Download-Service Einsatz im Unterricht
Vorarbeit
- Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen über die wichtigsten Stationen von Hitlers Aufstieg und Niedergang informiert werden. Sie lernen ihn als skrupellosen Gewaltmenschen kennen, dessen Herrschaft es ohne die Zustimmung einer breiten Mehrheit der Deutschen nicht gegeben hätte. Hitler war kein historischer "Betriebsunfall", er kam nicht wie ein Schicksalsschlag über die Deutschen - und er hätte verhindert werden können. In der Rückschau auf die frühen dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts und mit Blick auf aktuelle Ereignisse erkennen die Jugendlichen, dass in wirtschaftlich und politisch turbulenten Zeiten immer wieder Forderungen nach einer starken Führungspersönlichkeit laut werden. Dabei sollte ihnen klar werden, dass gerade eine lebendige Demokratie beste Chancen zur Krisenbewältigung bietet.
Einsatz im Unterricht
- Hinführung zum Thema: Ein Politiker wie Hitler mag für Jugendliche heute biografisch "weit weg" sein, doch auch Jahrzehnte nach seinem Tod ist ein Erregungs- und Schauerfaktor vorhanden. Der "Führer" ist in Presse, Kino, Radio und TV nach wie vor präsent und es dürfte nicht schwer sein, das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Schließlich fragt sich jede Generation, wie das "Dritte Reich" möglich war, wie sich das NS-Regime etablieren konnte und warum es die meisten Deutschen bis zum Schluss stützten.
Hören
Die Schülerinnen und Schüler hören die Sendung, die das nötige Basiswissen zum Nationalsozialismus liefert oder sie befassen sich mit den Audio-Ausschnitten.
Arbeitsblätter
Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Arbeitsblätter.
Nacharbeit
- Nachbearbeitung: Es können Arbeitsgruppen gebildet werden, die die Sendung auswerten und zusätzliche Informationen einholen.
Gruppe 1: Mit welchem Programm tritt Hitler an?
Während die Kommunisten in der Zeit der Weimarer Republik klar erkennbare Ziele verfolgen, bleibt die politische Botschaft Hitlers und seiner NSDAP unklar. Sein Programm heißt schlicht Adolf Hitler. Stets verkörpert der "Führer" Gegenpositionen: Antisemitismus, Antiparlamentarismus, Antimarxismus, Antimodernismus und Antikapitalismus. Er bekämpft den "Schandfrieden von Versailles", die "Erfüllungspolitik" der Demokraten und die "Entartung der Gesellschaft".
Gruppe 2: Wie inszeniert sich Hitler?
Hitler signalisiert Tatkraft und tritt als "starker Mann" auf, der in einer immer komplexer werdenden Welt Halt gibt. In einer Zeit der Krise (Massenarbeitslosigkeit, Armut etc.) weckt er Hoffnungen auf einen mächtigen Obrigkeitsstaat, der die Probleme der Menschen löst. Er verspricht "Deutschlands Wiedergeburt" und die "nationale Erhebung".
Hitler präsentiert sich nach dem Machtantritt als Vaterfigur, als Kinder- und Hundefreund. Er bleibt unverheiratet, die langjährige Beziehung zu Eva Braun wird weitgehend geheim gehalten. Hitler lässt sich als einsam-entrückten Staatenlenker und Strategen darstellen, so dass die deutschen Frauen und Mädchen ungehindert von ihrem "Führer" träumen können. Sie jubeln ihm zu und geben bereitwillig die emanzipatorischen Errungenschaften der zwanziger Jahre auf.
Gruppe 3: Wie arbeitet die Propaganda der Nazis?
Die Propagandamaschinerie des Josef Goebbels vergöttert gezielt den "Führer". Sie nutzt Massenmedien wie Rundfunk und Film ebenso wie moderne Verkehrsmittel. So ist Hitler im Wahlkampf 1932 mit einem Flugzeug unterwegs und scheint allgegenwärtig zu sein ("Der Führer über Deutschland"). Propagandafilme zeigen ihn, wie er gleichsam als "Erlöser" zu Veranstaltungen einschwebt.
Nach dem Regierungsantritt stricken Goebbels PR-Profis eifrig an der Hitler-Legende. Für die Menschen ist er bald derjenige, der gleichsam im Alleingang die Arbeitslosigkeit beseitigt hat. Hitler hat der verwirrenden Parteienvielfalt ein Ende bereitet und steht für Aufschwung und Wohlstand. Dem "Führer” ist es zu verdanken, dass auch einfache Arbeiter auf Kreuzfahrtschiffen verreisen können. Dank Hitler, so die gängige Meinung, werden Autobahnen gebaut und die Deutschen machen sich Hoffnungen auf ein eigenes Fahrzeug.
