Bayern 2

     

(1817-1884) Theodor von Cramer-Klett

Stand: 19.01.2023

Theodor von Cramer-Klett | Bild: Stadtarchiv Nürnberg

Arbeitsblatt: Theodor von Cramer-Klett Format: PDF Größe: 403,72 KB

Biografie in einfacher Sprache: Theodor von Cramer-Klett Format: PDF Größe: 383,22 KB

Einordnung/Grundinfo

Theodor von Cramer-Klett (1817-1884) aus Nürnberg war ein bekannter Kaufmann und Industrieller. Als Eigentümer der Maschinenbau Actiengesellschaft Nürnberg, die als Maschinenfabrik Klett & Co. von seinem Schwiegervater Johann Friedrich Klett gegründet worden war, gilt er - neben Joseph von Baader und Joseph Anton von Maffei - als einer der drei wichtigsten Wegbereiter der Eisenbahn in Bayern.

Herkunft/Vorgeschichte

Cramer-Klett, der vor seiner Heirat mit Emilie Klett, Tochter des Industriepioniers Johann Friedrich Klett, einfach Theodor Cramer hieß, geriet eher über Umwege in die Eisenbahnbranche, auch wenn sein Onkel Georg Zacharias Platner war, der spätere Mitinitiator der ersten Eisenbahn in Deutschland. Während also der Onkel Cramers gemeinsam mit Johann Friedrich Klett, seinem späteren Schwiegervater, am Durchstarten der Eisenbahn arbeitete, versuchte sich Cramers Vater in einem ganz anderen Wirtschaftszweig und plante, einen Vergnügungspark am Schmausenbuck zu errichten. Das Projekt scheiterte und der Vater ging pleite, was dazu führte, dass die Familie Nürnberg vorübergehend verließ.

Über Prag, München und Wien landete Theodor Cramer schließlich in Genf, wo er erfolgreich im Bankwesen arbeitete und eine Verlagsbuchhandlung erwarb, der er den Friedens- und Kriegskurier angliederte, eine Zeitung, die später als Fränkischer Kurier zu der heute noch existierenden Nürnberger Zeitung wurde. Das konnte er damals noch nicht wissen, wohl aber dank seines Geldes rehabilitiert nach Nürnberg zurückkehren und um die ihm schon lange gewogene Tochter Kletts (sowie seinen künftigen Schwiegervater) werben; auch hierin war er erfolgreich und heiratete Emilie Klett 1847. Das gab auch seinem beruflichen Leben eine entscheidende Wendung.

Maschinenbau

Johann Friedrich Klett, der neue Schwiegervater Cramers, hatte ab 1838 die "Maschinenfabrik Klett & Co." im heutigen Stadtteil Wöhrd gegründet. Wöhrd gehörte schon damals zu Nürnberg, erinnerte aber noch an ein Dorf vor den Toren der Stadt. Die Fabrik lieferte ab 1842 Dampfmaschinen und führte Reparaturen an der Ludwigsbahn durch. Hier setzte Cramer-Klett, der die Firma kurz nach seiner Eheschließung erbte, an und sicherte sich Großaufträge beim Bau der "Nord-Süd-Eisenbahn", die von Nürnberg nach Bamberg führen sollte.

Der Erfolg war so groß, dass die Firma - inzwischen in Maschinenbau Actiengesellschaft Nürnberg umbenannt - in den 1860er-Jahren das größte Unternehmen in ganz Bayern war und Cramer-Klett der reichste Einwohner Bayerns. Hauptschwerpunkt waren Eisenbahnwaggons, Dampfmaschinen und der (Stahl-)Brückenbau. Hier gelangen auch weit beachtete Gebäude, zum Beispiel der sog. "Glaspalast" in München oder die Brücke von Gustavsburg nach Mainz, die mit einer Länge von über 1000 Metern eine große technische Leistung darstellte. Besonders eindrucksvoll war auch die Marienbrücke über die Pöllatschlucht direkt gegenüber von Schloss Neuschwanstein, welche die Firma in filigraner Stahlbauweise errichtete.

