Nürnberger Prozesse Echos des NS-Kriegsverbrecherprozesses
Im November 1945 hat der Nürnberger Prozess gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher begonnen. Wir zeichnen 75 Jahre danach mit historischem Material ein Hörbild des Prozesses – und sind mit einer der letzten Zeitzeuginnen in den Gerichtssaal zurückgekehrt.
In den Nürnberger Prozessen wurden das erste Mal führende Vertreter eines Regimes für Verbrechen gegen die Menschlichkeit persönlich haftbar gemacht. Es war die Geburtsstunde des Völkerstrafrechts.
Zwölf Todesurteile, sieben Haftstrafen, drei Freisprüche
Von November 1945 bis Oktober 1946 meldete sich auch der Rundfunk live aus dem Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes. 22 NS-Hauptkriegsverbrecher waren angeklagt. Zwölf von ihnen wurden zum Tode verurteilt, sieben zu Haftstrafen. Drei Angeklagte sprach das Gericht frei.
Urteile des Internationalen Militärtribunals
Bereich: nationalsozialistische Führung
Hermann Göring
Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der Luftwaffe
Urteil: Tod durch den Strang
Selbstmord am Vorabend der Hinrichtung
Bereich: nationalsozialistische Führung
Bereich: nationalsozialistische Führung
Martin Bormann
engster Mitarbeiter Hitlers im "Führerhauptquartier"
Urteil in Abwesenheit: Todesurteil
Bei Kriegsende verschwunden
Bereich: nationalsozialistische Führung
Bereich: nationalsozialistische Führung
Bereich: nationalsozialistische Führung
Franz von Papen
Vizekanzler im ersten Kabinett Hitlers 1933, später Botschafter in Wien und Ankara
Urteil: Freispruch, später zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt
1949 entlassen, 1969 gestorben
Bereich: Oberkommando der Wehrmacht
Bereich: Oberkommando der Wehrmacht
Bereich: Kriegsmarine
Erich Raeder
bis 1943 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine
Urteil: Lebenslange Haft
1955 wegen Krankheit entlassen
1960 gestorben
Bereich: Kriegsmarine
Karl Dönitz
Chef der U-Boot-Flotte, von 1943 an Oberbefehlshaber der Kriegsmarine
Urteil: zehn Jahre Haft
1956 entlassen
1980 gestorben
Bereich: nationalsozialistische Propagandamaschinerie
Julius Streicher
Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer", Gauleiter von Franken
Urteil: Tod durch den Strang
Bereich: nationalsozialistische Propagandamaschinerie
Hans Fritzsche
Chef des Nachrichtenwesens im Propagandaministerium
Urteil: Freispruch, später zu neun Jahren Arbeitslager verurteilt
1950 entlassen
1953 gestorben
Bereich: nationalsozialistische Propagandamaschinerie
Baldur von Schirach
Reichsjugendführer und Gauleiter von Wien
Urteil: 20 Jahre Haft
1966 entlassen
1974 gestorben
Bereich: Kriegswirtschaft
Albert Speer
Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion
Urteil: 20 Jahre Haft
1966 entlassen
1981 gestorben
Bereich: Kriegswirtschaft
Fritz Sauckel
Generalbevollmächtigter für Arbeitseinsatz und fünf Millionen Zwangsarbeiter
Urteil: Tod durch den Strang
Bereich: Kriegswirtschaft
Hjalmar Schacht
bis 1937 Wirtschaftsminister, bis 1939 Reichsbankpräsident (Amtsenthebung).
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler kommt er 1944/45 ins KZ Flossenbürg.
Urteil: Freispruch
Gestorben 1970
Bereich: Kriegswirtschaft
Walter Funk
Reichswirtschaftsminister ab 1937
Urteil: Lebenslange Haft
1957 wegen Krankheit entlassen
1960 gestorben
Bereich: Kriegswirtschaft
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
angeklagt als Repräsentant der Rüstungsindustrie
Verfahren eingestellt wegen Verhandlungsunfähigkeit
1950 gestorben
Bereich: Verbrechen in besetzten Gebieten (und Konzentrationslagern)
Bereich: Verbrechen in besetzten Gebieten (und Konzentrationslagern)
Bereich: Verbrechen in besetzten Gebieten (und Konzentrationslagern)
Alfred Rosenberg
führender Partei-Ideologe und Minister für die besetzten Ostgebiete
Urteil: Tod durch den Strang
Bereich: Verbrechen in besetzten Gebieten (und Konzentrationslagern)
Konstantin von Neurath
1938 Außenminister, 1939 bis 1943 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
Urteil: 15 Jahre Haft
1954 wegen Krankheit entlassen
1956 gestorben
Bereich: Verbrechen in besetzten Gebieten (und Konzentrationslagern)
Wilhelm Frick
Reichsinnenminister und Reichsprotektor in Böhmen und Mähren
Urteil: Tod durch den Strang
Bereich: Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
37.000 Tonbandmeter
Die Verhandlung vor dem internationalen Militärtribunal war für das deutsche Volk wegbereitend in der Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Auch für die Nachgeborenen ist dieser Prozess eine reichhaltige Quelle, um sich mit der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen, nicht zuletzt dank der 37.000 Tonbandmeter, auf denen das Verfahren aufgezeichnet wurde – die journalistische Berichterstattung noch gar nicht eingerechnet.
Zwölf Nachfolgeprozesse
Nach den Urteilssprüchen im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher ging die Aufarbeitung im Rahmen der Nürnberger Prozesse weiter. In insgesamt zwölf Nachfolgeprozessen, die alle vor US-Militärgerichten stattfanden, mussten sich 177 weitere hochrangige Vertreter des NS-Regimes verantworten.
Eine der letzten Zeitzeuginnen erinnert sich
Irmgard Purlein hat die Nürnberger Prozesse miterlebt. Damals arbeitete sie als Sekretärin für verschiedene Anwälte. 2016 ist sie mit uns in den Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes zurückgekehrt – und hat sich an die eindrucksvollsten Momente des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher erinnert.
Mit der aktiven Bewegung durch den Raum des folgenden 360-Grad-Videos zeigen sich dazu die passenden historischen Bilddokumente.
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360-Grad-Video Nürnberger Prozesse - Eine der letzten Zeitzeuginnen erinnert sich