Naturforscherin und Künstlerin
Geschichte | RS, Gy |
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Eine starke Frau, die sich doch in eine frömmlerische Sekte einfügt: Die Persönlichkeit der Maria Sibylla Merian ist voller Rätsel. Was bleibt, sind ihre einzigartigen Kupferstiche - Blumen und Insekten in allen Lebensstadien.
Maria Sibylla Merian hatte das Glück, in einer bekannten und reichen Künstler- und Verlegerfamilie aufzuwachsen. So konnte sie sich von Anfang an der Natur widmen, Insekten sammeln und deren Verwandlung von der Raupe über das Puppenstadium bis zum fertigen Tier beobachten. Weil sich mit den damals üblichen Holzschnitten Einzelheiten nicht ausreichend darstellen ließen, erlernte sie das Kupferstechen. Völlig neu war die von ihr entwickelte Umdrucktechnik, die ganz zarte Linien hervorbrachte und deren Blätter sie in lebensnaher Darstellung kolorierte. Erstmals wurden so naturalistische Abbildungen von Pflanzen und Schmetterlingen möglich, die bis heute beeindrucken. Diese Tafeln richteten sich nicht an Gelehrte, sondern an Naturliebhaber. Nicht zuletzt sollten sie Gott als Schöpfer des "Buchs der Natur" preisen. Später schloss sich die fromme Frau einer pietistischen Sekte an, der sie schließlich den Rücken kehrte, um zwei Jahre lang die Natur in Surinam zu beobachten und in Kupferstichen zu dokumentieren. Der in der niederländischen Kolonie in Südamerika entstandene großformatige Prachtband zählt ebenso zu ihrem Vermächtnis wie je drei eindrucksvolle Bände mit Blumen und Raupen.