Allerlei Aktivitäten

Auf die Dauer konnte die Firma nicht nur von der Eisenbahn leben, da hier so langsam alles gebaut war, was man brauchte, und keine großen Neubaustrecken mehr dazukamen. Deshalb verlagerte Cramer-Klett seinen Schwerpunkt nach München und dort in das Finanzwesen. Neben der Gründung einer Bank war er maßgeblich an der Errichtung der "Münchner Rückversicherungsanstalt" (auch die existiert noch heute unter dem "modern" klingenden Namen Munich RE) beteiligt, einer "Versicherung für Versicherungen".

In der Nürnberger Fabrik hingegen ging es in dieser Zeit bergab, die Firma schrumpfte und musste Arbeiter entlassen. Dennoch unterstützte Cramer-Klett in Nürnberg weiterhin kulturelle Projekte wie die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung und das Nürnberger Gewerbemuseum. Nach seinem Tod konnte die Maschinenbaufirma gerettet werden, indem sie mit der "Augsburger Maschinenbaugesellschaft" fusionierte - zur heute noch bekannten Firma MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg), die hauptsächlich Busse und LKWs baut.

Worterklärungen:

Eisenbahnbranche: Eine Branche ist ein Wirtschafts- oder Geschäftszweig - die Eisenbahnbranche umfasst also alle mit der Eisenbahn beschäftigten Personen und Firmen.

rehabilitiert: Jemand, dessen Ansehen (z.B. nach einer Niederlage, einer Pleite oder sogar einer Straftat) wieder hergestellt wurde, ist rehabilitiert.

filigran: Eine besonders feingliedrige Schmiedearbeit (oder auch besonders feingliedrig gestaltete andere Gegenstände) bezeichnet man als filigran.

Aufgaben:

1. Lad den Zeitstrahl herunter

und markiere Cramer-Kletts Lebenszeit in Grün auf dem Zeitstrahl:

Tabelle und Zeitstrahl: Vergleich der Industriepioniere Format: PDF Größe: 844,23 KB

2. Erarbeite für deine Mitschüler einen kurzen Vortrag über Cramer-Kletts Leben

Dabei sollst du nach Möglichkeit in eigenen Worten formulieren und dich an den folgenden Bereichen und Fragen orientieren:

  • Kindheit und Jugend: Wie waren Cramer-Kletts Startbedingungen auf dem Weg zum Erfolg? Wuchs er in einem armen oder wohlhabenden Elternhaus auf? Bekam er eine Ausbildung, die ihm später weiterhalf?
  • Maschinenbauer und Unternehmer: Wie kam Cramer-Klett zu den neuen Technologien Eisenbahn und Maschinenbau? Warum interessierte er sich für die Eisenbahn beziehungsweise den Maschinenbau?
  • Weitere Interessen: Welche weiteren Interessen verfolgte Cramer-Klett? Waren diese Interessen für seinen Erfolg hilfreich?
  • (vermuteter) Charakter: Wie würdest du seinen Charakter beschreiben? Passt seine Selbstdarstellung auf dem Bild zu den Eigenschaften, die sein Lebenslauf nahelegt?

3. Wähle einen der folgenden Filmausschnitte aus

und schau ihn dir nochmal an. Achte dabei besonders auf das Verhalten, das Cramer(-Klett) seinem künftigen Schwiegervater gegenüber an den Tag legt.

Ausschnitt 1:

Cramer-Klett wirbt um Emilie, die Tochter Kletts, wird von diesem aber als Schwiegersohn abgelehnt

Filmausschnitt 1: Theodor Cramer wirbt um Emilie Klett

Ausschnitt 2:

Cramer-Klett als eifriger Mitarbeiter in Kletts Fabrik, der sich aber auch für die Tochter Kletts interessiert

Filmausschnitt 2: Cramer-Klett als eifriger Mitarbeiter in Kletts Fabrik

Ausschnitt 3:

Cramer-Klett und Klett nehmen eine neue Dampfmaschine in der erfolgreichen Fabrik in Betrieb

Filmausschnitt 3: Cramer, Klett und die Eisenbahn

Ausschnitt 4:

Cramer-Klett als etablierter Nachfolger Kletts

Filmausschnitt 4: Klett wird Fabrikant und Schwiegersohn

Bewerte nun die Darstellung Cramer-Kletts im Film. Überlege dazu, ob die Darstellung zu dem Charakter, den du (in Aufgabe 2d) erarbeitet hast, passt! Überlege dir gegebenenfalls einen Verbesserungsvorschlag!