Kohle, Stahl und Dampfmaschinen Glossar
Personen | Werdegang |
---|---|
Bebel, August
(22.02.1840 - 13.08.1913) | Der Publizist, Politiker und gelernte Drechsler nimmt 1863 am ersten Vereinstag Deutscher Arbeitervereine teil, wird 1865 Vorsitzender des Arbeiterbildungsvereins und nähert sich dem Marxismus an. 1866 gründet er gemeinsam mit Wilhelm Liebknecht die Sächsische Volkspartei. 1867 wird als Abgeordneter in den Norddeutschen Reichstag gewählt. 1869 gründet er, wieder gemeinsam mit Liebknecht, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Ab 1871 ist er bis zu seinem Tod Mitglied des Deutschen Reichstags. 1872 wird er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" und Majestätsbeleidigung zu 35 Monaten Festungshaft verurteilt. Bebel, der sich zum revolutionären Marxismus bekennt, verfasst zahlreiche historische und politische Schriften und ist 1891 maßgeblich an der Ausarbeitung des "Erfurter Programms" der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) beteiligt. |
Borsig, Johann Friedrich August
(23.06.1804 - 06.07.1854) | Der Maschinenbauer und Industrialisierungspionier wendet sich nach einer Zimmermannslehre dem Maschinenbau und der Eisengießerei zu. 1837 gründet er in Berlin die "Maschinenbau-Anstalt", eine Eisengießerei, die zunächst Dampfmaschinen herstellt und zunehmend auch Lokomotiven repariert. Ab 1841 beginnt er schließlich mit dem Bau selbstkonstruierter Lokomotiven. Um die Kohle- und Stahlproduktion zu rationalisieren, kauft Borsig Eisenwerke und Erzgruben. Schon 1854, knapp 13 Jahre nach Produktionsbeginn, ist die "Lokomotiv- und Maschinenfabrik A. Borsig" zum größten europäischen Lokomotivenhersteller aufgestiegen. |
Hardenberg, Karl August Fürst von
(31.05.1750 - 26.11.1822) | Der preußische Staatsmann, Diplomat und Reformer nimmt nach einem Jurastudium und etlichen Beamtenstellungen mehrere zunehmend wichtige Ministerämter wahr. 1810 wird er zum preußischen Staatskanzler ernannt und setzt sich vehement für die Modernisierung des preußischen Staates ein. Die von ihm und Heinrich Friedrich Karl zum Stein vorangetriebenen
"Stein-Hardenbergschen Reformen" umfassen die Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern (Agrarreform, Bauernbefreiung), die Befreiung des Gewerbes von Handels- und Zunftbeschränkungen (Gewerbefreiheit), die Reorganisation der Staatsbehörden, Steuer- und Zollreformen sowie den Beginn einer Heeresreform, die später zur allgemeinen Dienstpflicht aller Stände führt. |
Harkort, Friedrich
(22.02.1793 - 06.03.1880) | Der Industriepionier beginnt um 1815, die Hammerwerke seines Vaters zu einem großen Hüttenwerk auszubauen. 1819 gründet er zusammen mit dem Kaufmann und Bankier Johann Kamp und dem englischen Ingenieur Thomas in Wetter an der Ruhr die "Mechanischen Werkstätten Harkort & Co". Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Herstellung von Dampfmaschinen und Gasbeleuchtungsapparaten. 1826 errichtet er ein Puddel-Walzwerk, das modernste englische Stahlherstellungsverfahren erstmals in Deutschland einführt. Zudem ist Harkort ein früher Förderer des Eisenbahnbaus. 1828 gründet er die erste Eisenbahn-Aktiengesellschaft Deutschlands und treibt den Bau mehrerer Strecken voran. Als Unternehmer und Politiker setzt er sich stark für die Belange der Arbeiter ein. In seinen nach 1870/71 neu gegründeten Kupfer-, Walz- und Eisenwerken führt er Wohlfahrtseinrichtungen und Arbeiterkassen ein. Als Mitglied des Deutschen Reichstags (seit 1874) engagiert er sich u.a. für ein Verbot der Kinderarbeit. |
Krupp, Alfred
(26.04.1812 - 14.07.1887) | Das Unternehmergenie Alfred Krupps zeigt sich früh. 1826 übernimmt der Vierzehnjährige die nahezu bankrotte Gussstahlfabrik seines Vaters Friedrich Krupp und fasst einen ehrgeizigen Plan: Er will den englischen Gussstahl vom deutschen Markt verdrängen und die Produktqualität erheblich verbessern. Obwohl das anfangs nur sechs Mitarbeiter zählende Unternehmen in den Folgejahren durch ständige Erweiterungen wiederholt am Rande des Ruins steht, bringt das immer raschere Industrialisierungswachstum Deutschlands zusammen mit dem Ausbau der Eisenbahnen letztlich die Wende. Der entscheidende Durchbruch gelingt ihm mit Erfindung des nahtlosen Radreifens. Mit dieser Innovation dominiert Krupp den europäischen und einen Großteil des nordamerikanischen Marktes. Ab 1860 zementiert die Waffenproduktion den Erfolg des Unternehmens. Als Alfred Krupp 1887 stirbt, hinterlässt er seinem Sohn Friedrich Alfred Krupp (1854-1902) die mit 21.000 Arbeitnehmern größte Gussstahlfabrik der Welt. |
Maffei, Joseph Anton von
