Bayern genießen im September "Rückkehr"
Was gibt es Schöneres als wieder daheim zu sein? Alles fühlt sich vertraut an und doch irgendwie neu; und wenn die erste Waschmaschine läuft, beginnt der Alltag wieder, auf den wir uns nach guter Erholung sogar heimlich freuen.
Und Bayern genießen ist nach der Sommerpause auch wieder da. Mit diesen Themen:
Die Themen von Bayern genießen im September
- Oberbayern: Zurück vom Berg - Die Glockensymphonie des Almabtriebs (Andreas Estner)
- Schwaben: Zurück von der Walz. Ein Handwerksbursch wieder daheim im Allgäu (Viktoria Wagensommer)
- Niederbayern/Oberpfalz: Zurück in die Provinz - Von gut ausgebildeten Fachleuten, die das Glück in der Heimat suchen (Renate Roßberger)
- Mittel-/Oberfranken: Zurück zu den Wurzeln - Das jahrhundertealte Weingut der Stadt Klingenberg am Main ist wieder da (Peter Braun)
- Mainfranken: Zurück im Fluß - Im Einzugsgebiet der fränkische Aufseß gibt es wieder Edelkrebse (Katrin Küx)
- München: Zurück zum Knistern - Schallplatten und Musikcassetten feiern fröhliche Urständ' (Julie Metzdorf)
Redaktion und Regie: Gerald Huber
Zurück vom Berg
Die Glockensymphonie des Almabtriebs
Mit dem Wort "Bergsommer" verbindet man gemeinhin frühes Aufstehen, Aufstieg auf schattigen Pfaden, Gipfelrast, Einkehr in der Hütte und vergisst völlig, dass es längst vor der touristischen Nutzung der Gebirge Bergsommer gegeben hat.
Jahrtausendelang gehörten die Sommer in den Bergen allein dem Vieh und seinen Hirten. Die Almwirtschaft ist so alt wie der Mensch sesshaft ist. Im bayerischen Raum also rund 7.500 Jahre. In dieser nahezu unvorstellbar langen Zeit haben sich all die Gewohnheiten und Bräuche der Almwirtschaft entwickelt, die bis heute gültig sind. Almabtrieb und Viehscheid beispielsweise, die alljährlich im September und Oktober stattfinden. Ein Tutti-Finale für die Kuhglockensymphonie des Bergsommers.
Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.
Interaktive Karte: Viehscheid und Almabtrieb 2013
Zurück von der Walz
Ein Handwerksbursch wieder daheim im Allgäu
Der Mensch hat nur aus praktischen Gründen sein jägerisches Vagantenleben aufgegeben und ist sesshaft geworden: Bebaute Felder brauchten ständige Pflege. Aber auch in den Jahrtausenden seit der Erfindung der Landwirtschaft gehört Mobilität zum Menschenleben dazu. Kein Berg war je zu hoch, kein Wasser zu weit um nicht über- und durchschritten zu werden. Reisen bildet – der Spruch hat früher wahrscheinlich noch mehr gegolten als heute. Aber immer noch gilt für Handwerksburschen auf der traditionellen Walz:
Blick ins Walz-Album von Wolfgang Huber
Nach der Lehrzeit marschieren die fahrenden Gesellen mit nur ein paar wenigen Habseligkeiten bepackt los, sie sollen neue Arbeitstechniken und Orte kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln, erst nach über drei Jahren dürfen sie zurückkehren. Die hat der Zimmerer Wolfgang Huber aus Röthenbach im Westallgäu schon hinter sich. Für Fürstensöhne beispielsweise gab es lange Zeit die Grand Tour, die in ferne Länder führte und Handwerksburschen gehen ebenfalls schon immer auf die Walz – ein Wort, das übrigens mit dem Wallen, der Wallfahrt, dem Walken und dem englischen to walk zusammenhängt:
Zurück in die Provinz
Fachleuten, suchen das Glück in der niederbayerischen Heimat
Wer was lernen und sein Glück machen will, der muss in die Fremde. Was für die Handwerker gilt, gilt schon seit seinen Anfängen auch für den Akademiker. Einstmals war der fahrende Scholast, der von Universität zu Universität ziehende Student ein alltägliches Phänomen.
