Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Gut behütet Ein Streifzug durch die Geschichte des Hutes

Ob Pfarrer, Jäger, Bauer, Dienstmagd oder Dame von Welt – ohne Hut, Kappe oder Haube waren Menschen in früheren Zeiten nicht standesgemäß gekleidet.

Von: Hannelore Fisgus

Stand: 25.10.2016 | Archiv

Noch bis in die 1950er Jahre war es für einen Mann undenkbar, ohne Kopfbedeckung aus dem Haus zu gehen. Auch die Dame galt noch bis in die dreißiger Jahre ohne Kopfbedeckung als schlecht angezogen. Der Hut war immer mehr als nur Schutz vor Kälte, Nässe und Sonne.

"Der Handwerker hat Kappen getragen - man sagt zünftig, das kommt von Zünften – jede Zunft hat ihre eigene Kleidung getragen. Der Stadtherr hat einen Hut getragen. Es hat auch früher den sogenannten Bürgermeisterhut gegeben.... Der  Bürgermeister  hat einen hohen Zylinder getragen, weil er war der höchste in der Stadt war und die Untertänigen haben niedrigere Hüte getragen."

Robert Nuslan, Hutmacher in Regensburg

Der Hut gab Aufschluss über die Zugehörigkeit zu Gesellschaftsschichten und Ständen. Nicht selten war er auch Ausdruck politischer Gesinnung und immer war er Schmuck und modisches Accessoire.

"Ich werde immer wieder gefragt, wann soll ich das tragen. Ich sage, wenn Sie zum Aldi gehen. Ich mach' das."

Ute Patel-Missfeld

Ute Patel-Missfeld gehört mit Sicherheit zu den mutigsten Hutträgerinnen Bayerns, wenn nicht sogar ganz Deutschlands. Selbst in Ascot würde die Organisatorin des Neuburger Hutmarktes mit ihren Kreationen auffallen. Ob knallgelbe Federn an einem Barett oder üppige Rosen auf einem Wagenrad – sie stellt das Motto der Veranstaltung „Mut zum Hut“ immer wieder selbst unter Beweis. Der alljährlich stattfindende Hutmarkt ist ein Dorado für alle Liebhaberinnen und Liebhaber praktischer und ausgefallener Kopfbedeckungen

Spätestens in den 1960ger Jahren mit der 68er und der Hippibewegung begann der Untergang des Hutes als Teil der alltäglichen Kleidung. In Lindenberg im Allgäu erinnert heute nur noch ein Museum an die 34 Hutfabriken die es dort einmal gab. Lediglich eine Firma ist übrig geblieben. Handwerklich hergestellt Hüte gehören weitgehend der Vergangenheit an. Die Masse der Kopfbedeckungen wird in China und anderen Billiglohnländern hergestellt. Allerdings gibt es inzwischen aber auch wieder eine kleine, aber feine Szene von Modistinnen, die ausgefallene Kreationen für besondere Gelegenheiten fertigen. Eine davon ist der Hutsalon Alida in München

"Die jungen Hutmacher, die jetzt so 20-25 Jahre aktiv sind, gehören einer anderen Riege an. Hut ist nicht mehr so im Blickpunkt und ist kein Muss mehr sondern ein Kann und ist frei in der Form. Es ist eine andere Art Hut."

Alida, Hutkünstlerin

Der Hut erlebt gerade ein Revival

"Wer an Hut hot, der muss a an Trauterer ham. Weil ma geht viel gerader, ma is viel selbstbewusster, also der Hutmensch is scho a anderer."

Andreas Nuslan, Hutmacher in Regensburg

Der Hutmacher Andreas Nuslan aus Regensburg arbeitet in seiner Werkstatt noch wie vor 100 Jahren und stattet viele Film- und Fernsehproduktionen mit Kopfbedeckungen aus. Aber auch klassische Hüte, vom Cowboyhut über die Kreissäge bis zum Bogart und zum Trachtenhut, sind bei ihm gefragt.

"Mir ham sehr  viel junge Leit, die Hüte an Künstlern sehen und sich mit denen identifizieren – zum Beispiel Jan Josef Liefers oder Udo Lindenberg, die setzen sie dann auch auf. So entsteht Mode."

Andreas Nuslan, Hutmacher in Regensburg


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