Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Alltägliche Asymmetrie

Der DAX geht steil nach oben und die Wirtschaft den Bach runter. Ist der eigene Wohlstand alles eine Frage der Aktien? Eine Glosse von Georg Bayerle.

Von: Georg Bayerle

Stand: 17.01.2025

Ob wir wollen oder nicht, wir sind täglich der Frage ausgeliefert, ob wir das Richtige tun, besonders wenn’s um Geld geht. Die Fieberkurve von Aktien, Zins und Gold zuckt blitzartig in jeden Tag und gefühlt scheinen die Ausschläge wie alles andere auch immer hektischer zu werden.

Nicht nur gefühlt: hatte der DAX, der Deutsche Aktienindex, 2014 die Marke 10.000 erreicht, so kratzt er nun schon an den 20.000 Punkten. Aus der Sicht des eigenen Geldbeutels bleibt immer das Gefühl zurück, etwas verpasst zu haben. Man fragt sich rückblickend, was die Deutschen beispielsweise in den Jahren, sagen wir mal, 1959 – 1979 gemacht haben: damals kroch der Index einfach flach vor sich hin, während gleichzeitig das Wirtschaftswunder tobte. Ganz ohne diesen Fieberkurvenstress ging es allen einfach stetig immer besser.

Heute ist das finanztechnische Instrumentarium im Zuge des naturgesetzlichen Fortschritts rasant vorangekommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Während die Aktienkurve immer steiler ansteigt, werden Weltwirtschaft und insbesondere die deutsche Wirtschaft von einem Schock nach dem anderen durchgeschüttelt. Auf Deindustrialisierung und Krise ist das Klagelied der Deutschen Wirtschaft gestimmt und der Aktienindex? Fiebert steil nach oben. 

Das gültige Naturgesetz für all diese Vorgänge ist die Asymmetrie

Das gültige Naturgesetz für all diese Vorgänge ist die Asymmetrie. Trotz immer massiveren Naturkatastrophen streichen Versicherungskonzerne Rekordgewinne ein – oder ist es vielmehr wegen der immer massiveren Naturkatastrophen? Und wir, die wir das alles nicht verstehen? Wenn sinkende Ölpreise in Relation zu steigenden Zinsen und Goldpreisen versus die Spekulationsgewinne, sagen wir, auf den internationalen Schaumgummimärkten immer zu steigenden Kursen führen, dann – aber vielleicht ist es auch umgekehrt.

Da ist es nur konsequent, dass jetzt alle einer steigenden Kryptowährung hinterherlaufen, die, nomen est omen, kryptisch ist, also anders als Gold, Kakao oder Aktien durch rein gar nichts gedeckt außer den allzu menschlichen Sehnsüchten nach Reichtum und Wohlhabenheit so wie einst im goldenen Zeitalter der Tulpenmanie in den Niederlanden als eine Tulpenzwiebel mehr wert war als 170 Fässer Bordeaux-Wein.

In solch verzweifelten Zeiten können nur Augustinus oder eine aus Franken überlieferte Lebensweisheit helfen: Es gibt kein Übel, aber die Angst vor dem Übel, sagt der Heilige. Und der Franke: Der Hund kann Flöhe haben, der Hund kann Läuse haben, der Hund kann aber auch Beides haben. Will heißen: bleib cool und vergiss das Waschen nicht.


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