Bayern 2 - Die Welt am Morgen







1

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Der herrenlose Koffer

Haben Sie schon mal von einem damenlosen Gepäckstück gehört? Nein, denn das Wort „damenlos“ existiert laut Duden ja gar nicht. Weil nur Männer Koffer verlieren, die dann eben herrenlos werden? Auch das ist eine Überlegung wert – in der heutigen Glosse von Susanne Rohrer.

Von: Susanne Rohrer

Stand: 15.04.2025 |Bildnachweis

Hach, es ist wieder Saison. Das bringt Sie vielleicht gleich auf den Spargeltrip – mich hingegen auf den Reisetrip, der immer wieder zu ihm führt: zum herrenlosen Koffer. Einer, der sich ja zu Ferienzeiten besonders gerne in der Nähe von Verkehrsmitteln findet, die Menschen in Urlaubsregionen befördern.

Aber warum ist dieser Koffer eigentlich immer herrenlos? Selbst die Damentasche ist herrenlos, quasi die kleine Schwester des Koffers. Oder das herrenlose Damenfahrrad – das wäre dann die große Schwester. Neulich erst fand sich im Zug von Hannover nach München so eine herrenlose Tasche mit immerhin 15.000 Euro darin. In einem pinken Beutel mit Disneyprinzessinen darauf. Zumindest die Wahrscheinlichkeit spricht hier doch dafür, dass eine Dame im Spiel gewesen sein könnte.

Und was unterstellen wir denn da auch den Herren? Dass nur sie so schusselig und unachtsam sein könnten, irgendein Gepäck irgendwo zu verlieren? Nun, vielleicht früher einmal, als der Herr noch der Dame die Tür aufhielt, um sodann ihr Gepäck, nicht selten aus mehreren Gepäckstücken bestehend, zu transportieren. Wobei - nach der Lastenhandhabungsverordnung gilt auch heute noch, so definiert es der Gesetzgeber: bei den Damen sollte bei 15 kg Hebelast Schluss sein, den Herren kann man schon bis zu 20 kg mehr zumuten. Das kann man für die nächste Urlaubsreise mal im Hinterkopf behalten.

Was immer hilft: mal bei den alten Römern nachschauen

Dann könnte ein Koffer selbstverständlich gar nicht damenlos sein – ein Wort, das der Duden übrigens nicht kennt. Ich habe deswegen über Alternativen nachgedacht. Möglich wäre der alleinstehende Koffer, das trifft es aber auch nicht, denn der Koffer ist ja nicht dauerhaft alleinstehend, sondern nur vorübergehend. Eher Strohwitwer sozusagen. Oder eben Strohwitwe. Ein strohverwitweter Koffer – bin nicht sicher, ob sich das durchsetzt. 

Was immer hilft: mal bei den alten Römern nachschauen – da sprach man über „Bona vacantia“, was so viel wie “verlorene Vermögenswerte” bedeutet. Da käme es wiederum stark auf den Inhalt des Gepäckstücks an.

Trifft aber zumindest auf den des pinken Disney-Prinzessinnenbeutels zu. 15.000 Euro sind schon ein kleines Vermögen. Die waren übrigens für ein neues Auto gedacht – und das erscheint mir sinnvoll, denn so wird der Beutel nie wieder herrenlos in der Bahn liegen.







1