Suggestion, Manipulation Heißer Kaffee, warme Herzen: So geht Priming
Obwohl Barghs berühmter "Florida-Effekt" in einem 2011 durchgeführten Kontrollexperiment nicht wiederholbar war, obwohl mittlerweile erhebliche Zweifel an der Belastbarkeit des experimentellen Ur-Designs laut wurden, obwohl manche früheren Aussagen inzwischen etwas relativiert werden mussten, gelten Priming und Bahnung als wissenschaftlich gesichertes Phänomen. Dass der Effekt tatsächlich da ist, dass er wirkt und was er vermag, belegen zahlreiche Experimente, die Bargh teils alleine, teils in Kooperation mit anderen Forschern immer noch durchführt. Für höchste Aufmerksamkeit sorgte so etwa eine Versuchsreihe zum Priming mit Temperaturreizen.
Warme Hände und warme Gedanken
Der Versuchsaufbau ist extrem einfach. Bargh und sein Kollege Lawrence Williams lassen die Probanden einer Experimentalgruppe von ihren Assistenten am Institutseingang abholen und zu den Testräumen bringen. Bei einer kleinen, improvisierten Führung durch das Gebäude trinken die Hilfswissenschaftler mitgebrachten Kaffee aus Pappbechern. Vorgeblich um sich die Namen der Teilnehmer zu notieren, bitten sie die Probanden, die heißen Becher kurz zu halten. Nachdem diese Formalität erledigt ist, sollen die Testpersonen aufgrund von Bildern und einigen knappen Informationen ihnen persönlich nicht bekannte Menschen einschätzen.
Menschenfreunde und Miesepeter
Anschließend durchläuft eine Kontrollgruppe denselben Versuchsaufbau. Mit einem kleinen Unterschied: Statt eines Bechers mit heißem Kaffee bekommen die Probanden kalte Eisteegläser in die Hände gedrückt. Das Resultat ist durchaus erstaunlich: Die mit heißem Kaffee "vorgewärmte" Experimentalgruppe schätzt die von ihnen bewerteten Personen erheblich positiver ein als die mit Eistee "heruntergekühlte" Kontrollgruppe. Alleine die über den Tastsinn wahrgenommene Temperatur reicht in beiden Fällen aus, um das Urteil über einen Menschen in eine bestimmte Richtung zu drehen.