Der Limes Reges Treiben an der Außengrenze des Reiches
Als der Limes entsteht, handeln die Römer trotz schwerer Kämpfe gegen die Germanen aus einer Position der Stärke. Barbarenheere wagen sich zu Zeiten der Kaiser Domitian, Trajan und Hadrian nicht in die Nähe der Grenze. Es ist aber mit marodierenden Banden und Räubertrupps zu rechnen, die ins römische Territorium einsickern.
Schnelle Eingreiftruppen sorgen für Sicherheit
Bei Gefahr geben die Wachturmbesatzungen mit Licht-/Rauchzeichen und Blasinstrumenten Alarm. Aus den Kastellen eilen Reitertrupps und Infanterie auf gut ausgebauten Straßen herbei und stellen die Eindringlinge.
Erst als die römischen Kaiser im 3. Jahrhundert zunehmend Truppen von der germanischen Grenze abziehen, müssen die dezimierten Einheiten ihre Taktik umstellen. Überwinden Germanenhorden den Limes und dringen schnell ins Hinterland vor, fängt man sie erst ab, wenn sie mit Beute beladen den Rückmarsch antreten.
Zeit der friedlichen Koexistenz
Jahrzehntelang herrscht jedoch Ruhe. In dieser Zeit betreiben die Römer neben der militärischen auch eine politisch-diplomatische Grenzsicherung. Gezielt verhandeln sie mit Machthabern jenseits des Limes, schließen Freundschafts- oder Bündnisverträge und werben Hilfstruppen an. Jungen Germanen öffnen sich damit Karrierechancen. Bald besteht die Masse der Soldaten, die den Limes bewacht, aus Germanen und Auxiliarverbänden aus anderen Teilen des Reiches. Nach 25 Dienstjahren erhalten die Söldner das römische Bürgerrecht und oft ein Stück Land, auf dem sie einen Gutshof bauen und ihre ehemaligen Kameraden mit Fleisch und Getreide versorgen.
So verwundert es nicht, dass entlang des Limes ein reger Grenzverkehr in Schwung kommt. Für die Provinzverwaltungen ist der Limes wichtig, um den Warentransport zu erfassen und Zölle zu erheben. Römer und Germanen treiben bald einen schwungvollen Handel. Germanen sind an Waffen, Schmuck und Töpferware interessiert. Zum Tausch bieten sie Vieh, Felle, Honig und Wachs an. Bernstein ist bei den Römern als "Gold Germaniens" begehrt, ebenso germanische Frauenhaare für den Kopfputz vornehmer Damen.
Eine faszinierende Mischkultur
Bis Mitte des 3. Jahrhunderts bleibt die römisch-germanische Grenzregion ein Ort des Austausches. Römische Soldaten und Zivilisten arbeiten eng mit den Einheimischen zusammen. Funde belegen, dass beispielsweise Germanen ihre Kenntnisse in der Eisenverarbeitung, Römer ihr Wissen im Bereich Glasproduktion weitergeben.
In der Nähe der Kastelle eröffnen Handwerker ihre Betriebe. Siedlungen, die sich um die Militärstationen bilden, mausern sich im Laufe der Jahre zu Städten. Die heizbaren Steinbauten, Bäder, Bordelle, Gaststätten und das Luxusleben der römischen Eliten, die sich Marmor aus Griechenland und Austern von der Nordsee liefern lassen, verfehlen ihre Wirkung auf die Germanen nicht. Schließlich wollen sie sich nicht mehr mit einer bescheidenen Teilhabe am Wohlstand zufriedengeben, sie begehren mehr.