Der Kreislauf Das Herz
Das Herz ist ein Hohlmuskel, etwa faustgroß, und liegt im Mittelraum des Brustkorbes - zu zwei Drittel auf der linken und zu einem Drittel auf der rechten Brustseite. Die Längsachse des Herzens verläuft von rechts hinten oben nach links vorn unten. Das Herz ruht auf dem Zwerchfell. Es wiegt bei Erwachsenen etwa 300 Gramm.
Als erstes Organ formiert sich im Embryo das Herz; schon ab der sechsten Schwangerschaftswoche wird es mit hoher Frequenz aktiv. Bei Neugeborenen leistet das Herz noch 140 Schläge pro Minute, später schlägt es im Ruhezustand nur mehr 70 bis 80 Mal.
…und läuft und läuft und läuft
Das Herz arbeitet als Saug- und Druckpumpe und hält den Blutstrom in Gang - ohne Pause, tagein, tagaus. Dieser Dauerbetrieb hält uns am Leben. Der Herzmuskel zieht sich mehr als 100.000 Mal pro Tag zusammen und entspannt sich wieder. So werden täglich rund 7.000 Liter Blut bewegt. Die unentwegte Arbeit hat ihren Preis: Das Herz hat nur etwa ein halbes Prozent des Körpergewichts eines Menschen, braucht aber zehn Prozent des Energiebedarfs.
Das Herz besteht aus zwei getrennten Hälften, dazwischen liegt die Herzscheidewand (Septum). Jedes Teilstück besteht aus Vorhof (Atrium) und Hauptkammer (Ventrikel). Die Vorhöfe dienen als Vorflut-Anlagen, bei entspanntem Herzmuskel saugen sie Blut an und leiten es in die Hauptkammern, aus denen es beim Zusammenziehen des Muskels herausgepresst wird. Zwischen Vorhof und Kammer sind Herzklappen eingebettet, die wie Rücklaufventile wirken und garantieren, dass das Blut stets in die richtige Richtung strömt.
Das Kreislaufsystem
Mit seinen Kammern versorgt das Herz zwei Kreisläufe. Das rechte Teilherz presst sauerstoffarmes Blut in die Lunge, wo es mitgeführtes Kohlendioxid abgibt und frischen Sauerstoff, der mit der Atemluft aufgenommen wurde, aufnimmt. Dieser "kleine" Kreislauf wird auch als Lungenkreislauf bezeichnet.
Das nun sauerstoffreiche Blut sammelt sich über die Lungenvenen im linken Teilherz und wird in die Körperarterien gepumpt. Die Zellen der Organe und Gewebe nehmen Sauerstoff, Nähr- und Botenstoffe aus dem Blut auf und geben Kohlendioxid und Abfallprodukte ab. Dieser aufwendige Durchblutungsvorgang wird großer Körperkreislauf genannt.
Die linke Herzhälfte muss eine beträchtliche Mehrarbeit leisten. Der Grund: Im Körperkreislauf ist der Druck sieben Mal so hoch wie im Lungenkreislauf. Daher ist die linke Herzwand mit einer Dicke von zehn Millimetern stabiler als die rechte mit nur drei Millimetern.
Das Herz schlägt eigenständig
Das Gehirn gehört neben dem Rückenmark zum Zentralen Nervensystem (ZNS), das über ein Netz von Gefäßen Sauerstoff und Nährstoffe bezieht. Ohne die Pumpleistung des Herzens wäre das unmöglich. Das Gehirn braucht also - etwa zum Denken - das Herz.
Das Herz hingegen kann ohne das Gehirn arbeiten. Seine Muskelbewegung wird nicht vom ZNS gesteuert. Zellen im Herzmuskel dienen als "Schrittmacher" und erzeugen elektrische Impulse. Die Selbsterregerzellen befinden sich im Sinusknoten im rechten Vorhof. Als natürlicher Taktgeber gibt der Sinusknoten den Rhythmus vor. Nach Impuls und Erregung ziehen sich die Muskelfasern exakt aufeinander abgestimmt zusammen. Die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern können an der Körperoberfläche mit Elektroden auf der Haut gemessen werden (Elektrokardiogramm - EKG).
Auch wenn es eigenständig schlägt, ist das Herz mit dem ZNS gut vernetzt. Dies gilt auch für die Verbindung zum endokrinen System, der Gesamtheit aller im Körper verteilten hormonproduzierenden Organe und Gewebe. Das Herz ist sogar selbst ein endokrines Organ - es stellt ein gefäßerweiterndes und blutdrucksenkendes Hormon her.