Suggestion, Manipulation Von Menschenfischern und Menschenfressern
Kurz nach der Jahrtausendwende geht die Priming-Welle richtig ab. Nicht nur Wahrnehmungs- und Neuropsychologen stürzen sich auf das neue Forschungsfeld. Vor allem Marketing-, Verkaufs- und Werbespezialisten erwärmen sich mehr und mehr für das aus ihrer Sicht ebenso interessante wie zukunftsträchtige Phänomen. Kein Wunder. Mit Hilfe des Priming-Effekts und der gezielten Aktivierung zweckdienlicher Assoziationsfelder lassen sich Meinungen, Entscheidungen, Verhaltensweisen oder Wahrnehmungen hocheffektiv und punktgenau manipulieren.
Prime-Time für Manipulatoren
Das Einsatzgebiet erscheint nahezu unbegrenzt. Geschicktes Priming, also das Setzen von Primes, die das nachfolgende Reizmuster wunschgemäß vorvorprägen und "tunen", hat das Zeug zur echten Psychomarketing-Allzweckwaffe. Prime-tauglich ist dabei so ziemlich alles, was Sinne und Gedächtnis hergeben: Eine Erinnerung, ein Wort, ein Geruch, ein Bild, ein Klang oder ein Geschmack, kurz jeder Reiz kann ein lenkender Prime sein, der alles Nachfolgende einfärbt.
Als wär's ein Stück von mir
Das Beste daran: Nichts hinterlässt Spuren, nichts erscheint von außen gesteuert, alles passiert unterschwellig, unbewusst. Wir sind zwar durch einen bewusst gesetzten Prime "geimpft", nehmen aber keinerlei Beeinflussung oder gar Fremdsteuerung wahr. Obwohl wir manipuliert werden, halten wir uns nach wie vor für die Erzeuger all unserer exklusiven Empfindungen und Meinungen. Durch diese Camouflage sind die Chancen einer erfolgreichen Abwehr dieser Einflussnahme relativ gering.