Transportmittel, Fernheizung, Klimamotor
Mensch, Natur und Umwelt | MS, RS, Gy |
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Er kommt aus der tropischen Sargassosee und nimmt vor North Carolina Fahrt auf. Quer über den Atlantik bringt der Golfstrom warmes Wasser bis in Gebiete Europas, die sonst viel kälter wären. So wachsen in Schottland sogar Palmen.
Nicht nur Wärme führt dieser "Fluss im Meer" mit sich. Die Larven der Aale nutzen seine Strömung, um von ihrem Laichgebiet bis in die europäischen Flüsse zu gelangen. Mehr als zehn Jahre lang wachsen sie dort heran und machen sich dann auf den Rückweg. Möglicherweise eine Etage tiefer, vermuten Forscher - denn Hunderte von Metern unter dem Golfstrom gibt es eine Gegenströmung in Richtung Amerika.
In Richtung Westen sind Schiffe langsamer …
… doch warum, das war Seefahrern lange Zeit ein Rätsel. Das Universalgenie Benjamin Franklin hat dieses Phänomen als erster genau beobachtet. 1770 veröffentlicht er eine Zeichnung der Meeresströmung, die er nach dem Golf von Mexiko benennt. Doch erst ein Jahrhundert später werden Wissenschaftler den Golfstrom genau kartieren - mit Hilfe von mehr als tausend Flaschen und Fässern, die sie in den Atlantik werfen.
Inzwischen bestätigen Satellitenmessungen, was die Forscher damals entdeckten: Der Golfstrom bleibt auf seinem Weg nach Osten nicht einfach ein großer Fluss. Er mäandert über den Atlantik, Wirbel lösen sich ab, und schließlich verzweigt er sich. Ein Teil macht im Uhrzeigersinn kehrt in Richtung Afrika und fließt zurück zur amerikanischen Küste. Der andere Teil streift Westeuropa und Skandinavien. Deshalb wachsen in Cornwall und Irland Zitronen, und in Norwegen ist es ebenfalls viel wärmer als in anderen Gebieten auf dem gleichen Breitengrad. Auch Deutschland profitiert von der "Fernwärme" aus den Tropen, deren Energie der von einer Million Kernkraftwerken entspricht. Ohne den Golfstrom wäre es bei uns im Schnitt um zwei Grad kälter.
Frisches Tiefenwasser im Grönlandmeer …
… zwischen Grönland und Spitzbergen. Dort endet die Reise des Golfstroms. Sein Wasser hat sich inzwischen deutlich abgekühlt und immer mehr Salz aufgenommen. Dadurch wird es jetzt so schwer, dass es in der Grönlandsee bis auf 4.000 Meter Tiefe absinkt. Nun fließt es in Richtung Süden und verteilt sich letztlich wieder im Atlantik - der Kreislauf beginnt von Neuem.
Doch der Klimawandel lässt gerade die Arktis immer wärmer werden. Ungeheure Mengen Eis schmelzen, Süßwasser entsteht. Dieses könnte eines Tages das Wasser des Golfstroms so salzarm werden lassen, dass es nicht mehr absinken kann. Es ist denkbar, dass die Kraft des Golfstroms dann schwächer wird. Das hätte weitreichende Folgen, zum Beispiel für die Landwirtschaft in Westeuropa. Aber ob es so kommt, kann heute noch niemand sagen.