Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Die Goldene Straße Historisches Erbe und touristischer Road-Trip

Zu Zeiten Karls IV. blühte der Handel zwischen Nürnberg und Prag. Auf der Goldenen Straße wanderten Gewürze, Waffen und Vieh hin und her. 2016 wäre Karl IV. 700 Jahre alt geworden. Grund genug, die uralte Route neu zu entdecken.

Von: Thomas Viewegh

Stand: 15.05.2016 | Archiv

Für seine Zeitgenossen war der deutsch-römische Kaiser und böhmische König Karl IV. (1316 – 1378) ein zweiter "Karl der Große". Moderne Historiker nennen ihn einen Herrscher von europäischem Format. Geschickte Diplomatie, kluge Friedenspolitik und die Förderung des Handels zeichneten den Herrscher aus dem Hause Luxemburg aus.

Ehemals Neuböhmen, heute Mittelfranken und Oberpfalz

Sendung zum Nachhören Entlang der Goldenen Straße

Der gebürtige Prager hatte ein eminentes Interesse daran, die "goldene" Stadt an der Moldau mit Nürnberg und damit Handel und Politik im Reich besser zu verbinden. Als Karl und seine zweite Frau, Anna von der Pfalz, als Heiratsgut viele Gebiete der heutigen Oberpfalz und Mittelfrankens erhielten, nutzte der Herrscher die Gunst der Stunde und dehnte seine böhmische Hausmacht auf den neuen Landbesitz aus. Spätere Geschichtsschreiber gaben diesen Ländereien den Namen "Neuböhmen".

Der böhmische König auf der Goldenen Straße

Immer mehr Handelszüge nutzten den vergleichsweise sicheren Wegenetz-Korridor zwischen Ost und West. Schließlich legte Karl IV. den Verlauf der Route per Gesetz fest und verfügte außerdem, dass der böhmische König nur noch auf der Goldenen Straße auf böhmischem Boden reisen sollte.

Alte Spuren sind bis heute zu erkennen

Im Wald zwischen Lanz und Störnstein finden sich noch alte Wagenspuren.

Die alte Fernhandelsmagistrale verlief 1.000 Kilometer von Luxemburg kommend über Nürnberg in die Oberpfalz und dann weiter nach Böhmen und nach Prag. Wer heute nach Spuren der alten Trasse sucht, braucht ein gutes Auge. Rainer Christoph, der Vorsitzende des Fördervereins "Goldene Straße", erkennt das Bodendenkmal aber sofort. Zwischen Lanz und Störnstein im Landkreis Neustadt an der Waldnaab finden sich beispielsweise noch alte Wagenspuren.

"Wenn der Weg nicht übersichtlich war, musste der, der oben stand, ins Horn blasen. Er horchte: Kommt da was? Kommt ein Ton zurück? Nein! Also ist der Weg frei."

Rainer Christoph, Vorsitzender des Fördervereins 'Goldene Straße'

Schlägereien unter Fuhrleuten

Ein nachgebauter historischer Handelswagen auf der Nürnberger Freizeitmesse.

Alte Gerichtsakten berichten von Schlägereien unter Fuhrleuten, sogar bis aufs Blut – nur weil einer mal nicht darauf geachtet hatte, Signal zu geben, bevor er mit seinem Gespann in den Weg eingefahren ist. Noch heute gilt die Regel: Bergfahrt vor Talfahrt.

Die Orte entlang der "Goldenen Straße" erlebten damals eine wirtschaftliche Blütezeit. Im Laufer Stadtarchiv, in einer abschließbaren Holzschatulle, wird eine wertvolle Münze verwahrt: einer der wenigen erhaltenen Karls-Pfennige. Im Jubiläumsjahr muss ihn Archivarin Ina Schönwald öfter herzeigen denn je.

"Der Karlspfennig ist eine Münze aus Kuttenberger oder Iglauer Silber – aus Böhmen wurde dieses Silber nach Lauf gebracht und hier wurde dann hinter dem Stadttor in einer Münzstätte, die der Kaiser extra dafür anlegen ließ, der Karlspfennig geprägt."

Archivarin Ina Schönwald

Gehandelt und deshalb transportiert wurden damals gewebte, Maschen, Saatgut, Orientwaren wie Gewürze und Medikamente, Wein  – aber auch Schmuck, Rüstungen und Waffen. Aus Böhmen brachten die Händler auf der "Goldenen Straße" tierische Fette, Schlachtabfälle, Felle, Häute, Wachs, Kupfer, Zinn und Eisen und auch Ochsen nach Nürnberg. In Hersbruck östlich von Lauf erinnern bis heute in das Kopfsteinpflaster der Prager Straße eingelassene Schriftsteine an die frühen Warenströme.

"In der Richtung, in der man es lesen kann, in der Richtung sind dann die Waren transportiert worden, zum Beispiel kam aus Schlackenwald im Erzgebirge das ganze Zinn, das hier in Nürnberg dann zu Zinntellern verarbeitet wurde, auf denen man die sechs Bratwürste isst. Und Nürnberg war ja ein großer Waffenproduzent. Und deswegen haben die das Erz aus der Oberpfalz hier durchtransportiert."

Helmut Süß von den Altstadtfreunden Hersbruck

Alle goldenen Straßen führen nach Prag

Seit der EU-Osterweiterung entdecken Historiker aus Bayern und Tschechien, aber auch die Tourismusbranche und Kommunalpolitiker die uralte Route neu – und damit die sie umgebende Kulturregion voller Baudenkmäler und mittelalterlicher Ortskerne. Aus Anlass der bayerisch-tschechischen Landesausstellung "700 Jahre Karl IV." hat Zeit für Bayern-Autor Thomas Viewegh das ehemalige "Neuböhmen" entlang der alten Handelsroute erkundet und dabei festgestellt: Alle goldenen Straßen führen nach Prag.

Bayerisch-tschechische Landesausstellung

Der Freistaat Bayern und die Tschechische Republik nehmen den 700. Geburtstag von Karl IV. Anlass, eine gemeinsame Landesausstellung mit internationalem Rahmenprogramm zu veranstalten. Die Ausstellung wird bis zum 25. September 2016 in Prag in der Wallenstein-Reithalle präsentiert und vom 20. Oktober 2016 bis zum 5. März 2017 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen sein.


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