"Geht zu allen Völkern!" Das Thema
Als das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 zusammentrat, wurde neben vielen anderen auch ein Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche, die Konstitution "Ad Gentes", verabschiedet. Darin heißt es gleich zu Anfang: "Zur Völkerwelt von Gott gesandt, soll die Kirche 'das allumfassende Sakrament des Heils' (Lumen Gentium 48) sein.
So müht sie sich gemäß dem innersten Anspruch ihrer eigenen Katholizität und im Gehorsam gegen den Auftrag ihres Stifters (vgl. Mk 16,15), das Evangelium allen Menschen zu verkünden. Denn auch die Apostel, auf die die Kirche gründet worden ist, haben, den Spuren Christi folgend, 'das Wort der Wahrheit verkündet und Kirchen gezeugt' (Augustinus). Pflicht ihrer Nachfolger ist es, diesem Werk Dauer zu verleihen, 'damit das Wort Gottes seinen Lauf nehme und verherrlicht werde' (2 Thess 3,1) und die Herrschaft Gottes überall auf Erden angekündigt und aufgerichtet werde." (Ad Gentes 1).
Antike und Mittelalter
Nicht zu überschätzen ist die Leistung, die die ersten Missionare der Kirche vollbracht haben. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus von einer unbedeutenden jüdischen Sekte zur Staatsreligion im Römischen Reich aufstieg. Dieser Weg ist gesäumt von den Gräbern der Märtyrer, die bereit waren, ihr Leben für ihre Überzeugung hinzugeben. Viele von ihnen werden bis heute als Heilige verehrt, allen voran der Wanderapostel Paulus, der auf seinen Missionsreisen viele Gemeinden in Griechenland gründete. Als sich die Kirche mit der Staatsmacht arrangierte und das Römische Reich allmählich zusammenbrach, richtete sich der Blick auf die Völker, die zwar militärisch siegten, aber mit der Kultur auch die Religion der Römer übernehmen sollten. Die Völker Nord- und Osteuropas und Vorderasiens wurden verstärkt von Missionaren besucht. In unserem Kulturkreis ist vor allem Bonifatius zu nennen, der als Apostel der Deutschen gilt. Wie er, erlitten viele seiner Weggenossen den Märtyrertod.
Neuzeit
Mit der Entdeckung der Neuen Welt ging auch der Wunsch einher, die Völker Amerikas, Australiens und Ozeaniens zum Christentum zu bekehren. Gerade in Lateinamerika wurde jedoch oft die Mission missbraucht, um die Urbevölkerung zu unterdrücken und ihres Eigentums, namentlich goldener Schätze, zu berauben. Immer wieder taten sich jedoch auch gewissenhafte Christen hervor, die die Indios respektierten und gegen die Übergriffe der Conquistadores zu verteidigen suchten. Allerdings übte die Amtskirche, sprich der jeweilige Papst, ihren Einfluss auf die Machthaber oft nur halbherzig aus. Ein weiteres Phänomen tritt in der Neuzeit auf, nämlich dass man nicht mehr einheitlich von "der" Kirche sprechen kann, sondern es gibt verschiedene, miteinander konkurrierende Konfessionen, die jeweils eigene Ziele verfolgen und dadurch die Überzeugungskraft des Christentums insgesamt schwächen. Im 20. Jahrhundert schien es zudem, als ob atheistische, kommunistische Bewegungen in manchen Weltgegenden den aktuellen Bedürfnissen der Menschen nicht mindestens ebenso helfen konnten wie ein neuer Glaube.