Bayerns König Ludwig I. Ludwig der Franzosenfeind
Ludwig wird am 25. August 1786 in Straßburg geboren. Sein Vater, Pfalzgraf Maximilian Joseph, gehört zur nebenrangigen Wittelsbacher-Linie Zweibrücken-Birkenfeld. Die Mutter ist Auguste Wilhelmine von Hessen-Darmstadt. Als Kommandeur des Regiments "Royal Alsace" steht Max Joseph in französischen Diensten und ist ein guter Bekannter König Ludwigs XVI.; so kommt es, dass der Bourbonenherrscher die Taufpatenschaft übernimmt und dem Jungen den Rang eines Obersten verleiht.
Nach Ausbruch der Französischen Revolution im Juli 1789 muss die Familie überstürzt aus Straßburg fliehen, es folgen - zu Zeiten der Koalitionskriege - chaotische Jahre im Exil unter anderem in Darmstadt, Mannheim und Schwetzingen. Der Tod des Taufpaten unter der Guillotine im Januar 1793 erschüttert den jungen Ludwig zutiefst, eine lebenslange Abneigung gegen Militär, Krieg, revolutionäre Ideen und alles Französische ist die Folge.
Kronprinz des neuen Königreichs
In München stirbt 1799 Kurfürst Karl Theodor. Weil mangels legitimer Kinder kein Erbe des pfälzisch-bayerischen Gebietsgemischs bereitsteht, tritt Ludwigs Vater, ein weitläufiger Vetter des Kurfürsten, die Nachfolge an. Er positioniert seinen Herrschaftsbereich an der Seite Frankreichs, der Lohn ist die Erhebung Bayerns zum souveränen Königreich (1. Januar 1806). Der neue Mittelstaat spielt in Napoleons Machtpoker als Gegengewicht zu Österreich und Preußen eine wichtige Rolle. König Max I. ist neben politischen auch zu dynastischen Zugeständnissen bereit: Er vermählt seine Tochter Auguste - unter Stand - mit dem Stiefsohn Napoleons, Eugène Beauharnais, dem späteren Fürsten zu Eichstätt. Daraus wird zur Überraschung vieler eine glückliche Beziehung.
Der Kronprinz, der zu dieser Zeit auf die bayerische Politik kaum einwirken kann, betrachtet das Bündnis mit Frankreich, den Beitritt Bayerns zum Rheinbund und die Pflicht zur Heeresfolge gegen Österreich, Preußen und Russland mit Skepsis. Napoleon bleibt ihm suspekt, Ludwigs Beigeisterung für den skrupellosen Machtmenschen hat allenfalls "für Augenblicke" Bestand. Auch ein sechsmonatiger Aufenthalt am Hof in Paris ändert an seinem Widerwillen nichts. "Napoleon tritt", meint Ludwig, "hat es getan und wird weiter die allerheiligsten Rechte aller mit Füßen treten". Ludwig nimmt sogar Kontakt zum Zarenhof auf und läuft Gefahr, wegen Hochverrats belangt zu werden.
Die Heirat mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810 betrachtet der Kronprinz auch als einen Akt der Auflehnung gegen den Franzosenkaiser. Aus der Ehe gehen vier Söhne und fünf Töchter hervor. Das anlässlich der "Märchenhochzeit" veranstaltete Pferderennen ist der Keim des alljährlich stattfindenden Oktoberfestes.
Bayern kehrt zur "teutschen" Sache zurück
Die antinapoleonisch-nationaldeutsche Bewegung fasst auch in Bayern Fuß und findet im Kronprinzen einen eifrigen Befürworter. Ludwig sieht sich als Patriot mit "teutschem Gefühl". Als der Stern Napoleons sinkt, wechselt Bayern wenige Tage vor der Entscheidungsschlacht bei Leipzig die Seiten. Dank eines Bündnisses mit den alten Mächten Preußen und Österreich (Vertrag von Ried, 8. Oktober 1813), bleibt die Souveränität erhalten, der Besitzstand wird weitgehend gewahrt.
Ludwig schwärmt von den "herrlichen Siegen der Teutschen", später errichtet er die Walhalla bei Regensburg und die Befreiungshalle nahe Kehlheim als Ehrentempel. Dennoch schreckt er vor der Nationalstaatsidee zurück, ihm schwebt eher eine Kombination aus bayerischem Königtum und deutschen Nationalempfinden vor: "Wir wollen Teutsche sein und Bayern bleiben".