Wassermacht und Wasserpracht Augsburg auf dem Weg zum Weltkulturerbe
Augsburg hat Großes vor. Die älteste Stadt in Bayern will Weltkulturerbe werden. Dabei geht sie mit ihrem einzigartigen Ensemble der Wasserkunst ins Rennen. Die Augsburger Wassertechnologie gilt als ausgeklügeltes Meisterwerk.
Dass die alte Römer- und spätere Reichsstadt ein historisches Trinkwassersystem hat, das heute immer noch funktioniert, dass hier etwa das älteste Wasserwerk Deutschlands steht, das ist weitgehend unbekannt.
Aber das soll sich jetzt ändern. Denn Augsburg will mit seiner Wasserkunst und seinen bis zu 600 Jahre alten Bau-, Technik-, Kunst- und Naturdenkmälern auf die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes gelangen.
Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg bilden nach Ansicht von Experten ein komplexes wasserwirtschaftliches System mit bedeutenden technischen, architektonischen und industriearchäologischen Denkmälern aus dem 15. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Sie dokumentieren für diesen Zeitraum lückenlos die Abfolge und Vernetzung technologischer Entwicklungen.
Trinkwasser und Brunnenkunst - Augsburg pflegt die Tradition
Die über Jahrhunderte nachweisbare Wertschätzung der Bedeutung des Wassers findet Ausdruck in Brunnen von höchstem künstlerischen Rang, heißt es in der Bewerbung Augsburgs. Bereits die Römer hätten Augsburg, das sie am Zusammenfluss von Lech und Wertach gegründet hatten, durch eine offene Wasserleitung über das Lechfeld mit Brauchwasser aus der Singold versorgt. Spätestens seit dem Mittelalter habe Augsburg die Wasserkraft von Lechkanälen genutzt.
Augsburg rechnet sich mit seiner Bewerbung zum UNSECO -Weltkulturerbe gute Chancen aus. Denn weltweit führt die UNESCO-Welterbeliste nur zwei Güter auf, die auf Wasserwirtschaft basieren: Das historische Hydrauliksystem der Stadt Shushtar im Iran mit seinem System von Brücken, Dämmen und Kanälen, das vom 3. bis 19. Jahrhundert der Bewässerung diente, sowie die Oberharzer Wasserwirtschaft, die zu den größten vorindustriellen Systemen zum Antrieb von Wasserrädern im Bergbau zählt.
Anders als das Hydrauliksystem von Shustar und die Oberharzer Wasserwirtschaft belegen die Denkmäler von 'Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg' nach Ansicht der Initiatoren eine komplexe und über ein halbes Jahrtausend nachvollziehbare Entwicklung teils sehr unterschiedlicher Technologien und Nutzungen.
Die Augsburger halten ihre Bewerbung zum Welterbe auch deshalb für aussichtsreich, weil die historische Wasserwirtschaft zwei Themen beinhaltet, die auf der UNESCO-Welterbeliste noch immer rar sind, die Bewirtschaftung von Süßwasser und die Rolle der Wasserkraft für die Industrialisierung.
Ein Wasserrad, das Perspektiven gibt ...
Die deutsche Kultusministerkonferenz hat Augsburg jedenfalls 2014 unter den 31 Kandidaten aus 13 Bundesländern für die deutsche Bewerbungsliste ausgewählt. Bis 1. Februar 2018 muss der Antrag definitiv beim UNESCO-Welterbezentrum in Paris eingereicht werden. Bis dahin sind noch einige bürokratische Hürden zu überwinden.
Annemarie Ruf ist für die Sendung "Zeit für Bayern" den Spuren der Historischen Wasserwirtschaft in Augsburg gefolgt und hat nach Hoffnungen und Erwartungen gefragt.