre der Stammeltern Fanny und Seligman Feuchtwanger, der dem orthodoxen Judentum gegenüber kritisch eingestellt war, stand seinen Glaubensgenossen zeitlebens nahe und verarbeitete jüdische Geschichte und Geschichten in seinen Romanen. Eine Kombination teils gegensätzlich wirkender Eigenschaften zeichnete sie aus, die Feuchtwangers: innovativer Geschäftssinn, großer Familienzusammenhalt (gestärkt durch eine pragmatische Heiratspolitik), Traditionsbewusstsein im jüdischen Glauben, aber auch ein sehr starkes Verwurzeltsein im bayerischen Brauchtum und Alltagsleben.