Vom langen Verdrängen Auf den Spuren des Euthanasie-Programms der Nazis
Sieben Jahrzehnte nach dem Höhepunkt der Vernichtung "lebensunwerten Lebens" haben Maximiliane Saalfrank und Thies Marsen nach Spuren der Euthanasie in Altbayern gesucht, sie besuchten Einrichtungen, fragten Zeitzeugen und Angehörige, wälzten Archivgut und mussten dann feststellen, dass viele ihrer Fragen immer noch unbeantwortet bleiben.
Vieles harrt immer noch der Be- und Aufarbeitung oder wird gerade erst entdeckt. So etwa fand Hans Hertkorn, der ehemalige Direktor der Einrichtung Ecksberg, jetzt eine recht umfangreiche Sammlung von Porträtaufnahmen von Pfleglingen. Auf der Rückseite der Fotos ist genau angegeben, welches Schicksal dem Fotografierten auferlegt worden war.
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Gründung der Einrichtung der Barmherzigen Brüder in Straubing wurde 2009 erstmals auch der sehr persönliche Bezug des Münchner Kardinals Michael Faulhaber zur NS-Euthanasie dargestellt: Faulhaber hat einen Bruder während der Euthanasiezeit der Nazis verloren.
Die Verfasserin der Ortschronik von Etterschlag, die sich bewusst auch der Lokalgeschichte während der NS-Zeit widmen wollte, entdeckte zu ihrer Überraschung, dass ein Etterschlager in Hartheim ermordet wurde. Zwangssterilisationen und den Ablauf der Euthanasie im heutigen Landkreis Fürstenfeldbruck zu dokumentieren, das hat sich Peter Bierl zur Aufgabe gemacht.
Die Suche der Verwandten
Erzählungen über Euthanasieopfer gehören in vielen Orten zur mündlichen Tradition, so auch in Töging am Inn, wo ein betagtes Elternpaar die Urne ihres in Hartheim vergasten Sohnes ins Rathaus brachte und mit dem Satz "Jetzt brauch' ma unseren Franzi auch nimma" zurückließ.
Meist sind es Nichten, Neffen oder entfernte Verwandte, so die Erfahrung in den bayerischen Einrichtungen, die sich für das Schicksal von Angehörigen interessieren, die durch die NS-Euthanasie ermordet wurden.
Hans Benkner aus Eichenried ist einer von ihnen. Seinen Vetter Alfons hat er nie kennengelernt und doch dessen Lebens- und Leidensweg detailliert dokumentiert. Anderen ist es ein Bedürfnis, regelmäßig eine Gedenkstätte aufzusuchen, sich dort zu engagieren oder einfach nur eine Gedenkplatte zu stiften, um dem Opfer ein sichtbares Erinnerungsmal zu geben.
Verschwiegen in der Familienchronik
Und doch gibt es immer noch viele Familien, in denen einfach ausgeblendet wird, dass ein Bruder, eine Schwester, dass Vater oder Mutter im Hungerhaus verstorben, in der Gaskammer ermordet oder durch die berüchtigte "Behandlung" mit Luminal starb.
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Sieben Jahrzehnte nach dem Höhepunkt der Vernichtung "lebensunwerten Lebens" haben Maximiliane Saalfrank und Thies Marsen nach Spuren der Euthanasie in Altbayern gesucht, sie besuchten Einrichtungen, fragten Zeitzeugen und Angehörige, wälzten Archivgut und mussten dann feststellen, dass viele ihrer Fragen immer noch unbeantwortet bleiben.