Zum Sonntag Wunschwort für das Jahr 2025: zusammen
Für das Entstehen der Gemeinschaft braucht es Begegnung. Wenn viele mitmachen, kann 2025 ein Jahr des zusammen werden, sagt Landesbischof Christian Kopp.
Das Jahr 2025 ist wenige Tage alt. Was wird es wohl bringen wird? Ich mag diese Tage zwischen den Jahren und am Anfang jedes neuen Jahres. Es sind besondere Tage, so zwischen Weihnachtsplätzchen und Vier-Schanzen-Tournee. Tage für das Lesen, Spielen, für Familie, Freunde, Schönes, einen Winterspaziergang und auch zum Nachdenken. Mich hat 2024 sehr beschäftigt, wie das ganze Thema des Zusammen und des Gemeinsamen unter Druck gekommen ist. Was war das fast schon ein Schauspiel rund um das Ende der Ampelregierung mit Schuldzuweisungen und Überbietungen an Versprechungen dann in den Wahlprogrammen. Ob wirklich alles wieder in Ordnung kommt, wenn eine neue Regierung in Deutschland arbeitet? Schön wäre es.
In den Tagen um die Jahreswende verzeichnet die Telefonseelsorge in Deutschland immer besonders viele Anrufe. Der wichtigste Grund, warum Menschen anrufen, ist Einsamkeit. Es ist doch wirklich kaum zu fassen, dass Menschen, die nur durch das Miteinander zweier Menschen auf die Welt gekommen sind, an Einsamkeit leiden.
Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann hat im Jahr 2024 mit ihrem Mann ihr Buch Gemeinsinn, der sechste Sinn herausgegeben. Auf vielen Seiten führen sie dort Hinweise aus der Wissenschaft auf, dass Menschen mitfühlend und solidarisch sein können. Dieser von Assmann sechste, soziale genannte Sinn braucht allerdings auch einen entsprechenden Nährboden. Sie geht davon aus, dass zivilgesellschaftliches Engagement Strukturen verändern kann.
Solidarität, Geschwisterlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Empathie und Respekt gibt es unter Menschen. Es gibt viele Beispiele, wo Menschen sich freiwillig für Schwimmbäder etwa engagieren oder für Stolpersteine zur Erinnerung, wie Müll bei Ramadama weggeräumt wird oder Menschen bei Kirchen und den Tafeln etwa sich ehrenamtlich engagieren.
Ich wünsche mir für das Ende des neuen Jahres, dass das Wort "zusammen" oder "gemeinsam" das Wort des Jahres wird. Ich würde es wählen. Vom Beginn unseres Lebens an sind Menschen auf andere angewiesen. Menschen kommen als vollkommen hilflose Lebewesen auf die Welt, die viele Jahre brauchen, um einigermaßen selbstständig leben zu können. Es gibt einen großen Hunger nach Verbundenheit und Zugehörigkeit. Gleichzeitig bekommen wir in unserer sich so schnell verändernden Welt ununterbrochen so viele Nachrichten und Impulse. In den Befragungen sagen viele junge Menschen, dass ihre wichtigsten sozialen Kontakte online stattfinden.
Der beste Tipp gegen Einsamkeit ist ein einziges Wort: Raus. Raus aus der Wohnung und auf die Straße und in die Natur. Den anderen begegnen und der Natur. Und dort dann alle Chancen nutzen. In der Geschichte der Welt ist das Gemeinschaftsgefühl, das Menschen in Krisen entwickeln und die Stärke, die daraus hervorgeht, der entscheidende Faktor für eine gute Zukunft nach den Krisen. Ideen dafür gibt es zuhauf. Freunde von uns veranstalten regelmäßig Abendessen, zu denen sie die Nachbarschaft einladen. Das ist nicht immer wunderschön und interessant, aber aus diesen Abendessen ist schon ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl im Wohnhaus gewachsen. Oder Gemeinschaften auf Zeit wie ein Rennradtreff am Abend.
Für das Entstehen der Gemeinschaft braucht es Begegnung, so ganz in echt. Wirksame Veränderungen beginnen immer bei mir selbst. Das geht nicht anders. Wenn viele mitmachen und auf andere zugehen, dann kann das Jahr 2025 ein Jahr des zusammen werden. Ich bin dabei, machen Sie auch mit. Es würde unserem Land guttun.