Ludwig II. Der junge Ludwig - Herrscher in bewegter Zeit
Der spätere "Märchenkönig" kommt am 25. August 1845 im Münchner Schloss Nymphenburg als Sohn des bayerischen Kronprinzen Maximilian (1811-64) und der preußischen Prinzessin Marie Friederike zur Welt. König ist zu dieser Zeit Ludwig I. (1786-1868), dessen Herrschaft unter liberalen Vorzeichen begann, ab den 1830er Jahren aber zunehmend reaktionäre Tendenzen zeigt. Kulturell engagiert, hat der König die Landshuter Universität nach München geholt und treibt den Ausbau der Stadt zu einem Zentrum der Kunst (Glyptothek, Alte und Neue Pinakothek, Propyläen) voran. Während der Märzrevolution 1848 muss er unter anderem wegen der Lola-Montez-Affäre zugunsten Maximilians zurücktreten.
Jugendjahre in einem sich wandelnden Land
Die Jugend des phantasievollen Prinzen Ludwig - er trägt den Namen, weil er am gleichen Tag wie der Großvater geboren wurde - und seines Bruders Otto (1848-1916) verläuft ziemlich freudlos. König Max II. verlangt eine harte Erziehung, verbunden mit humanistischer Schulbildung. Selten bekommen die Jungen ausreichend zu essen, ihr "Arbeitstag" dauert von 5.45 bis 21 Uhr, für die täglichen Treffen mit der Mutter sind nur wenige Minuten vorgesehen. Dem jugendlichen Wagner-Verehrer Ludwig verbietet der Vater den Opernbesuch.
Max II., der bei der Erziehung seiner Söhne auch vor der Prügelstrafe nicht zurückschreckt, treibt die Entwicklung des modernen Bayern voran (u. a. Justizreform, Milderung der Pressezensur, Beseitigung der grundherrlichen Gerichtsbarkeit). Ab 1848 werden die Abgeordneten des Landtags nicht mehr nach Ständen und Klassen gewählt. Eine der bedeutendsten Neuerungen ist die Befreiung des bäuerlichen Bodens von Grundlasten, Frondiensten und Abgaben; viele Landwirte werden dadurch Besitzer der von ihnen bebauten Äcker.
König mit 18 Jahren
Als der König überraschend stirbt, besteigt Ludwig noch vor Abschluss seiner Prinzenausbildung den Thron; am 10. März 1864 wird er zum König proklamiert. Ludwigs Regierungsantritt fällt in eine Zeit, in der die deutsche Frage virulent wird. Der junge, unerfahrene bayerische König ist mehr Zuschauer denn Akteur, als der österreichisch-preußische Gegensatz immer schneller auf eine Entscheidung zusteuert. Während sich Ludwig dem Umbau seines Schlosses Hohenschwangau im Allgäu widmet und den von ihm verehrten Komponisten Richard Wagner (1813-1883) nach München holt, schafft Otto von Bismarck (1815-98), der preußische Ministerpräsident, Fakten.
Deutscher Krieg: Bayern auf Seiten Österreichs
Der Machiavellist Bismarck ist ein Verfechter der "kleindeutschen Lösung", also der Bildung eines Nationalstaates unter Ausschluss der Habsburger Vielvölkermonarchie. 1864 führt er erfolgreich Krieg um Schleswig und Holstein gegen Dänemark. 1866 verbündet er sich mit Italien und provoziert einen Krieg mit Österreich. Binnen weniger Wochen sind Österreich und seine Verbündeten, zu denen auch Bayern zählt, geschlagen (Entscheidungsschlacht bei Königgrätz am 3. Juli).
Wien muss der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmen und scheidet aus Deutschland aus. Bayern wird gedemütigt. Es muss zwei Bezirke Unterfrankens an Preußen abtreten, 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung zahlen und mit Preußen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis schließen.
Bayern im Krieg gegen Frankreich
Der 1867 gegründete Norddeutsche Bund unter Preußens Führung rückt bis an die Mainlinie vor. In dem Staatsgebilde, das Bismarck vorschwebt, fehlen nun noch die inzwischen weitgehend isolierten süddeutschen Staaten. Frankreich, das eine Machtverschiebung in Mitteleuropa fürchtet, widersetzt sich den preußischen Einigungsbestrebungen. 1870 reizt Bismarck den französischen Kaiser Napoleon III. (1808-73) zur Kriegserklärung ("Emser Depesche").