(04.09.1790 - 01.09.1870) | Der bayerische Unternehmer und Politiker setzt sich schon früh massiv für den Ausbau des Schienennetzes in Bayern ein. Um von der englischen Industrie unabhängig zu werden, plädiert er dafür, die nötigen Maschinen und Stahlprodukte in Bayern zu produzieren. 1838 kauft er das Eisenwerk Hirschau in München und beauftragt einen angeworbenen englischen Ingenieur mit der Konstruktion einer Lokomotive. Bereits 1841 kann die erste Lok an die Bayerische Staatseisenbahn übergeben werden. Neben Lokomotiven stellt die Maffaische Maschinenfabrik Dampfmaschinen, Dampfschiffe und Eisenbahnbrücken her. |
Pirelli, Giovanni Battista
(21.12.1848 - 20.10.1932) | Der italienische Mathematiker, Unternehmer und Freiheitskämpfer macht sich 1870 auf einer Deutschlandreise mit den Produktionstechniken der Gummi-Industrie und der Vulkanisierung vertraut. 1872 eröffnet er in Mailand eine Gummischlauchfabrik, die Drähte, isolierte Kabel und später auch Autoreifen herstellt. 1890 bringt Pirelli den ersten luftgefüllten Fahrradreifen auf den Markt, ab 1899 produziert er auch Luftreifen für Autos. |
Begriff | Erklärung |
Industrielle Revolution | Als Industrielle Revolution im engeren Sinn wird die rasche Veränderung der technologischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse zu Beginn und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnet. Kennzeichnend ist der rasante Übergang agrarisch oder durch Handarbeit geprägter Gesellschaften in eine durch mechanisierte und industrielle Fertigungsweisen bestimmte Gesellschaft, in der neuartige Kraft-, Antriebs- und Produktionsmaschinen die bislang dominierende manuelle Produktion ablösen. Wesentliche Voraussetzungen, Begleit- und Folgeerscheinungen dieses Industrialisierungsprozesses sind:
Reformen des staatlichen und politischen Ordnungsrahmens (Gewerbefreiheit, Aktienrecht, Bauerbefreiung, Abbau von Handelsbarrieren)die technische Perfektionierung der Produktionsmittel (Steigerung der Arbeitsleistung durch Maschinenkraft) neue Wirtschafts- und Finanzierungsformen (Börse, Aktienkapital)die rasche Anhäufung des nötigen Kapitals, um Fabriken zu errichten und Güter zu produzieren ein steigendes Arbeitsangebot (Landflucht, Verelendung kleinbäuerlicher Schichten, rasches Bevölkerungswachstum)wachsende soziale Spannungen. |
Kruppsche Konsumanstalt | Die Konsumanstalt ist seit 1868 ein Element der Sozialleistungen für Werksangehörige der Friedrich Krupp AG. Sie geht aus dem genossenschaftlichen "Essener Konsumverein" hervor, den Bürger der Stadt gegründet hatten, um Güter des täglichen Bedarfs in großen Mengen günstig einzukaufen. Nach der Übernahme durch die Firma Krupp im Jahr 1868 wird der Verein als Kruppsche Konsumanstalt fortgeführt, für alle Werksangehörigen geöffnet und durch mehrere Verkaufsstellen in den Arbeiterkolonien erweitert. 1874 verfügt die Konsumanstalt über eine eigene Bäckerei, eine Schneiderei und eine Mineralwasserabfüllung und 1875 auch über eine eigene Schlächterei. Zum Angebot, das Werksangehörige zu vergünstigten Preisen erwerben können, gehören Lebensmittel, Kolonial- und Eisenwaren, Kohlen, Kleidung und Möbel. Die Kruppsche Konsumanstalt ist bis 1974 im Besitz der Krupp AG. |
Puddeln | Puddeln ist ein 1784 von Henry Cort in England entwickeltes Verfahren zur Stahlgewinnung aus Roheisen. Es basiert darauf, dass der in heißem Roheisen enthaltene Kohlenstoff verpufft, sobald er mit Luft überblasen wird. Dazu wird das Roheisen in den großen Pfannen geschmolzen und mit langen Stangen durchgerührt (engl. puddling). Durch das Umrühren wird das Eisen mit sauerstoffhaltigen Verbrennungsgasen versetzt, wobei der Kohlenstoff und andere Verunreinigungen verbrennen. |
Stahl | Aus Eisenerz erschmolzenes Roheisen enthält neben einer Reihe von Verunreinigungen auch einen hohen Kohlenstoffanteil von vier bis fünf Prozent, der es brüchig und spröde macht. Es lässt sich nur sehr schlecht weiterverarbeiten und ist aufgrund seiner geringen Stabilität und Flexibilität nicht für technische Anwendungen geeignet. Um diese Mängel auszugleichen, muss das Roheisen durch eine Verringerung des Kohlenstoffanteils auf 0,01 bis höchstens zwei Prozent zu Stahl veredelt werden. Dazu wird reiner Sauerstoff in oder auf die Schmelze geblasen, der den Kohlenstoff oxidiert (verbrennt) und zugleich die Phosphor- und Schwefelanteile reduziert. Der so gewonnene Stahl ist härter und geschmeidiger als Roheisen und für technische Umformungen (Schmieden, Walzen, Hämmern, Ziehen, Gießen) geeignet. Er kann zudem beliebig oft einschmolzen und ohne Qualitätsverlust vollständig wiederverwendet werden. Durch die dosierte Zugabe von Legierungsstoffen wie Chrom, Nickel oder Silizium lässt sich überdies die Eigenschaft des Stahls gezielt beeinflussen. Derzeit werden mithilfe solcher Legierungsstoffe über 2.000 unterschiedliche Stahlsorten "maßgeschneidert". |