Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Frankenwein, Musik und Militär Die vielen Gesichter Hammelburgs

Hammelburg feiert heuer 1.300 Jahre Stadtgeschichte. Dabei präsentiert sich das Städtchen mit allem, was es zu bieten hat. Also mit Frankenwein, Musik und Militär. Doch das macht Hammelburg nur von außen betrachtet aus.

Von: Anke Gundelach

Stand: 14.07.2016 | Archiv

Im Jahr 716 wird Hammelburg erstmals urkundlich erwähnt. 1.300 Jahre später wird das in der Kleinstadt mit gut 11.000 Einwohnern und zehn Ortsteilen heuer groß gefeiert. Zum Beispiel an einem milden Frühlingsabend, als Menschen aus allen Himmelsrichtungen mit Musikinstrumenten auf den Marktplatz strömten. Eine außerordentliche Bürgerversammlung zum Jubiläum war in der Zeitung angekündigt worden. Eine Bürgerversammlung wurde es auch – mit Hunderten Menschen, die den Platz mit der Europahymne zum Klingen brachten. Bürgermeister Armin Warmuth strahlte an diesem Tag mit der Sonne um die Wette.

"Das war sensationell. Alles hat gepasst. Ich habe richtig Gänsehaut bekommen, oben vom Rathaus aus. Es machte mir richtig Spaß, so viele Bürgerinnen und Bürger gut gelaunt zu sehen und mit Musikinstrumenten."

Armin Warmuth, Bürgermeister von Hammelburg  

Älteste Weinstadt Frankens

Hammelburg versteht es, Feste zu feiern, und der Frankenwein gehört immer mit dazu. Offiziell belegt ist der Weinbau hier seit dem Jahr 777 – so früh wie nirgends sonst in Franken. Damals schenkte Karl der Große Hammelburg mit all seinen Besitztümern – darunter auch Weinberge – dem Kloster Fulda. Die Urkunde , die noch im Original erhalten ist, macht Hammelburg zur ältesten Weinstadt Frankens – sehr zur Freude der heimischen Winzer.

"Es gibt mit Sicherheit die eine oder andere Region, die damals auch schon Weinbau betrieben hat. Weinberge gab's in viele. Aber keiner hat's urkundlich so gefestigt wie wir. Die Urkunde ist hieb- und stichfest. Und das das ein guter Werbeaspekt, den wir haben."

Stefan Ruppert, Winzer und Vorsitzender des örtlichen Weinbauvereins

Das Weingut Ruppert ist eines der ältesten in Hammelburg. Stefan und sein jüngerer Bruder Matthias halten die Familientradition hoch und bewirtschaften auch historische Weinlagen – zum Beispiel die Hammelburger Lage Heroldsberg.

"Es ist eine der ältesten Hammelburger Lagen, wo noch mit Trockenmauern, Heckenstreifen oder Heckengrundstücken zwischendrin Weinbau betrieben wird. Natürlich etwas erschwert durch die Steillage und durch die bedingte Mechanisierung. Aber trotzdem haben wir hier recht warmes und gutes Klima mit auch recht langen Reifephasen und dadurch natürlich auch gute und gehaltvolle Weine."

Stefan Ruppert, Winzer und Vorsitzender des örtlichen Weinbauvereins

Der Jubiläumsbocksbeutel aus Hammelburg

Es ist ein Idyll hoch über dem Saaletal – kleinteilig, naturnah und artenreich. Zwischen den Rebzeilen grünt und blüht es. Das Tal der Fränkischen Saale ist die nördlichste Weinbauregion Frankens. Zu Vermarktungszwecken hat sich die Gegend vor ein paar Jahren den Namen "Frankens Saalestück" gegeben, in Anlehnung an "Sahnestück". Böden und Klima machen die Weine unverwechselbar. Und im Jubiläumsjahr haben die sechs Hammelburger Winzerbetriebe erstmals einen Wein gemeinsam kreiert. Der Silvaner im schicken Jubiläumsbocksbeutel wird bei offiziellen Anlässen als Souvenir verschenkt und ist ein Renner auf den Weinfesten.

