Freund, Lasttier und "Kriegsgerät"
Mensch, Natur und Umwelt | MS, RS, Gy |
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Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd ist uralt und reicht ungefähr 5.000 Jahre zurück. Erst durch die Domestikation des Einhufers konnte der Mensch große Strecken zurücklegen, seine Felder bestellen und Krieg führen.
Abstammung und Domestikation
Das Wildpferd, von dem unser heutiges Hauspferd abstammt, wurde wahrscheinlich erstmals um 3.000 vor Christus domestiziert. Wo genau und an wie vielen Orten dieser Erde dies stattgefunden hat, ist umstritten. Eine jüngere These geht davon aus, dass es sich nur um einen einzigen Ort handelt - die eurasische Steppe, also das riesige Gebiet zwischen Osteuropa und Ostasien. Pferde sind Herdentiere, als Bewohner der offenen Steppe benötigen sie den Schutz einer großen Gruppe. Da sie keine Hörner oder scharfe Zähne, haben hilft ihnen gegen Raubtiere nur eines: die Flucht. Daher bezeichnet man Pferde auch als Fluchttiere. Das merkt man auch noch ihrem heutigen Verhalten an: Pferde sind sehr schreckhaft. Laute Geräusche können sie dazu bringen, durchzugehen.
Der Mensch und das Pferd
Die Domestikation des Pferdes brachte dem Menschen zahlreiche Vorteile. Weite Strecken waren nun schneller zu überwinden, Hirten konnten mit ihren Herden Schritt halten, das Jagen wurde einfacher. Auch in kriegerischen Auseinandersetzungen leistete das Pferd wertvolle Dienste. So entwickelte sich beispielsweise das antike Volk der Hethiter zu meisterhaften Wagenlenkern, denen es sogar gelang, die Großmacht Ägypten zu besiegen. Aus der Hand eines Hethiters stammt auch das älteste uns bekannte Trainingsprogramm für Pferde, ein in Tontafeln geritztes Handbuch, das sich mit Zucht, Fütterung und Haltung der Tiere befasst. Und ohne Pferde wäre es auch dem Eroberer Alexander dem Großen nicht gelungen, sein Heer bis nach Indien zu führen. Sein Lieblingspferd mit Namen Bukephalos, um das sich zahlreiche Legenden ranken, gilt als das berühmteste Pferd der Antike. Der berittene Teil eines Heeres, die Kavallerie, spielte eine wichtige Rolle in der Kriegsführung von der Antike bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Als letzte Kavallerieattacke in Westeuropa gilt das Gefecht von Lagarde (1914) am Beginn des Ersten Weltkrieges. Obwohl der Kavallerie im Ersten Weltkrieg keine größere Bedeutung mehr zukam, zogen zwischen 1914 und 1918 insgesamt ungefähr 16 Millionen Pferde mit in den Krieg, die vor allem für das Ziehen der Geschütze benötigt wurden. Etwa die Hälfte davon überlebte die Kriegshandlungen nicht.
Pferdetypen
Im Laufe der Zeit hat der Mensch unterschiedliche Pferderassen gezüchtet, wobei man nach dem Temperament der Pferde in Kaltblüter, Warmblüter und Vollblüter unterscheidet. Kaltblüter sind ruhige, kräftige Pferde, die gerne für schwere Arbeiten eingesetzt werden, wie dem Ziehen von Fuhrwerken, dem Bestellen von Äckern und dem Schleppen von gefällten Bäumen. Die schnellen und ausdauernden Warmblüter werden meist als Reitpferde genutzt und eignen sich praktisch für alle Aspekte des Pferdesports. Am temperamentvollsten sind die Vollblüter, die ursprünglich aus Arabien stammen. Sie erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometer pro Stunde und werden daher meist im Rennsport eingesetzt.