Bayerns Wälder Der Wald wird erschlossen
Eingriffe des Menschen in das Ökosystem Wald gibt es seit jeher. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit dient der Wald zur Holzgewinnung. Dann beginnen Ackerbauern um 5.500 vor Christus mit Rodungsmaßnahmen. Den frühen Siedlern und ihren Nutztieren liefert der Wald weiterhin Nahrung (Waldweide). Blätter und Nadeln werden zusammengerecht und als Einstreu im Stall verwendet. Holz ist für die Waffen- und Werkzeugproduktion von Bedeutung und wird zudem als Brenn- und Baustoff verwendet. Die Waldnutzung ist weitgehend frei.
Die "bajuwarische Landnahme"
Nicht zuletzt durch Zuwanderer aus verschiedenen germanischen Stämmen wächst die Bevölkerung der "Baiuvarii" bis zum 6. Jahrhundert rasch an. Zahlreiche neue Hofstellen und Dörfer entstehen zwischen dem Donauland und dem heutigen Südtirol. Die bewirtschaftete Feldflur wird auf Kosten des Waldes erheblich ausgeweitet. Erste Holznutzungsvorschriften mit Blick auf Rodung, Weide/Mast und Jagd entstehen. In der "Lex Baiuvariorum", der Volksrechtssammlung der Bajuwaren, sind bereits Waldrechte enthalten.
Jahrhundertelang regeln Weistümer (Aufzeichnungen mündlich überlieferter Gewohnheitsrechte in Form von Rechts- und Urteilssprüchen) die bäuerliche Waldwirtschaft. Wald gehört überwiegend zur Allmende, dem Gemeindeeigentum, das unaufgeteilt bleibt. Als Waldbesitzer treten, wie Tausch- und Schenkungsurkunden belegen, Adel und Klerus in Erscheinung.
Ein Nürnberger Patrizier wird Aufforstungspionier
Der Bevölkerungsanstieg lässt die Waldfläche im Laufe des Mittelalters weiter schrumpfen. Waldprodukte wie Holzkohle, Gerbstoff, Harz/Pech und Pottasche sind sehr begehrt. Dass sich der Wald auf dem Rückzug befindet, bleibt auch dem Nürnberger Ratsherrn, Händler und Bergwerksbetreiber Peter Stromer (1315-1388) nicht verborgen. Schon aus Eigennutz beginnt er gegenzusteuern und startet im Nürnberger Reichswald Aufforstungsexperimente. Das Ziel: Bäume sollen wachsen, damit sie später gewinnbringend verkauft werden können. Stromer entscheidet sich für die Saat von Kiefern, weil diese auch auf minderwertigen Böden gedeihen. Das Beispiel Strohmers macht Schule. Vielerorts werden Bäume gesetzt, Wälder neu begründet. Und auch der Adel kommt allmählich auf den waldwirtschaftlichen Geschmack, schließlich lässt sich mit Holzhandel so manches Bauvorhaben realisieren.
Landesherrn steuern die Waldwirtschaft
Die Entwicklung fürstlicher Territorien zu Landesstaaten wirken sich auch auf die Waldwirtschaft aus. Mächtige Fürsten erlassen in der frühen Neuzeit Forstordnungen für ihre Machtbereiche. Diese regeln unter anderem den Holzverbrauch, schreiben Methoden der Waldbewirtschaftung vor und geben Anweisungen zur Förderung der herrschaftlichen Jagd. 1568 erlässt Herzog Albrecht V. (1550-1579) die Bayerische Forstordnung.