Weitgehend unbekannt Die kleine Eiszeit in Bayern
Es sind nicht nur die großen Politiker, Feldherren und Denker, die Geschichte schreiben. Manchmal ist es schlicht und einfach das Wetter. Kaum noch bekannt ist, dass es im ausgehenden Mittelalter eine kleine Eiszeit gab, die Bayern verändert hat. Von Thomas Grasberger
Die "kleine Eiszeit", die mit dem frühen 14. Jahrhundert einsetzte, sollte das Leben der Menschen grundlegend verändern: Auf tief gefrorene Böden und sommerliche Hochwasser folgten bald Ernteausfälle, steigende Lebensmittelpreise und Hunger. Danach sollte es nicht lange dauern, bis Krankheiten, Kriege, sozialer Unfriede und die Suche nach Sündenböcken auf den Plan traten.
Jahrhunderte lang hatte zuvor eine Warmzeit geherrscht und Europa in den Jahren 900 bis 1350 mit einem milden Klima verwöhnt. Ernteüberschüsse wurden zur Grundlage jener kulturellen Blüte, die als Zeit der großen Kathedralen in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Selbst im heutigen Bier-Land Bayern war damals Weinbau noch gut möglich.
Doch plötzlich sollte das Leben ein anderes werden. Bis ins 19. Jahrhundert hinein dauerte jene kleine Eiszeit, die innerhalb ihres Verlaufs erhebliche Klimaschwankungen und besonders kalte Phasen kannte. Es sollte in ganz Europa eine Zeit der sozialen und politischen Veränderungen werden, von den Bauernkriegen bis zur Reformation; mitverursacht nicht zuletzt durch den Klimawandel.