Bayerns Wälder Naturnaher Waldumbau
Hätte der Mensch nicht eingegriffen, würden Buchenwälder das Landschaftsbild in Bayern prägen. Größere Fichtenbestände gäbe es nur in den Mittelgebirgen und im Alpenraum. Doch ökonomischer Druck macht die schnell wachsende Fichte zum Leistungsträger im Forst. Monokulturen entstehen, der Wald nimmt die heutige Gestalt an. Waldbesitzer bevorzugen auch nach dem Zweiten Weltkrieg profitable Nadelholz-Reinbestände und drängen die Verfechter der Mischwaldidee in die Defensive.
Wo dennoch versucht wird, Mischwälder aufzubauen, leiden Laubbäume (und Tannen) unter dem Verbiss durch Rehe, Hirsche und Gämsen. Gründe für die hohen Schalenwildbestände sind das Fehlen natürlicher Feinde, eine starke Fütterung der Tiere durch die Jäger (dadurch überleben im Winter auch schwache Tiere) und die Zurückhaltung der Jäger beim Abschuss weiblichen und jungen Wildes. Viele Waidmänner wollen bevorzugt "reife", männliche "Trophäenträger" erbeuten und schonen die weiblichen Tiere, die für den Nachwuchs "zuständig" sind.
Wald vor Wild
In den 1970er Jahren kommt bei Forstleuten, Waldbesitzern und Politikern allmählich ein Umdenkprozess in Gang. Nach Jahrzehnten der Überhege von Wild erhalten die Bäume Vorrang. Seit den 1980er Jahren werden auf behördliche Anweisung die Wildbestände in Bayern reduziert. Die Forstbehörden erstellen alle drei Jahre ein Gutachten zur Situation der Waldverjüngung, dessen Ergebnisse bei der Festlegung der Abschussquoten berücksichtigt werden.
Eine besondere Bedeutung kommt dem vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (1993-2007) geprägten Grundsatz "Wald vor Wild" beim Bergwald zu. Der Bergwald in den Alpen dient den Menschen als Schutzwald (Wasser-, Erosions-, Lawinenschutz). In speziellen Sanierungsgebieten wird Schalenwild heute besonders intensiv bejagt. Der Grund: Naturverjüngung und angepflanzte Bäumchen sollten ungestört und unverbissen aufwachsen können.
Alternativlos: Waldumbau in Zeiten des Klimawandels
Als die Orkane "Wiebke" (1990) und "Lothar" (1999) tiefe Schneisen in die Nadelholzmonokulturen schlagen, sehen sich die Mischwaldbefürworter bestätigt. Die Fichte, ein Flachwurzler, kann den Stürmen nicht standhalten. Durch die Sturmwürfe kommen große Holzmengen auf den Markt, Preisverfall ist die Folge. Nun müssen auch die letzten Zweifler einsehen, dass ein naturnaher Waldumbau nötig ist.
Heute werden angesichts des Klimawandels (Trockenjahre, Unwetterkatastrophen, vermehrtes Auftreten von Schädlingen wie dem Borkenkäfer) im Staatswald robuste Mischbestände mit Baumarten wie Buche, Eiche, Tanne, Ahorn und Fichte geschaffen. Die Kombination von Flach- und Tiefwurzlern streut das Risiko bei extremen Wetterlagen. Privatwaldbesitzer ködert die bayerische Staatsregierung, indem sie Mischpflanzungen subventioniert.