Bayerisch-Tschechische Landesausstellung Kaiser Karl IV.
Zum 700. Geburtstag von Kaiser Karl IV. hat sich das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg mit Leben und Wirken des facettenreichen Herrschers im ausgehenden Mittelalter auseinandergesetzt.
Kaiser mit Schwert und Feder
Das 14. Jahrhundert war eine Krisen- und Umbruchzeit: Die Pest wütete in weiten Teilen Mitteleuropas, Naturkatastrophen und Hungersnöte forderten viele Opfer. Zeitgleich erlebten Architektur, Technik, Kunst und Kultur einen Aufschwung, besonders in den mit Karl verbundenen Reichs- und Bischofsstädten. Prag erhielt die erste Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zur Metropole. Die Prager Hofkunst wirkte stilbildend. Auch die freie Reichsstadt Nürnberg, seinen zweithäufigsten Aufenthaltsort nach Prag, hat Karl erheblich durch Stiftungen gefördert. Seine hohe Bildung machte ihn zu einem Kaiser des Schwertes und der Feder: Als erster Herrscher verfasste er eine Autobiografie.
Der Herrscher
Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone. Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Erneuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Und er schaffte ein epochales Werk: Die Goldene Bulle von 1356 wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte viereinhalb Jahrhunderte lang die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten.
Der Politiker
Als Kaiser stützte er sich weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie - und auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg des ebenso frommen wie berechnenden Kaisers. Daneben betrieb er geschickte Heiratspolitik: Bei seinen vier Ehen wie bei der Verheiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen“ in der Oberpfalz.
Umstrittener Herrscher oder Ikone?
Weil er für seine Hausmachtpolitik in großem Umfang Reichsgut verpfändete, sahen deutsche Historiker Karl lange als „Vater Böhmens, aber Erzstiefvater des Reiches“, während er in Böhmen bzw. Tschechien bis heute als „Vater des Vaterlandes“ gilt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde er von beiden Seiten national vereinnahmt, obwohl er sich selbst weder als Tschechen noch als Deutschen, sondern als Kaiser von Gottes Gnaden gesehen hat.
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So haben Sie das weltberühmte "Männleinlaufen" in Nürnberg noch nicht gesehen
Nürnberg - zweithäufigster Aufenthaltsort des Kaisers
Nürnberg spielte in der Politik Karls IV. immer eine wichtige Rolle, wovon noch heute mehrere Bauwerke wie die Kaiserburg, die Frauenkirche und die Kirchen St. Lorenz und St. Jakob zeugen. Hier hat er 1356 die ersten 23 Kapitel der Goldenen Bulle verabschiedet, eine Art Reichsgrundgesetz. Das Glockenspiel mit dem "Männleinlaufen" an der Frauenkirche, bei dem die sieben Kurfürsten dem Kaiser huldigen, erinnert täglich daran. In Nürnberg kam auch Karls ältester Sohn Wenzel - sein Nachfolger - zur Welt.
Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2016 / 2017
Die Landesausstellung zu Kaiser Karl IV. war ein Gemeinschaftsprojekt der Tschechischen Republik und des Freistaats Bayern.