Ende der Welt - Die tägliche Glosse Pannen in Gruppenchats
Es ist ja nie schlecht, die Verantwortung auf alle zu verteilen. Dann kann sie erstens besser zirkulieren und zweitens schneller verdunsten. Insofern macht es schon Sinn, wenn Mike Waltz, der Sicherheitsberater von Donald Trump, vor dem Angriff auf jemenitische Milizen auch einen amerikanischen Journalisten in seine Chatgruppe aufgenommen hat. Womöglich gelten dessen Leitartikel als besonders treffsicher, dessen Argumente als durchschlagend oder dessen Rechtschreibung als Minenfeld. Irgendeinen militärischen Vorteil wird der Mann ja wohl haben. Eine Glosse von Peter Jungblut.
Es ist ja nie schlecht, die Verantwortung auf alle zu verteilen. Dann kann sie erstens besser zirkulieren und zweitens schneller verdunsten. Insofern macht es schon Sinn, wenn Mike Waltz, der Sicherheitsberater von Donald Trump, vor dem Angriff auf jemenitische Milizen auch einen amerikanischen Journalisten in seine Chatgruppe aufgenommen hat. Womöglich gelten dessen Leitartikel als besonders treffsicher, dessen Argumente als durchschlagend oder dessen Rechtschreibung als Minenfeld. Irgendeinen militärischen Vorteil wird der Mann ja wohl haben, und warum sollte Trump teure Lenkbomben verschwenden, wenn er den Jemen genauso gut mit Druckfehlern bombardieren kann? Wetten, die Terroristen geben sofort auf, wenn sie nicht mehr unterscheiden können, ob ein Tarnkappenbomber oder ein Satzzeichen auf sie zurast? Den punktgenauen Einschlag eines Kommas werden sie bestimmt nicht abwarten, und bevor ihnen ein Futur zwei um die Ohren fliegt, werden sie bedingungslos kapitulieren.
Okay, Mike Waltz steht nicht so auf Buchstaben, sondern mehr auf Symbole, besser bekannt als Emojis. Sein Präsident spricht bekanntlich in Bildern, und dessen Wähler denken in Umrissen. Also postete der Sicherheitsberater im erwähnten Chat lieber eine Faust, eine amerikanische Flagge und eine Flamme, genau in dieser Reihenfolge.
Mal sehen, wie die nächste Chatgruppe im Weißen Haus aussieht
Gut, dass diese Inschrift nur ins Handy gehauen wurde und nicht in Sandstein, sonst hätten sie die Archäologen der Zukunft noch entziffern müssen. Wer weiß, ob sie die Emojis nicht irrtümlich als Warnhinweis interpretiert hätten: Finger weg vom heißen Grill, sonst sehen Sie Sterne! Klar, eine Drohung ist es ja wirklich, die Mike Waltz mit seiner Chatgruppe teilte. Allerdings wollte er mit der Faust, der Flagge und der Flamme wohl eher deutlich machen: Wenn’s in Amerika brennt, drückt Donald Trump erst die Scheibe und schlägt dann den Knopf ein, weil er grundsätzlich nicht mit der Feuerwehr, sondern mit Wut löscht.
Wie auch immer, dass ein Journalist in die regierungsinterne Chatgruppe aufgenommen wurde, bezeichnete der Präsident im Nachhinein als „Ausrutscher“, was einigermaßen verwundert, denn bevor Trump angreift, und sei es einen unliebsamen Gedanken, informiert er doch eigentlich stets die Medien und die Weltöffentlichkeit. Dann hat der Gedanke genügend Zeit, sich freiwillig zurückzuziehen – ansonsten wird er millionenfach geteilt, wobei die Gedankensplitterwirkung verheerend ist, und zwar nicht nur im Jemen. Trump legte damit bereits das Bildungsministerium in Schutt und Asche und löchert gerade die Justiz. Beurteilen kann er sich nämlich selbst und in zweiter Instanz reicht sowieso ein Emoji. Das macht Staatsanwälte absurder und Begnadigungen lustiger.
Mal sehen, wie die nächste Chatgruppe im Weißen Haus aussieht: Wenn Sie dabei sein wollen, teilen sie nicht Ihre Ansichten, sondern Ihre Absichten, vor allem die globalen – und nennen Sie ruhig die Koordinaten Ihrer Nachbarn. Die amerikanische Luftwaffe wirft alles ab – außer natürlich Zurückhaltung.