Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Der Trump-Bot

Ein Hersteller hat mit Hilfe von künstlicher Intelligenz einen Roboter erschaffen, der Emotionen wecken soll. Roland Söker beschleicht ein unglaulicher Verdacht: Sind vielleicht scheinbar emotionalen Typen längst Roboter und Donald Trump ein künstlich Wahnsinniger, der unseren Realitätssinn vernebeln soll?

Von: Roland Söker

Stand: 24.10.2024

Hahaha.

Klingt künstlich?

Auf jeden Fall künstlicher als: „Hhha“ oder „Hm-mh-mh“.

Künstlich sind aber alle drei Lacher. Denn ich habe mir ja gerade keinen Witz erzählt, sondern einfach mal so gelacht.

Was ich damit sagen will?  Seien Sie vorsichtig! Sie können es nicht mehr unterscheiden: Künstlich und echt, also: menschlich.

Kürzlich habe ich über einen Roboter gelesen, der in Pflegeheimen eingesetzt werden kann. Er wurde auf Höflichkeit, Freundlichkeit und sogar moralisches Verhalten programmiert. Er ist – wie ein Roboter nun mal ist – völlig emotionslos, soll aber Emotionen wecken. Er hat ein kindliches Gesicht eine coole blaue Mütze auf und bleibt – selbst, wenn Sie ihn anbrüllen oder unflätigst beschimpfen – immer total nett. Und wenn Sie ihm einen Witz erzählen, lacht er nicht so: Hahaha, sondern wahrscheinlich so „Hhha“.

Weil ich grad in der Bahn saß, kam mir der Gedanke, dass so ein Roboter wahrscheinlich der ideale Mitarbeiter für die Deutsche Bahn wäre

Weil ich grad in der Bahn saß, kam mir der Gedanke, dass so ein Roboter wahrscheinlich der ideale Mitarbeiter für die Deutsche Bahn wäre. Sie wissen schon, die Leute, die früher Schaffner und heute Zugbegleiter heißen und die mit unglaublicher Gelassenheit jede Beschimpfung wegen Verspätungen oder ausgefallenen Bordtoiletten aushalten müssen.

Früher machten die auch Durchsagen von unfreiwilliger Komik. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ein Zugbleiter einmal in seriös einstudiertem Ton ankündigte, in Dortmund sei nun die „morbide Brezelverkäuferin“ zugestiegen.

Heute sind die Durchsagen viel lockerer, es werden Versprecher eingebaut, fast mit einem Augenzwinkern wird angekündigt, dass das Bordbistro aufgrund technischer Störungen nur kalte Speisen anbieten kann und das auch nur zwischen Würzburg und Aschaffenburg. Hahaha. Der Lacher blieb mir im Hals stecken. Was, wenn die Zugbegleiter schon Roboter sind? Die nonchalanten Versprecher sind programmiert ...?! Sind wir längst auf der falschen Fährte, immer das verräterisch-künstliche bei Robotern zu vermuten?

Politiker, die etwas empathielos durch ihr Amt stolpern, werden ja auch schnell mal mit Robotern gleichgesetzt. Die kühl-rationale Theresa May in Großbritannien wurde zum „May-Bot“, der nordisch-emotionsarme Olaf Scholz zum „Scholzomat“.

Was aber, wenn scheinbar emotionalen eigentlich die Roboter sind? Ganz ehrlich: Donald Trump wirkt doch, als wäre er darauf programmiert, jeden Tag den strunzdümmsten Blödsinn rauszuhauen. Das Wortpaar künstliche Intelligenz verbietet sich da ja schon. Vielleicht ist es – künstlicher Wahnsinn!?

Hahaha.

Die Wissenschaftlerin Sherry Turkle warnt, wenn man sich zu sehr auf KI-gestützte Roboter konzentriert, könnte die Gesellschaft einen hohen Preis bezahlen: den der Realität. Da könnte man schon auf die Idee kommen, dass wir längst mittendrin sind im gesellschaftlichen Realitätsverlust.

Hahahaha …


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