Maria Sibylla Merian Lebensnahe Darstellung der Natur
Malen, zeichnen und Holzschnitt - was Maria Sibylla Merian in der Werkstatt ihres Stiefvaters lernte, sollte die Grundlagen für ihre spätere künstlerische Entwicklung legen. Dort wurde sie wohl auch im Kupferstechen unterwiesen. Es sollte fortan für sie die wichtigste Technik werden, die sie weiter perfektionierte.
Detailreiche und farbenfrohe Kupferstiche
Die Kupferstiche erlaubten mehr als die "holzschnittartige", grobe Darstellung der Natur. Durch Riffelungen und Schraffuren konnten die Künstler mit Licht und Schatten spielen, sie konnten Objekte plastisch und räumlich darstellen. Maria Sibylla Merian entwickelte diese fortgeschrittene Technik noch weiter: Sie presste ein zweites Büttenpapier über den frischen Druck, wodurch auf der Rückseite dieses Blattes ein spiegelverkehrter Abklatsch entstand. Dieser sogenannte Umdruck ist nur ganz zart sichtbar, und sie malte ihn dann von Hand in Aquarelltechnik aus. Einige dieser handkolorierten Kupferstiche haben bis heute überdauert.
Von Naturvorlagen zum eigenen Stil
Die ersten Werke waren als Vorlagen für Malerei und Stickkunst gedacht. Tischdecken mit Blumenmotiven waren beliebt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, und auch Maria Sibylle Merian fertigte solche an. Im Laufe der Zeit beobachtete sie die Natur immer genauer, etwa die Verwandlung von Raupen zu Puppen und schließlich zu Insekten. Das veränderte auch ihren Stil: Er wandelte sich zu einer detailgetreuen Darstellung der Lebewesen, die mitunter fast fotografisch wirken. Die Kompositionen bleiben jedoch im Stil der Stillleben: Sie zeigen beispielsweise Raupe, Puppe und Insekt nebeneinander auf der Futterpflanze. In Surinam gelingt Merian mit ihren künstlerischen Mitteln zum ersten Mal die Dokumentation der Natur in diesem tropischen Land.