Die von den Nazis perfekt inszenierten Parteitage bieten den Deutschen ein Massenerlebnis und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Während andere NS-Führer wie Reichsmarschall Hermann Göring ("dicker Hermann"), Arbeitsfront-Chef Robert Ley ("Reichstrunkenbold"), Reichsführer-SS Heinrich Himmler ("Reichsheini") oder Außenminister Joachim von Ribbentrop ("Sektvertreter" wegen seiner Ehe mit einer Henkell-Tochter) eher belächelt werden und Gegenstand zahlreicher Flüsterwitze sind, verehrt die Masse der Bevölkerung Hitler. Er allein verkörpert in ihren Augen das "Dritte Reich". Viele Verbrechen des Regimes werden Parteifunktionären zugeschrieben, die Verantwortung des "Führers" wird geleugnet ("Wenn das der Führer wüsste...").
Gruppe 4: Warum identifizieren sich die Deutschen mit Hitler?
Die Deutschen sehen nach dem Machtantritt Hitlers voller Begeisterung, wie der "Führer" in der Innen- und Außenpolitik scheinbar von Erfolg zu Erfolg eilt. Das Rheinland, Österreich, das Sudetenland und die "Rest-Tschechei" fallen dem "Dritten Reich" dank Hitlers Kriegsrhetorik auf friedlichem Wege zu. In der ersten Phase des Zweiten Weltkriegs werden Polen, Dänemark, Norwegen, Belgien, Holland, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland überrannt. Im Nationalrausch verdrängt man nur zu gern die Schattenseiten des Regimes: Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der Juden, Konzentrationslager, Bespitzelung und Ermordung politischer Gegner.
Millionen Deutsche stehen Anfang der vierziger Jahre loyal zu Hitler und halten ihm auch dann die Treue, als sich das Kriegsglück wendet und alliierte Bomber die Städte in Schutt und Asche legen. Nach Stauffenbergs Attentat vom 20. Juli 1944 sitzt der Schock über den Anschlag tief ("Dem Führer bleibt doch nichts erspart!"). Auch nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches können sich viele Deutsche von Hitler nicht lösen ("Der Führer ist von allen Seiten elend belogen und betrogen worden"). Der "Vatermord" gelingt ihnen nicht.
Diskussion
Was ist von dieser These zu halten: Nicht Hitler hat das deutsche Volk verführt, das deutsche Volk verführte Adolf Hitler?
Der Philosoph Edmund Burke (1729-1797) sagte: "Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist, dass gute Menschen nichts tun".
Wie ist dies mit Blick auf Hitler und die Deutschen zu verstehen?
Welche Möglichkeiten haben wir, rechte Gewalt zu verhindern?
Lehrplanbezug
Lehrplan für die bayerische Mittelschule
GSE
8. Jahrgangsstufe
8.6 Demokratie und NS-Diktatur
8.6.1 Die Weimarer Republik
- schwindende Akzeptanz der Republik in allen sozialen Schichten
- Aufstieg der NSDAP
8.6.2 Von der "Machtergreifung" zur Diktatur
- Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933
8.6.4 Außenpolitik und Zweiter Weltkrieg
- Ziele, z. B. Revision des Versailler Vertrages, Lebensraum im Osten
- Entfesselung des Zweiten Weltkriegs
- vom Hegemonial- zum Vernichtungskrieg.
Lehrplan für die bayerische Realschule
Geschichte
9. Jahrgangsstufe
9.5 Totalitäre Herrschaft, Zweiter Weltkrieg und die Folgen
Totalitäre Systeme in Europa
- Ideologie und Anhängerschaft des Nationalsozialismus
Die nationalsozialistische Diktatur
- der Weg in die Diktatur
- Festigung der Macht, Widerstand, Verfolgung
Der Zweite Weltkrieg
- europäischer Unterwerfungskrieg, Vernichtungskrieg im Osten, "totaler" Krieg
- der Völkermord (an Juden und Sinti und Roma)
Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Geschichte
9. Jahrgangsstufe
9.1 Weimarer Republik
- Ende der Weimarer Republik (1929/30-1933): Weltwirtschaftskrise, Präsidialkabinette
9.2 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
- Ideologie des Nationalsozialismus, u. a. "Rassenlehre", Antisemitismus und "Führergedanke"
- "Machtergreifung" und "Gleichschaltung"; Systemstabilisierung u. a. durch Führerkult und Propaganda
- Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der Juden sowie weiterer Bevölkerungsgruppen
- Expansions- und Eroberungspolitik des "Dritten Reichs"; Zweiter Weltkrieg