Ende der Welt - Die tägliche Glosse Solopfade
Solokünstler dominieren die Hitparaden. Woran liegt das? Sind die musikalischen Genies alleine am Besten? Oder ist mathematisch durch eins einfach am leichtesten zu teilen? Eine Glosse, die Severin Groebner ganz alleine verfasst hat.
Sie haben es sicher schon gehört: „Wär ich ein Möbelstück, dann wär ich eine Lampe aus den Siebzigern.“ Das kann man lustig finden, oder sich denken, schade, dass der Mann seinen Wunsch nicht erfüllt bekommen hat. Wo doch Lampen schön leuchten, aber nicht lärmen. Die Leuchte hinter dem Möbel-Hit ist ein bayrischer Liedermacher namens Oimara und der steht mit „Wackelkontakt“ seit Wochen auf Platz eins der Single-Charts.
Und Single-Charts ist hier durchaus wörtlich zu nehmen. Schließlich dominieren auch auf den anderen Plätzen Solo-Künstler oder Duette von Solo-Künstlern mit Bruno Mars. Bedauerlich, dass Freddie Mercury nicht mehr lebt. Ein Duett von Mars & Mercury wäre sicher astronomisch schön geworden.
Was man allerdings zur Zeit kaum in der Hitparade findet, sind Bands
Was man allerdings zur Zeit kaum in der Hitparade findet, sind Bands. Eigentlich nicht überraschend. So ist es zwar weitaus einfacher geworden, übers Internet als Musikerin oder Musiker bekannt zu werden. Im gleichen Maß ist es allerdings schwieriger geworden, mit Musik Geld zu verdienen.
Die - außerhalb von Musikerkreisen - sehr beliebte Plattform „Spotify“ etwa zahlt den Kreativen für jeden Stream Geld. 0,0033 Euro. Das sind immerhin 0,33 Cent. Und das auch nur, wenn die Tracks mindestens 30 Sekunden lang gehört wurden und mindestens 1000 Streams haben. Wer nur 999 Abrufe vorweisen kann, dessen Anteile behält Spotify einfach. So ein Klick!
Warum also sich zu dritt, zu viert oder gar zu fünft auf den Weg zum Ruhm machen, wenn man schon alleine nicht davon leben kann. Obendrein ist so eine Band ja auch psychologisch etwas … interessantes. Wenn man zum Beispiel proben möchte, dann geht das nicht, weil der Keyboarder fehlt, da seine Oma Geburtstag hat. Möchte man trotzdem an der einen Nummer weiter arbeiten, ist der Gitarrist der Meinung, dass da ein Gitarrensolo von etwa 7 Minuten Länge fehlt, weil das bekanntlich jedem Song von 2 Minuten 30 gut tut. Danach kommt die Bassistin mit einer neuen Base-Line, die perfekt jedes menschliche Trommelfell im Raum perforiert und mit ein bißchen Glück den Verstärker der Anlage in Elektroschrott verwandelt. Bleibt nur der Schlagzeuger, der als einziger mit einem konsequent an den Songs tüfftelt. Leider ist es nur ein ganz anderer Song, an dem der Schlagzeuger sitzt. Und diese Gruppe Verhaltensauffälliger soll man sich einmal pro Woche antun?
Man könnte doch eigentlich jeden im Probenraum mittlerweile durch eine KI am Computer ersetzen? Und dieser Gedanke ist zulässig, schließlich hat sich das der Keyboarder auch schon gedacht. Der hat den Geburtstag seiner Oma nämlich vorgeschoben und arbeitet zuhause in Ruhe… an seinem Soloprojekt.