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Tapfere Schneiderlein Die Textilwirtschaft in Oberfranken boomt

Wer heute von der Textilregion Oberfranken spricht, erntet meist fragende Blicke: Textilwirtschaft in Oberfranken? Gibt es die überhaupt noch? Dabei brummen die Betriebe gerade so, als gäbe es keine Billigkonkurrenz aus China.

Von: Petra Nacke

Stand: 25.01.2017 | Archiv

Tapfere Schneiderlein: Die Textilwirtschaft in Oberfranken boomt

Die Textilwirtschaft hat den nordöstlichen Teil Bayerns jahrhundertelang geprägt. Viele glauben, dass dieser Industriezweig heute bestenfalls noch im Museum zu bestaunen, ansonsten aber ein bedauernswertes Opfer der Globalisierung ist.

Klasse statt Masse

Eine Flechtmaschine der Firma Liros in Berg: Die Seile, die der Spezialist hier herstellt, werden in die ganze Welt geliefert.

Doch die oberfränkischen Textilbetriebe brummen im 21. Jahrhundert gerade so, als gäbe es die Billigkonkurrenz aus China oder Südosteuropa überhaupt nicht. Das Überlebenselixier heißt Klasse statt Masse, Innovation und Forschung statt billiger Plagiate. Auf diese Weise hat sich Oberfranken zur drittgrößten Textil produzierenden Region Deutschlands und zu einem hochkarätigen Global Player entwickelt – und das weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.

Eine textile Erfolgsgeschichte

Etliche "Hidden Champions", heimliche Superstars, tummeln sich zwischen Hof und Bayreuth, Bamberg und Coburg. Von hier aus schicken häkelnde Jungunternehmer ihre Wolle erfolgreich in die halbe Welt, hier werden von Studenten neue Technologien entwickelt und von den Betrieben in der Umgebung begeistert aufgegriffen. In der Region werden alteingesessene Familienbetriebe zu Vorreitern der experimentellen Textilverarbeitung.

Beispiel Myboshi

Ein gutes Beispiel für den Boom ist das Unternehmen Myboshi. Wirtschaftsingenieur Thomas Jaenisch und Lehramtsstudent Felix Rohland haben es 2009 gegründet und stellen seitdem Häkel-Mützen her und handeln mit Wolle. Gleichzeitig hat Myboshi einen wahren Häkel-Boom ausgelöst.

"Myboshi ist nicht nur die Mütze, mittlerweile sind wir wohl der Handarbeits-Ideengeber für junge Leute in halb Europa."

Thomas Jaenisch, Myboshi-Unternehmensgründer

Die Oberfranken haben inzwischen schon mehrere Bücher mit Anleitungen zum Häkeln von Mützen, Schals, Taschen oder Dekoartikel veröffentlicht. Außerdem haben sie eine eigene App und eine Self-Made-Internet-Seite veröffentlicht.


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