Bayern 2 - radioWissen

Bargh und der Florida-Effekt

Suggestion, Manipulation Bargh und der Florida-Effekt

Stand: 22.02.2017

Älterer Mann mit Glatze | Bild: colourbox.com

1996 macht der amerikanische Psychologe John Bargh ein simples Experiment. Er lässt Testpersonen sinnvolle Sätze aus Wörtern bilden, die allesamt mit dem Thema "Alter" verknüpft sind, jedoch ohne den Begriff ausdrücklich zu nennen. Zu den Bausteinen, mit denen seine Experimentalgruppe arbeitet, gehören beispielsweise "Glatze", "vergesslich", "Florida", "grau" oder "Falte". Eine Kontrollgruppe formt derweil Sätze mit Begriffen, die einen Jugendbezug haben. In ihrem Baukasten finden sich Vokabeln wie "gelenkig", "sportlich" oder "Party". Nachdem die Probanden ihre Aufgabe erledigt haben, werden sie gebeten, kurz noch einen anderen Raum aufzusuchen.

Vom Unbewussten ausgetrickst

Und genau das ist die eigentlich kritische Phase des als Kognitionstest getarnten Experiments. Denn an den Satzfindungsfähigkeiten seiner Probanden ist Bargh nicht die Bohne interessiert. Es geht ihm um etwas völlig anderes. Um etwas, das die Testpersonen gar nicht wahrnehmen. Er lässt messen, wie lange sie für die Gehstrecke brauchen. Das Ergebnis geht als "Florida-Effekt " in die Psychologiegeschichte ein: Die mit altersbezogenen Wörtern beschäftigten Teilnehmer der Experimentalgruppe brauchen deutlich länger als die mit jugendbezogenen Wörtern konfrontierten Personen der Kontrollgruppe.

Die gebahnte Reaktion

Bargh zieht aus seinen Beobachtungen einen klaren Schluss. Er glaubt, dass die Teilnehmer der Experimentalgruppe nur deshalb so langsam und schwerfällig gingen, weil sie zuvor das Assoziationsfeld "Alter" beackert hatten. Diese vorausgegangene, unbewusste Stimulation hat den Bewegungsapparat der Probanden auf "alt" gestimmt und entsprechend entschleunigt, folgert Bargh. Verantwortlich für diesen Effekt ist ein Wirkungsmechanismus, den er als "Priming" bezeichnet. "To prime" bedeutet "vorausgehen", "vorbahnen", "grundieren". Und genau das passiert beim Priming- oder Bahnungs-Effekt: Ein vorausgegangener Reiz, ein so genannter "Prime", beeinflusst die Wahrnehmung oder die Interpretation eines späteren Reizes.

Zurück zur Übersichtsseite

Suggestion Box | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Suggestion, Manipulation Wie man Menschen beeinflusst

Ich lass' mir nix einreden, mich manipuliert keiner. Glauben Sie das auch? Wenn ja, sollten Sie sich vielleicht doch einmal näher mit unserem Thema befassen. Sie werden staunen - und wahrscheinlich ein bisschen erschrecken! [mehr]