Größter Arbeitgeber: die Bundeswehr

Schießanlage des Ausbildungszentrums Infanterie in Hammelburg

Reich gemacht hat der Wein die Stadt allerdings nicht. Es gibt in Hammelburg auch keine großen Industriebetriebe. Größter Arbeitgeber am Ort ist seit langer Zeit die Bundeswehr – mit etwa 1.000 zivilen und 1.300 militärischen Dienstposten. Hammelburg beherbergt unter anderem das Vereinte Nationen-Ausbildungszentrum der Bundeswehr. Soldaten aus aller Welt werden in Hammelburg auf Einsätze in Krisengebieten vorbereitet. Viele Soldaten, die in jungen Jahren als Fremde kamen, wurden in der Stadt heimisch, blieben und prägten das gesellschaftliche Leben mit. Ebenfalls in Hammelburg angesiedelt ist das Ausbildungszentrum Infanterie, das 2016 auch ein Jubiläum feiert: Es wird 60 Jahre alt und gilt als Mutterhaus der Infanterie.  

"Wir zählen sicherlich zu den ältesten Truppenteilen und Einrichtungen, die es in der Bundeswehr gibt. Die es auch immer noch gibt, denn viele sind ja in der Zwischenzeit geschlossen worden. Und wir sind als Ausbildungszentrum Infanterie ja nicht nur in Hammelburg zu Hause, sondern auch an mehreren anderen Standorten in und außerhalb Deutschlands."

Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann, Kommandeur des Ausbildungszentrums Infanterie

Bundeswehr ist voll akzeptiert

Rund 6.000 Lehrgangsteilnehmer aus dem In- und Ausland durchlaufen das Ausbildungszentrum Infanterie jedes Jahr – meist, um ihr Wissen und ihre Fertigkeiten anschließend an andere weiterzugeben. Was das Soldatenleben in Hammelburg ebenfalls auszeichnet: Die Bundeswehr ist hier voll akzeptiert und ins öffentliche Leben eingebunden. 

"Ja, also wir sind wirklich hier zu Hause. Wir sind fest verwurzelt und verankert in der Bevölkerung hier. Wir haben es letztes Jahr gesehen, da hatten wir wieder mal die Chance, einen Tag der offenen Tür zu machen und hatten einen Riesenzuspruch. Und wir hatten überhaupt keine Sicherheitsprobleme, im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland. Wir machen Vereidigungen in der Öffentlichkeit, wir üben ja auch sehr viel außerhalb des Übungsplatzes und wir stoßen immer auf eine sehr wohlwollende, interessierte Öffentlichkeit. Das ist sehr, sehr wohltuend."

Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann, Kommandeur des Ausbildungszentrums Infanterie

Deutschlands erste Landesmusikakademie

Die Bayerische Musikakademie in Hammelburg

Am Schlossberg gibt es eine weitere Einrichtung, die aus Hammelburg nicht mehr wegzudenken ist: die Bayerische Musikakademie Hammelburg. 1980 wurde sie in den Räumen des damaligen Franziskaner-Klosters Altstadt gegründet. Deutschlands erste Landesmusikakademie wurde seither stetig erweitert und ist noch heute Motor für innovative musikalische Projekte und mehr Qualität in der Ausbildung. Ihr Leiter Kuno Holzheimer erinnert sich noch gut an die Anfänge.

"1980 war ich als Lehrgangsteilnehmer auch schon hier. Ich kenne das Haus also jetzt mittlerweile 36 Jahre. Aber damals fand alles nur im Klostergebäude statt. Dort war vorher ja noch eine Polizeischule drin, da hatten die Mönche am Wochenende ihre Ruhe. Und plötzlich kamen die Musiker und es war vor allem an den Wochenenden das Haus gefüllt. Doch für manche Chöre und Blasorchester war es schnell zu klein."

Kuno Holzheimer, Leiter der Bayerischen Musikakademie Hammelburg

1987 wurde der Grundstein für ein neues Gebäude samt Konzertsaal gelegt – an der Stelle der ehemaligen Felsenkellerbrauerei von Hammelburg. 2004 wurde die Musikakademie dann nochmals erweitert mit zusätzlichen Übungsräumen und einem Kammermusiksaal. Nachdem die Franziskaner-Mönche das Kloster Altstadt im Jahr 2014 aufgaben, übernahm die Akademie deren Gebäude schließlich komplett.

Ein Feature von Anke Gundelach

Frankenwein, Musik und Militär – das macht also Hammelburg aus, allerdings nur von außen betrachtet. Für ihr Feature in der "Zeit für Bayern" hat Anke Gundelach auch mit den Einheimischen gesprochen. Für sie ist Hammelburg eher ein großes Dorf, an dem sie das Kleine, Überschaubare und Persönliche oder einfach "die Leut" lieben, die die Stadt mit Charme und Leben erfüllen. Anke Gundelach berichtet als Korrespondentin für den Bayerischen Rundfunk aus ihrem Heimatlandkreis Bad Kissingen, in dem auch die Kleinstadt Hammelburg liegt.


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