Bayerns König Ludwig I. Ludwig I. und die Macht
In der Zeit nach dem Wiener Kongress nimmt Kronprinz Ludwig zunehmend Einfluss auf die bayerische Regierung. Er lanciert Männer seines Vertrauens in wichtige Positionen und betreibt den Sturz des leitenden Ministers Maximilian von Montgelas im Februar 1817.
Überraschend stirbt der vom Volk als "Vater Max" verehrte König Maximilian I. am 13. Oktober 1825. Als Ludwig I. tritt der Sohn die Nachfolge an. Der neue Regent gilt als fortschrittlich, wenige Jahre zuvor hatte er die am 26. Mai 1818 gegebene Verfassung als Kernelement eines Staates beworben.
Kurz nach dem Machtantritt hebt Ludwig das seit den Karlbader Beschlüssen geltende Zensuredikt auf und bejaht die Lehr- und Lernfreiheit an den Universitäten. Er gestattet sogar das Turnen in Bayern, obwohl die 1807 von Friedrich Ludwig Jahn ins Leben gerufene patriotische Turnerbewegung Standesunterschiede überwinden und der Kleinstaaterei in Deutschland ein Ende bereiten möchte. Anhänger der Pressefreiheit und der Idee einer Bürgerteilhabe setzen große Hoffnungen auf Ludwig.
Dem zweiten bayerischen König schwebt zunächst semi-autoritärer Führungsstil vor - ebenso liberal wie befehlshaberisch. Doch dieser Versuch eines Spagats misslingt - auch deshalb, weil Ludwig in starr dynastischen und historischen Kategorien denkt. Konflikte sind damit vorprogrammiert, zumal der König dem Prinzip der gottbegnadeten Monarchie mehr und mehr den Vorzug gibt. Ludwig, so zeigt sich bald, ist machtbesessen und beratungsresistent; Widerspruch duldet er kaum.
Hartes Vorgehen gegen Revolutionäre
Die Pariser Julirevolution 1830 zeitigt auch Auswirkungen in Bayern, selbst im Landtag nimmt die Kritik am König zu. Vor allem im Rheinkreis und in Franken werden Forderungen nach Bürgerrechten und der deutschen Einheit laut. Im Mai 1832 erreichen die Unruhen in der Pfalz einen Höhepunkt. Aufrührerische Reden auf dem "Hambacher Fest" sorgen für Aufsehen. Ludwig macht sich den Grundsatz "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten" zu eigen und schickt Truppen, es kommt zu Verhaftungen und Prozessen, eine strenge Zensur wird eingeführt.
Ludwigs Hang zum Katholizismus
Der König gefällt sich in der Rolle eines der christlichen Botschaft verpflichteten Herrschers. Er beruft streng katholische Minister und reaktiviert Klöster, die im frühen 19. Jahrhundert der Säkularisation zum Opfer gefallen waren. Er schätzt Erzkatholiken wie Joseph Görres und Ignaz von Dollinger, die verhindern, dass der zum evangelischen Glauben konvertierte Schriftsteller Heinrich Heine in den späten 1820er Jahren eine Professur in München erhält. Immerhin wird im August 1833 die erste protestantische Kirche in München eingeweiht.
Die religiösen Spannungen nehmen zu, als Carl von Abel, ein Vertreter des romtreuen politischen Katholizismus (Ultramontanismus), 1837 das Ministerium des Inneren übernimmt und den Streit um katholisch-protestantische Mischehen befeuert. Und als das Kriegsministerium evangelische Soldaten zur Teilnahme an katholischen Gottesdiensten verpflichtet, rumort es in den protestantischen Landesteilen.
Ludwig und der Freiheitskampf der Griechen
Außenpolitisch agiert Ludwig zurückhaltend. Versuche, das an Österreich abgetretene Salzburg, wo er während der napoleonischen Zeit als Gouverneur residierte, auf dem Verhandlungsweg zurück zu gewinnen, scheitern. Auch das Land seiner Vorfahren, die Pfalz rechts des Rheins mit Mannheim und Heidelberg, bleibt ihm versagt. Immerhin gelingt es Ludwig, Bayerns Position als Nummer drei zwischen den rivalisierenden Mächten Preußen und Österreich in Deutschland zu festigen.
Vor allem der Freiheitskampf der Griechen gegen die türkischen Besatzer 1821 bis 1831 hat es Ludwig angetan. Hellas, dem Land seiner Träume, will der König helfen. Ludwig erlaubt bayerischen Offizieren den Kampfeinsatz und stellt Hilfsgelder für die Griechen bereit. 1832 wird sein Sohn Otto zum König der Hellenen gewählt; bayerische Truppen und Beamte sollen ihn beim Aufbau des Landes unterstützen. 30 Jahre später kehrt Otto als geschlagener Mann nach München zurück. Griechenlands weiß-blaue Fahne erinnert noch heute an das bayerische Intermezzo.