Social Pricing So soll feiern gehen für alle bezahlbar bleiben
Der Münchner Club Rote Sonne führt das sogenannte "Social Pricing" ein. Drei Preiskategorien sollen dazu beitragen, allen Menschen den Clubeintritt zu ermöglichen. Wie funktioniert das genau?
Viele Tanzbären kennen das. Der Abend mit Freund*innen startet. Feucht fröhlich wird die WG-Küche zum Dancefloor umgebaut. Bald reicht das nicht mehr und die Party soll in den Club verlagert werden. Aber oft ist unter den Freunden mindestens eine Person, der bei den Ticketpreisen die Lust vergeht. So wie Monja: „Also ich geh schon richtig gern feiern, aber ich habe als Studentin nicht so viel Geld zur Verfügung, dass ich mir das öfter als einmal im Monat leisten könnte, weil es meistens schon so auf 15 bis 20€ kommt. Also wenn ich mal reich bin, werde ich öfter feiern gehen.“
Club-Eintritt nur noch für Reiche?
Meine Güte! 15 bis 20€, nur für den Eintritt! Monja gibt zu, dass sie sich da schon mal eine Notlüge einfallen lässt, warum sie nicht mit in den Club kommt. Etwa: Zu müde, die Vorlesung am nächsten Morgen oder das langegeplante WG-Frühstück. Auch Peter Fleming ist sich bewusst, dass jungen Menschen oft die Knete fehlt, um im Club zu feiern. Er ist Ex-Betreiber des Harry Klein Clubs und seit 2010 auch Macher der queeren Garry-Klein-Partys, die nach dem Aus des Harry Klein in der Roten Sonne stattfinden.
„München ist einfach das teuerste Pflaster. Gerade der Jugend muss man die Möglichkeit geben, ausgehen zu können", sagt Peter Fleming. Um wieder mehr junge Menschen im Technokeller der Roten Sonne in München begrüßen zu können, gibt es seit Dezember ein neues Preissystem: das Social-Pricing. Sozusagen das Feiern für den kleinen Geldbeutel. Ab sofort werden im Vorverkauf drei Ticketpreise angeboten. Ein sozialer Preis für Menschen mit wenig Einkommen. Ein fairer Preis, der dem Club, den Künstler*innen und den Mitarbeiter*innen das finanzielle Überleben sichert. Und ein mittlerer Preis für alle dazwischen.
Social Pricing: Wie viel ist die Clubnacht wert?
Durchschnittliche Eintrittspreise in die Rote Sonne mit dem neuen Ticket System: man zahlt, was man sich leisten kann
Sozialer Preis
Unter der Woche ca. 4€, am Wochenende ca. 12€
Mittlerer Preis
Unter der Woche ca. 7€, am Wochenende ca. 16€
Fairer Preis
Unter der Woche ca. 9€, am Wochenende ca. 18€
In der Roten Sonne blicken sie mit Enthusiasmus auf die ersten Wochen zurück. Fleming resümiert: „Die Leute haben verteilt gekauft. Sie haben nicht nur die günstigsten Tickets gekauft und sind dann auf die Teureren gegangen. Die Leute haben eine Eigenverantwortung oder sind sich bewusst: Ich hab mehr Geld, mir ist die Party was wert - dann zahle ich halt mehr.“ Der Booker der Roten Sonne, Alioune Diob, ergänzt: „Meine erste Reaktion war, dass ich sehr überrascht und freudig war, dass es so gut funktioniert.“
Social Pricing basiert auf Vertrauensbasis
Diob sich über das insgesamt sehr positive Feedback der Besuchenden. Nur wenige würden in den Social-Tickets nichts anderes als eine andere Form von Presale-Tickets sehen. Alioune Diob: „Natürlich, bei manchen Abenden beobachten wir, dass die Social-Tickets sehr schnell ausverkauft sind. Ich hoffe einfach, dass da einige Leute dabei sind, die es sich sonst nicht hätten leisten können.
"Dann musst du dich immer zu erkennen geben. Dann bist du nicht mehr die Person, die in den Club gehen will, sondern eben die arbeitslose Person. Das wollten wir nicht."
Peter Fleming, ehmaliger Eigentümer vom Harry Klein Club.
Früher gab es auch schon mal andere Rabattaktionen. So wurden Studis oder Arbeitssuchende ermäßigt hereingelassen. Im Nachtleben, wo Anonymität eine gigantische Rolle spielt, kam das aber nicht immer gut an, denn: „Dann musst du dich immer zu erkennen geben. Dann bist du nicht mehr die Person, die in den Club gehen will, sondern eben die arbeitslose Person. Das wollten wir nicht.“, so Fleming.
Das Konzept geht für die Rote Sonne bisher auf
Die Social Tickets basieren also auf Vertrauen von Seiten der Clubbetreiber. Trotz finanziellem Risiko ist Peter Fleming froh, so für noch mehr Inklusion im Münchener Nachtleben sorgen zu können.