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Reichskanzler, Kriegsverbrecher Glossar

Stand: 22.07.2019 | Archiv

BegriffErklärung
DolchstoßlegendeNach dem Ersten Weltkrieg machten rechte Politiker die Dolchstoßlegende zum Kampfinstrument gegen die Weimarer Republik. Demnach wurde der Krieg verloren, weil "die Heimat" und revolutionäre Elemente (Matrosenaufstand in Kiel, Novemberrevolution, Arbeiter- und Soldatenräte) im Herbst 1918 der kämpfenden Truppe, die "im Felde unbesiegt" war, in den Rücken fielen und sie "von hinten erdolchten".
Drittes ReichIm September 1933 - Hitler hatte seine Macht gefestigt - erklärte er das von ihm geführte Staatsgebilde zum tausendjährigen "Dritten Reich". Damit verdeutlichte er die Beseitigung der verhassten Weimarer Demokratie, die er als "Systemzeit" verhöhnte. Das "Dritte Reich" sollte an die Traditionen des bis 1806 bestehenden Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1. Reich) und des Bismarck-Staates (2. Reich) anschließen. 1939 befahl Minister Goebbels seinem Propagandaapparat fortan vom "Großdeutschen Reich" zu sprechen, doch der Begriff hielt sich noch weit über das Ende des NS-Regimes hinaus.
FührerDas Führerprinzip war ein zentrales Element der NS-Politik. Die NSDAP war hierarchisch von oben nach unten gegliedert, an der Spitze stand Adolf Hitler. Auf den unteren Ebenen herrschte jedoch nicht selten Kompetenzwirrwarr. Die Unterführer lieferten sich immer wieder Machtgerangel, die Hitler nach dem Regierungsantritt 1933 anheizte, indem er Parteifunktionäre, vor allem die Gauleiter der NSDAP, mit staatlichen Aufgaben betraute.
Nero-BefehlDieser Befehl des "Führers" vom 19. März 1945 sah vor, Verkehrs-, Nachrichten- und Industrieanlagen sowie Versorgungseinrichtungen beim Rückzug der deutschen Truppen zu zerstören. Der Krieg tobte damals längst auf deutschem Reichsgebiet, Briten, Amerikaner und Russen sollten nur mehr "verbrannte Erde" vorfinden. Rüstungsminister Albert Speer, einige Generäle der Wehrmacht und Verwaltungsfachleute blockierten die Umsetzung des Befehls.
NSDAPDie Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ging 1919 aus der Deutschen Arbeiterpartei hervor. Unter Mitarbeit Adolf Hitlers entstand im Februar 1920 das 25-Punkte-Programm der NSDAP, das unter anderem Forderungen wie den Ausschluss von Juden aus der "Volksgemeinschaft” und die Verstaatlichung von Industriebetrieben enthielt. Die "Weltanschauung" der Nationalsozialisten basierte auf Antisemitismus, Antimarxismus, Rassismus und Nationalismus. Wenngleich die NSDAP die Kommunisten vehement bekämpfte, übernahm sie doch viel von ihrer Propaganda, ihrer Demagogie und ihrer Massenführung (Nutzung der Masse als Instrument der Machteroberung). Auch die Idee der Kampflieder, die Farbe Rot, das Fahnenmeer, die Aufmärsche und die Parteidisziplin wurden der KPD entlehnt. Im Juli 1921 übernahm Hitler den Vorsitz der NSDAP. Nach dem Putschversuch vom 8./9. November 1923 wurde die Partei verboten und 1925 wieder gegründet. Fortan war der Wille des "Führers" ausschlaggebend, Abweichler wurden kalt gestellt. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise stieg die NSDAP zur Massenbewegung auf und erhielt 1933 nach dem Verbot beziehungsweise der Gleichschaltung aller anderen Parteien eine Monopolstellung. 1933 hatte die NSDAP 2,7 Millionen Mitglieder, 1939 waren es 5,3 Millionen, bis 1945 stieg die Zahl auf 8,5 Millionen an. Nach der Kapitulation des NS-Regimes verschwand die NSDAP aus dem öffentlichen Leben. Am 10. Oktober 1945 verbot sie der Alliierte Kontrollrat.
Sturmabteilung (SA)Aus einer Ordnertruppe der NSDAP entwickelte sich ab 1921 ein paramilitärischer Verband, der in der Endphase der Weimarer Republik über 400.000 Mitglieder zählte und bis 1934 auf vier Millionen anwuchs. Kennzeichen der SA war ihre Uniform, das Braunhemd. SA-Männer kamen häufig zum Einsatz, wenn es darum ging, politische Gegner zu terrorisieren. Nach dem Machtantritt 1933 fungierten SA-Leute als Hilfspolizisten. Machtansprüche der SA-Führung um Ernst Röhm, der vom Zusammenschluss von SA und Reichswehr träumte, verunsicherten führende Militärs, die an einer "Parteiarmee" nicht interessiert waren. Adolf Hitler, Hermann Göring und andere NSDAP-Funktionäre schmiedeten ein Komplott zur Verhinderung eines angeblichen SA-Putsches. Ernst Röhm und seine engsten Mitarbeiter wurden im Sommer 1934 ermordet, die SA spielte fortan politisch keine Rolle mehr.

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