In Zeiten, in denen es fast überall Unis und schon beinah in jedem größeren Dorf ein Gymnasium gibt, kommt dem höheren Schüler- und Studentendasein eine neuartige Sesshaftigkeit zu, der erst mit allerlei Auslands- und sonstigen Er-fahrungsstipendien abgeholfen werden muss. Aber das bloß nebenbei. Schülern und Studenten aus etwas abgelegeneren Regionen wissen bis heute, was es bedeutet, Internatsschüler zu sein oder sich beim zum Studium in einer fremden Stadt behaupten zu müssen. Viele von ihnen kommen dabei ihrem Heimatort für immer abhanden. Manche dagegen entscheiden sich neuerdings bewusst für die Rückkehr in die Heimat – und es sind nicht die schlechtesten, weil sie was erlebt haben.
Zurück zu den Wurzeln
Das jahrhundertealte Weingut der Stadt Klingenberg am Main ist wieder da
Schon im alten Volkslied kommt bekanntlich nicht gut weg, wer immer hinterm Ofen sitzt, gar fein die Ohren spitzt und kein Stund fürs Haus ist kommen aus. Denn Erfahrenheit kommt von fahren. Und letztlich kann selbst der Erfahrene, der nicht in seine Heimat zurückkehrt für eine Rückkehr ganz anderer Art sorgen. Nämlich für die Rückkehr zur althergebrachten Qualität, die von manchen Stubenhockern, die immer alles so machen, wie mans immer schon gemacht hat, fahrlässig aufs Spiel gesetzt wird. In Klingenberg am Main wars so. Dort hatte das traditionsreiche städtische Weingut jahrelang rote Zahlen geschrieben und es musste erst ein 25-jähriger aber viel erfahrener Jungwinzer von der Ahr kommen, zurück das Weingut zu den Wurzeln zu führen. Innerhalb von drei Jahren hat es Benedikt Baltes bereits in die Spitze des fränkischen Weinbaus geschafft.
Ausflugstipps von Katrin Küx
Unsere Bayern gemießen-Autorin empfiehlt als Ausflugsziele
Zurück im Fluß
Im Einzugsgebiet der fränkischen Aufseß gibt es wieder Edelkrebse
Wer jetzt im Urlaub am Mittelmeer war, hat sicher auch die ein oder andere Krabbe genossen.
Wobei zu sagen ist, dass Krabbe ein norddeutsches Wort ist, dessen süd- und eigentlich hochdeutsches Pendant Krebs heißt. Beide Wörter hängen zusammen mit dem krabbeln, dem bayerischen krawen und mit den griechischen und lateinischen Wörtern karabos/carabus, die auch soviel wie Krebs bedeuten.
Krebse gab es früher nicht nur im Meer, sondern in überreicher Fülle auch in unseren heimischen Bächen und Flüssen bis ihnen diverse Kalamitäten den Garaus machten. Seitdem hat sich auch bei uns das Wort Krabbe von der Waterkant durchgesetzt. Aber, wie ja das rückwärtsgehen bekanntlich eine Eigenart der Krebse ist, kehren sie seit einiger Zeit wieder nach Bayern zurück. Im kommenden Fall geht es um die Rückkehr der Krebse in die Aufseß, einem Nebenfluss der Wiesent in der fränkischen Schweiz. Nicht nur ein kulinarisches Erlebnis …
Zurück zum Knistern
Schallplatten und Musikcassetten feiern fröhliche Urständ'
Es ist eine Zeremonie. Eine Schallplatte aus dem Regal nehmen, die schwarze Scheibe langsam und vorsichtig aus der Hülle ziehen, noch einmal entstauben, auf den Plattenspieler legen und dann die Nadel gaaaaanz vorsichtig auf das Vinyl absenken… Dieses Ritual mögen offenbar nicht nur ältere Menschen, sondern auch Jüngere. Sie geben viel Geld für neue teure Plattenspieler aus und kaufen wieder Schallplatten – und zwar nicht nur gebrauchte, sondern ganz neue. Die Produktions- und Verkaufszahlen steigen kontinuierlich, weltweit. Dabei war das Medium Schallplatte in den 90er Jahren schon einmal totgesagt worden. Aber wie immer gilt: Totgesagte leben länger.
Mehr Bayern genießen im Fernsehen: "Zwischen Spessart und Karwendel", sonntags, um 15 Uhr, auf BR-alpha.
Die Sendung kommt diesmal vom berühmten Karpfhamer Volksfest, einem jener regionalen Feste, die bei vielen, die in die Fremde gegangen sind, eine ganz besondere Rolle spielen. Zu solchen Festen nämlich kehren sie zumindest vorübergehend in ihre Heimat zurück, um Freunde, Bekannte und Verwandte wieder zu treffen.