Ende der Welt - Die tägliche Glosse Unordentliche Verstecke
Ostern steht vor der Tür und viele Eltern suchen nach den besten Verstecken für Schokoladeneier. Für mich, als ordnungsfanatischen OCDler, war das jahrelang purer Stress. Die Lösung? Eine Übernachtungsparty mit Pizzaessen – und plötzlich gibt es genug Unordnung für perfekte Verstecke! Eine Glosse von Sandra Limoncini.
Die Definition von Verstecken ist „etwas hinter etwas anderem verbergen.“ Warum ich das erzähle? Ist doch klar, Ostern steht vor der Tür und viele Eltern überlegen bereits angestrengt, wo die besten Verstecke für Schokoladeneier sein könnten. Ich persönlich kriege bei dem Thema sofort Schnappatmung, weil Ostern für mich jahrelang brutaler Stress war. Ich habe nämlich nicht nur Kinder, die jedes Jahr eine kreative Ostereier-Versteck-Performance erwartet haben, ich habe auch OCD. Also den Zwang immer alles aufzuräumen.
Mein Ordnungswahn ist in unserer Familie legendär. Meine Mutter fragte mich, nachdem ich bereits ein paar Jahre in meiner Wohnung lebte. Das sieht aber leer aus. Willst Du keine Möbel haben? Sprich ich bin extrem ordentlich und mag es eher reduziert. Sie wussten das vielleicht nicht, aber wenn man richtig ordentlich ist, dann ist gute Verstecke zu finden praktisch unmöglich. Oder anders formuliert, es gibt nichts Besseres als unordentliche Häuser und Wohnungen, um Dinge zu verbergen. Je mehr Kram und Zeug herumsteht, desto besser.
Tatsächlich ist es dann auch schwer, die Dinge zu finden, die man gar nicht verstecken wollte, aber das ist jetzt grad nicht von Belang. Denn Kinder sind in solch einer Umgebung stumm vor Glück, weil sie stundenlang Nougateier suchen können. Für mich, war das Eier Verstecken jedenfalls jahrelange Qual. Stellen sie sich einfach vor, sie müssten in einer sehr spartanisch eingerichteten Zahnarztpraxis 40 Eier verstecken. Ok? Now we talking.
„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen“
Ich habe oft überlegt, ob ich meine Kinder mit unverhältnismäßigen Geldbeträgen bestechen soll, um die traditionelle Ostereier Suche abzuwenden. Ich habe sogar angeboten, ihnen die Eier einfach wie an Nikolaus morgens in bereit gestellte Stiefel zu füllen. Aber da war nichts zu machen. Also musste ich ran. Nur wohin mit den vielen kleinen Eiern in buntem Zellophan? Ich habe dann in meiner Not einfach geschlossene Verstecke genutzt Schubladen, Schränke, Schulranzen. Das führte aber nur dazu, dass wir Monate oder teilweise auch Jahre später noch angegraute Schokoladeneier fanden, die nicht mal unser zuckersüchtiger Sohn noch essen wollte.
Die Lösung all meiner Probleme kam dann im Laufe der Jahre ganz von selbst zu mir. Wenn sie jetzt denken, dass das steigende Alter meiner Kinder, das Problem gelöst hat, muss ich sie enttäuschen. Meine Kinder sind längst ausgezogen und wollen bis heute Ostereier suchen. Nein, frei nach dem Bibelspruch: „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen“ habe ich einfach meine Wohnung den österlichen Anforderungen angepasst. Mir selbst ist Unordnung machen nicht gegeben, aber dafür den Freunden meiner Kinder. Übernachtungsparty mit anschließendem Pizza essen und Zack, wie durch ein Wunder, sah die Wohnung aus wie ein Schlachtfeld. Das einzige Problem war für mich, nicht sofort hinterher zu feudeln.
Das Programm haben wir dann einfach jedes Jahr gemacht. Kurz vor Ostern immer Pizza und Übernachtungs-Party bei uns. Ich gebe zu, ich habe einen hohen Preis gezahlt. Aber ich wurde entschädigt mit österlich leuchtenden Kinder - und später auch Pubertier Augen, die mit vollen Körbchen gefüllt mit Schokoladen Eiern durch die Wohnung fegten. Frohe Ostern!!