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Überlebenstraining: Das "Jein"-Prinzip

Ambivalenz Überlebenstraining: Das "Jein"-Prinzip

Stand: 26.10.2016

Schreiendes, wütendes kleines Kind | Bild: colourbox.com

Emotionale Ambivalenzen sind kein moralisches Defizit. Und sie haben auch nichts mit konträren Auffassungen, unterschiedlichen Sichtweisen oder rationalem Abwägen zu tun. Es geht nicht darum, das Pro und Contra einer Sache zu bewerten, es geht nicht um die besseren oder schlechteren Argumente, es geht nicht um Entscheidungen. Emotionale Ambivalenzen sind einfach da, und dürfen es auch sein. Denn das Nebeneinander so konträrer Affekte wie Liebe und Hass ist letztlich nicht auflösbar. Unsere internen Affektkonflikte lassen sich nicht durch religiöse oder ethische Konzepte "wegrationalisieren" und erst recht nicht ungestraft ausschalten. Wir können sie nur entkrampft annehmen und uns mit dem "Jein" der Existenz aussöhnen.

Integrieren statt polarisieren

Das dazu nötige Ambivalenztraining beginnt, wenn Kinder wichtige Bezugspersonen lieben und zugleich hassen dürfen, ohne dafür bestraft zu werden. Dazu braucht es ein Umfeld, in dem es möglich ist, Wut und Angst genauso wie Freude und Zufriedenheit oder andere konträre Affekte auszuleben. Nur so lernen sie, ambivalente Gefühle und Gedanken als erlaubte Realität anzunehmen. Nur so erfahren sie, dass alle Schattierungen der Fremd- und Eigenwahrnehmung ihren Platz haben. Und nur so begreifen sie, dass die Spaltung des Bewusstseins in "erlaubt" und "verboten" ebenso lebensfeindlich ist wie die exklusive Zuspitzung auf "absolut gut" oder "absolut böse", auf "nur ja" und "nur nein".

Überlebenstraining für eine globalisierte Zukunft

Eltern, Erzieher und Lehrer, die Kindern dabei helfen, die Welt als bunt, vielstimmig und ambivalent zu erleben, die ihnen ermöglichen, Ambivalenzen ganz einfach zu ertragen, statt sie erfolglos zu bekämpfen, leisten echte Aufbauarbeit. Sie stärken die integrativen und schwächen die spaltenden Tendenzen im Menschen. Diese Aufbauarbeit fördert das Miteinander und hemmt das Gegeneinander. Davon profitieren wir letztlich alle in einer Welt, die immer enger zusammenrückt und friedlich mit ihrer wachsenden Widersprüchlichkeit zurechtkommen muss.

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Schriftzug Love and hate | Bild: colourbox.com zum Thema Ambivalenz Das innere Hin und Her

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