In der nationalistisch aufgeheizten Auseinandersetzung treten die süddeutschen Staaten - auch Bayern - wider Erwarten Frankreichs an die Seite Preußens. Der Krieg endet mit der Niederlage des französischen Heeres (Schlachten bei Metz und Sedan), der Gefangennahme Napoleons und der Kapitulation von Paris im Januar 1871.
Weder 1866 noch 1870/71 leistet Ludwig "Kriegsdienst". Während seine Truppen gegen Preußen unter dem Kommando des 60-jährigen Prinzen Karl von Bayern in den Kampf ziehen und sich im Deutsch-Französischen Krieg als besonders rabiat erweisen, bleibt ihr König zuhause. Im Gegensatz zu Wilhelm von Preußen (1797-1888) zeigt sich Ludwig auch nicht auf den Schlachtfeldern. Er zieht es stattdessen vor, auf der Roseninsel im Starnberger See Kostümfeste zu geben oder in die Berge auszuweichen.
König mit 18 Jahren
Als der König überraschend stirbt, besteigt Ludwig noch vor Abschluss seiner Prinzenausbildung den Thron; am 10. März 1864 wird er zum König proklamiert. Ludwigs Regierungsantritt fällt in eine Zeit, in der die deutsche Frage virulent wird. Der junge, unerfahrene bayerische König ist mehr Zuschauer denn Akteur, als der österreichisch-preußische Gegensatz immer schneller auf eine Entscheidung zusteuert. Während sich Ludwig dem Umbau seines Schlosses Hohenschwangau im Allgäu widmet und den von ihm verehrten Komponisten Richard Wagner (1813-1883) nach München holt, schafft Otto von Bismarck (1815-98), der preußische Ministerpräsident, Fakten.
Der Machiavellist Bismarck ist ein Verfechter der "kleindeutschen Lösung", also der Bildung eines Nationalstaates unter Ausschluss der Habsburger Vielvölkermonarchie. 1864 führt er erfolgreich Krieg um Schleswig und Holstein gegen Dänemark. 1866 verbündet er sich mit Italien und provoziert einen Krieg mit Österreich. Binnen weniger Wochen sind Österreich und seine Verbündeten, zu denen auch Bayern zählt, geschlagen (Entscheidungsschlacht bei Königgrätz am 3. Juli). Wien muss der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmen und scheidet aus Deutschland aus. Bayern wird gedemütigt. Es muss zwei Bezirke Unterfrankens an Preußen abtreten, 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung zahlen und mit Preußen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis schließen.
Der 1867 gegründete Norddeutsche Bund unter Preußens Führung rückt bis an die Mainlinie vor. In dem Staatsgebilde, das Bismarck vorschwebt, fehlen nun noch die inzwischen weitgehend isolierten süddeutschen Staaten. Frankreich, das eine Machtverschiebung in Mitteleuropa fürchtet, widersetzt sich den preußischen Einigungsbestrebungen. 1870 reizt Bismarck den französischen Kaiser Napoleon III. (1808-73) zur Kriegserklärung ("Emser Depesche"). In der nationalistisch motivierten Auseinandersetzung treten die süddeutschen Staaten wider Erwarten Frankreichs an die Seite Preußens. Der Krieg endet mit der Niederlage des französischen Heeres (Schlachten bei Metz und Sedan), der Gefangennahme Napoleons und der Kapitulation von Paris im Januar 1871.
Weder 1866 noch 1870/71 leistet Ludwig II. "Kriegsdienst". Während seine Truppen gegen Preußen unter dem Kommando des 60-jährigen Prinzen Karl von Bayern in den Kampf ziehen und sich im Deutsch-Französischen Krieg als besonders rabiat erweisen, bleibt ihr König zuhause. Im Gegensatz zu Wilhelm I. von Preußen (1797-1888) zeigt sich Ludwig auch nicht auf den Schlachtfeldern. Er zieht es stattdessen vor, auf der Roseninsel im Starnberger See Kostümfeste zu geben oder in die Berge auszuweichen.