Der Mondkönig
Geschichte | HS, RS, Gy |
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Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee: Die Bauten König Ludwigs II. prägen das Bayernbild in der ganzen Welt. Mit ihnen wurde auch Ludwig berühmt - der König, der sich vergebens einer neuen Zeit entgegenstemmte.
Nach dem Tod seines Vater, König Maximilian II. (1811-64), gelangt Ludwig II. im Alter von nur 18 Jahren auf den bayerischen Thron. Der junge, unreife Monarch gerät in die Wirren des vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (1815-98) forcierten deutschen Einigungsprozesses. Am Ende büßt Bayern seine Souveränität ein und geht im neuen, von der Militärmonarchie Preußen dominierten Kaiserreich auf.
Ludwig II. sieht sich in eine Statistenrolle abgedrängt. Schmerzhaft spürt er, ein in spätabsolutistischen Kategorien denkender Herrscher, dass ihm die Bürgerwelt der aufstrebenden Industriegesellschaft mit Unverständnis begegnet. Der Wagner-Verehrer spielt mit Rücktrittsgedanken, entscheidet sich aber für den Eskapismus in eine Traumwelt. Seine gigantischen Bauvorhaben (Schlösser Linderhof, Neuschwanstein, Herrenchiemsee etc.) treiben ihn trotz gut gefüllter Privatschatulle in die Verschuldung.
Als der König vor der Insolvenz steht, entmachtet ihn das bayerische Kabinett mit Rückendeckung seines Onkels, Prinz Luitpold. Ohne genauere Untersuchung, nur nach "Aktenlage" und Zeugenaussagen, erklärt ihn eine Gutachterkommission für verrückt. Ein Fangtrupp verschleppt Ludwig II. auf Schloss Berg am Starnberger See, das in eine komfortable Irrenanstalt umgebaut wurde.
Nach einem Spaziergang mit dem Psychiater Dr. Bernhard von Gudden treibt die Leiche des Königs am 13. Juni 1886 im Starnberger See, auch der Arzt wird tot aufgefunden. Ludwigs Ende ist von Legenden umrankt, schon bald wird er zum Mythos. Heute verehren ihn viele Menschen - trotz seiner dunklen Seiten - als Idealbild eines bayerischen Herrschers.